PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
verstand nicht viel von dem, was der Divisionär ihm
über seine zukünftigen Aufgaben erklärte. Er war zu
benommen von der Auszeichnung, die ihn so völlig unerwartet
getroffen hatte. Gewiß, seit dem Besuch bei Suylon war ihm
klargewesen, daß der Ablauf seines Alltags sich in Kürze
drastisch ändern würde, und zwar zum Besseren. Er hatte
damit gerechnet, daß man ihm neue, interessantere Aufgaben
zuweisen würde, ihm vielleicht den Befehl über eine Gruppe
von Mitarbeitern geben wollte. aber niemals im Traum hätte er
daran gedacht, daß ihm eine Beförderung zum Analytiker ins
Haus stand.
Ehe er sich's versah, hatte ihn der Divisionär mit vielen
Glückwünschen wieder hinauskomplimentiert. Draußen
warteten zwei junge Männer, die ihn zwischen sich nahmen und ihn
wiederum in einen anderen Teil des Gebäudes brachten, den er
nicht kannte. Einer seiner Begleiter sagte:
»Das allerwichtigste ist stets der Gang zum Labor«,
aber Ningmak hatte keine Ahnung, was er damit meinte.
Man führte ihn in einen Raum, der wie eine medizinische
Forschungsstätte eingerichtet war. Einer seiner Begleiter war
zurückgeblieben, der andere trug ihm auf, sich zu entkleiden.
Ningmak wurde auf eine Liege gebettet, und während er sich noch
verwundert fragte, was man wohl mit ihm vorhatte, hörte er von
irgendwoher ein brausendes Summen. Er spürte, wie sich eisige
Kälte auf ihn herabsenkte, und empfand einen Atemzug lang
tödliche Angst. Dann schwand ihm das Bewußtsein.
Als er wieder zu sich kam, befand er sich noch immer in demselben
Raum. Das von tausend Fältchen durchzogene Gesicht eines alten
Mannes beugte sich über ihn und lächelte ihm zu.
»Du bist so gut wie neu, Freund Ningmak«, sagte die
Stimme des alten Mannes. »Steh auf, kleide dich an und geh
deines Weges!«
Ningmak gehorchte, noch immer benommen. Er wußte nicht, was
man mit ihm gemacht hatte. Was es auch immer gewesen sein mochte, es
schien keine Nachwirkungen hinterlassen zu haben. Nur einmal, als er
den Arm hob, spürte er einen schwachen, ziehenden Schmerz in der
rechten Achselhöhle. Er erinnerte sich dumpf, denselben Schmerz
an derselben Stelle schon irgendwann zuvor einmal empfunden zu haben;
aber es fiel ihm nicht mehr ein, bei welcher Gelegenheit.
Dieselben zwei Männer, die ihn zum medizinischen Labor
gebracht hatten, begleiteten ihn nun bis zum Hauptausgang des
Gebäudes, bestellten einen Mietwagen und trugen ihm auf,
zunächst nach Hause zu fahren, sich auszuruhen und auf weitere
Anweisungen zu warten. Der Mietwagen war ein komfortables Gefährt,
ganz anders als die Fahrzeuge, auf deren Benutzung er bislang als
Spezialist einen Anspruch gehabt hatte. Er hatte eine Ahnung, daß
auch »zu Hause« mittlerweile etwas anderes bedeutete, als
er gewöhnt war. Jetzt erst fing er an, sich zu entspannen. Das
Leben war plötzlich um einige Nuancen schöner geworden. Er
war Analytiker, Mitglied einer der höchsten Ebenen, die diese
Gesellschaft aufzuweisen hatte. Er durfte mit sich zufrieden sein.
Von Glück erfüllt, lehnte er sich in die weichen Polster
des luxuriösen Fahrzeugs zurück und sah zu, wie draußen
die Stadt an ihm vorbeiglitt.
Zehntausende von Lichtjahren entfernt, auf der Erde, hatte Mark
Richter nicht die leiseste Ahnung davon, wie haarscharf sein kühnes
Komplott soeben an der Entdeckung vorübergegangen war. Der
Eingriff, dem Ningmak sich hatte unterziehen müssen, diente
einzig und alleine dem Zweck, seinen Kodegeber so zu verändern,
daß er von nun an den neuen, für einen frischgebackenen
Analytiker zutreffenden Kode ausstrahlte. Dazu hatte das kleine Gerät
geöffnet werden müssen. Es war mehr oder weniger ein
glücklicher Zufall, der verhinderte, daß die Manipulation
der SolAb bei dieser Gelegenheit nicht entdeckt wurde.
Ningmaks Vermutung trog ihn nicht; er hatte ein neues Zuhause. Er
lebte in einem Sperrbezirk, den nur die Mitglieder der obersten
Schichten betreten durften. Ningmaks neue Wohnung lag in einem
Gebäude, das nicht mehr als vier Appartements enthielt. Sie
bestand aus drei Zimmern, einem Werk- und Kommunikationsraum und
einer verschwenderisch ausgestatteten Hygienekabine.
Ningmak befand sich wie im Rausch. Dutzende von Malen ging er
durch seine neue, riesig große Wohnung auf und ab und erfreute
sich an dem Luxus, der ihn umgab. Er wurde dreist und versuchte, eine
Verbindung mit Suylon herzustellen - jetzt, da er selber Analytiker
war und Suylons Genehmigung nicht mehr brauchte, wenn er ihn anrufen
wollte. Aber
Weitere Kostenlose Bücher