PR TB 137 Am Rand Des Universums
verlieren. Wenn Keron wieder so
wurde, wie er früher gewesen war, bedeutete er keine Gefahr
mehr.
Zum erstenmal, seit sie in den Höhlen wohnten, stellte
Urabali in dieser Nacht Wachtposten auf. Dann erst zog er sich in
seine Höhle zurück, wo Panar ihn auf dem Lager erwartete.
6.
Ernst Ellerts Möglichkeiten waren beschränkt, weil er
Urabalis Körper nicht verlassen konnte. Wie der Häuptling,
war auch er aufVermutungen angewiesen, soweit sie Keron betrafen. Er
befand sichjedoch dem dreibeinigen Primaten gegenüber insofern
im Vorteil, als er mehr über die Existenz außerkörperlicher
Dinge wußte als dieser. Ereignisse aber, die Urabali nicht
verstand, mußten für ihn ein Werk von Zauberern und
Dämonen sein. Um so schwieriger war es für Ernst Ellert,
endlich direkten Kontakt mit ihm aufzunehmen. Und das mußtejetzt
unverzüglich geschehen, wenn ihm die Zügel nicht aus den
Händen gleiten sollten.
Obwohl er aus Erfahrung wußte, daß es ihm nicht
gelingen würde, versuchte er an diesem Abend, Urabalis Körper
zu verlassen. Er wußte, daß er dem Häuptling damit
Schmerzen zufügte, aber ihm blieb keine andere Wahl, wenn er
Keron entlarven wollte. Wie erwartet, mißlang der Versuch, aber
er war trotzdem nicht ganz umsonst gewesen. Es war seinem Bewußtsein
gelungen, direkten Kontakt mit dem Bewußtsein Urabalis
aufzunehmen. Er projizierte farbige Symbole in das Sehzentrum des
Häuptlings, die dieser natürlich nicht verstand. Immerhin
nahm er sie visuell wahr und wurde dadurch für die Aufnahme
mentaler Impulse empfänglicher. So gelang es Ernst Ellert, ihm
für die nächsten Tage exakt Anordnungen zu geben.
Ernst Ellert war nun endgültig davon überzeugt, daß
Keron von einem fremden Bewußtsein beherrscht wurde. Wenn es
seinen Körper nicht verlassen wollte oder konnte, mußte
eben nachgeholfen werden. Und da gab es nur ein Mittel: ein
elektrischer Schock.
Die Dreibeiner wußten nicht, was Elektrizität war. Aber
auf ihrer Welt gab es auch Kupfer, wie Ellert gleich zu Anfang
festgestellt hatte.
Also schickte er Urabali, um es zu holen.
Sein eigenes Bewußtsein überlagerte das des Häuptlings,
aber es ließ diesem genügend Spielraum. Eine völlige
Beherrschung wäre nicht unbemerkt geblieben und hätte nicht
nur Urabalis Mißtrauen, sondern das des ganzen Stammes geweckt.
Wenn Ellerts Vermutung stimmte, würde sich das fremde Bewußtsein
in Keron verraten, noch ehe das Experiment durchgeführt wurde.
Ellert bedauerte zutiefst die Tatsache, keinen Kontakt mit dieser
unbekannten Intelligenz aufnehmen zu können. Er mußte also
so weitermachen wie bisher und konnte dabei nur hoffen, das Richtige
zu tun.
Das aber würde sich erst dann herausstellen, wenn Urabali
geschickt genug war, seine Anordnungen durchzuführen.
Am anderen Morgen wickelte Urabali einen der Drähte von dem
Holzstück ab und wog ihn prüfend in der Hand. Das Metall
war weich und geschmeidig, aber es brach nicht. Es war besser
alsjeder Strick. Mit ihm würde man noch besser alsje zuvor
Metallspitzen an Speeren befestigen können. Kaum dachte er
daran, verspürte er auch schon wieder den Druck im Kopf.
Und die Stimme sprach zu ihm:
„Urabali, laß ein großes Holzfeuer anzünden
und einige Stücke des grauen Erzes so schmieden, als wolltest du
Messergriffe herstellen. Die erkalteten Eisenkerne soll man dir
bringen, und du wirst sie mit dem Draht umwickeln. Die Frauen sollen
inzwischen unten am Bach, wo die Strömung am stärksten ist,
ein großes Wasserrad aus Holz bauen. Ich werde dir noch
erklären, wie das gemacht wird, und du kannst dein Wissen an
Panar weitergeben."
Es war Urabali klar, daß er von einem Dämon besessen
war. Aber er wußte, daß es kein böser Dämon
war, sondern ein ihm und dem Stamm wohlgesinnter. Trotzdem durfte es
niemals jemand erfahren, sonst würde man ihn sofort töten.
Es blieb ihm also nichts übrig, als der Stimme zu folgen,
wenn er nicht wieder diese schrecklichen Kopfschmerzen bekommen
wollte.
Er rief ein paar von seinen Jägern herbei, gab ihnen seine
Anweisungen und nahm dann Panar beiseite, um ihr zu erklären,
wie man ein Wasserrad baue. Das Mädchen begriff zwar nicht, wozu
ein solches Rad gut sein sollte, aber es ging gehorsam zu den anderen
Frauen und teilte ihnen den Wunsch des Häuptlings mit.
Währenddessen schleppten die Männer Holz und Kohle herbei,
entfachten ein gewaltiges Feuer und legten den Granitblock zum
Schmieden bereit.
Keron stand wieder in der Nähe des Bachufers
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