PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
Städter
und Landbewohner stellten bei weitem den größten Teil der
Gruppe. Es gab ein paar Bürger, die Handlangerdienste
verrichteten, und wiederum eine Handvoll von Spezialisten, die für
Aufgaben wichtigeren Charakters herangezogen wurden. Jeder der
Spezialisten bediente eine Datenendstelle, die unmittelbar an PSIKOR
angeschlossen war. Die Endstelle bestand aus einem Bildschirm, auf
dem Daten dargestellt werden konnten, und einer Konsole mit wenigen
Tasten, mit deren Hilfe sich das Gerät ein- und ausschalten ließ
und sonst noch ein paar Funktionen ausgeführt werden konnten.
Ohne auf seine Umgebung zu achten, machte Ningmak sich sofort an
die Arbeit. Um acht Uhr eins schaltete er das Gerät ein.
Unmittelbar danach drückte er die Ruftaste und gab PSIKOR zu
verstehen, daß er zum Empfang der ersten Datensendung bereit
sei. Es flackerte auf dem Bildschirm, und wenige Sekunden später
erschien eine Schrift: PLCURAK 600010210AFFFFFE-FEA
A0F1B2C938FFFF10241001 IST NACH DER DRITTEN STAERKUNGSPERIODE 2
MINUTEN ZU SPAET AN SEINEN ARBEITSPLATZ ZURÜCKGEKEHRT MINUS
KATEGORIE
Ningmak starrte die Schrift an. Zum ersten Mal seit Wochen saß
er wieder vor diesem Bildschirmgerät, und nach der Turbulenz der
Ereignisse auf Biparon erschien ihm der Vorwurf, der hier gegen einen
Mann namens Plcurak, Klassifizierung »Bürger«,
wohnhaft im Bezirk 241, Sektion 2860, Straße 2360, Gebäude
258, Wohnung 65 erhoben wurde, zunächst als überaus
lächerlich. Der Dummkopf hatte es sich also tatsächlich
erlaubt, seine Arbeitspause, und zwar die dritte, um zwei Minuten zu
überziehen. Und das sollte ein Vergehen der Kategorie 4 sein?
Natürlich währte Ningmaks Verwirrung nur wenige
Augenblicke. Dann kehrte ihm ins Bewußtsein zurück, was im
Buch der Regeln über die Heiligkeit der Arbeit stand. Natürlich
hatte sich Plcurak eines mittelschweren Vergehens schuldig gemacht,
indem er seine Arbeit zwei Minuten lang vernachlässigte. Der
Sache mußte nachgegangen werden. Man mußte sich um
Plcurak kümmern, ihm den Kopf zurechtsetzen, damit er sich nicht
noch mehrere solcher Verstöße zuschulden kommen ließ.
Ningmak drückte die Taste, die einen Mechanismus auslöste,
durch den der Inhalt des Bildschirms auf ein Stück Hartfolie
kopiert wurde. Sodann wählte er die Adresse des zuständigen
Sachbearbeiters und sandte ihm das Dokument per Rohrpost zu.
Nach einem letzten flüchtigen Blick auf die Bildfläche,
auf der sich der Name des Unglücklichen inzwischen zu PLCURAK
600010310AFFFFFEFE-A0F1B2C938FFFF10241001 geändert hatte -eine
Änderung übrigens, die Ningmak nicht bemerkte, da sie sich
in einem Teil des Kodes abspielte, dessen Bedeutung er nicht kannte
-drückte er von neuem auf die Auslösetaste und veranlaßte
dadurch PSIKOR, die Daten des nächsten Sünders auf den
Bildschirm zu spielen.
PSIKOR arbeitete, wie fast alle von der terranischen Technik
erzeugten Computer, ausschließlich mit Binärkode, also
einem Zahlensystem, dessen Basis die Zwei ist und das nur die Ziffern
0 und 1 kennt. Um PSIKORs Daten auf Bildschirmen und Druckfolien
besser darstellen zu können und nicht mit endlos langen
Schlangen von Nullen und Einsen hantieren zu müssen, verwandelte
der Kommunikationsprozessor, über den PSIKOR mit den zahllosen
Datenendstellen auf Negmantok verbunden war, die Binär-Daten in
sedezimale Daten. Das sedezimale Zahlensystem hat als Basis die Zahl
16 und arbeitet mit den Ziffern 0,1,2,3,4,5,6,7,8,9, A, B, C, D, E,
F. Es unterscheidet sich dadurch von dem im Alltag gebräuchlichen
Dezimalsystem, das die Zehn als Basis benutzt und nur die Ziffern 0
bis 9 kennt. Während im Dezimalsystem die Stellen einer Zahl,
von rechts nach links gelesen, aufsteigende Potenzen von 10
verkörpern, stellen sie im Sedezimalsystem aufsteigende Potenzen
der Zahl 16 dar.
Auf Negmantok hatte jeder Mensch nur einen Namen. Die Negmantoker
konnten sich solche Einfachheit deswegen erlauben, weil jedem Namen
ein vierzigstelliger, sedezimaler Kode angehängt war. Dieser
Kode diente zur genauen Identifizierung der Person und war im
allgemeinen nur PSIKOR und einer Handvoll Experten im Sekretariat für
Innere Ordnung bekannt. Als Spezialist, der mit solchen Dingen
tagtäglich umging, war Ningmak mit PSIKORs Personenkode
einigermaßen vertraut. Er wußte, daß der Kode sich
aus mehreren Zahlengruppen zusammensetzte, deren jede ihre besondere
Bedeutung hatte. Einige dieser Bedeutungen kannte Ningmak, andere
waren ihm unklar. Zur besseren Lesbarkeit,
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