PR TB 137 Am Rand Des Universums
und sah den
Frauen bei ihrer Arbeit zu.
Urabali ging zu ihm.
„Du hast nicht die Wahrheit gesprochen, als du von deiner
Gefangenschaft bei Ogura erzähltest. Du mußt gelogen
haben. Der Waldstamm weiß, was man mit dem schwarzen Stein
beginnen kann. Ogura kann es nur von dir wissen. Was hast du dazu zu
sagen?"
Wenn Keron erschrocken war, so ließ er sich nichts anmerken.
„Ogura ist ein kluger Häuptling, warum sollte er das
Geheimnis der brennenden Steine nicht kennen? Ich habe es ihm nicht
verraten."
„Du lügst!" wiederholte Urabali. „Früher
oder später werde ich es dir beweisen."
„Du wirst mir nichts mehr beweisen können, Urabali,
denn sobald der erste Schnee fällt, werden die Waldbewohner uns
angreifen und töten. Du hättest ihr Dorf sehen sollen, dann
würdest du anders denken. Sie sind stärker als wir, und sie
haben gute Waffen."
Urabali warf ihm einen lauernden Blick zu.
„Was für Waffen, Keron? Eiserne Messer? Lanzen mit
eisernen Spitzen - wie wir?"
Keron gab den Blick finster zurück. Er schwieg.
Urabali beachtete ihn nicht weiter und kehrte zum Feuer zurück.
Er sah, daß die unförmigen Eisenstücke bereits zu
glühen begannen und ein besonders kräftiger Jäger die
Metallkeule zurechtlegte, mit der er sie schmieden würde. Er
nickte ihm freundlich zu und ging zur Höhle. Nach kurzer Zeit
brachten sie ihm die ersten Stücke. Während die lautlose
Stimme ihm die Anweisungen gab, begann er mit der eigentlichen
Arbeit. Sorgfältig wickelte er den kupfernen Draht um die
Eisenkerne und ordnete sie nach einem ganz bestimmten Muster an. Er
begriff nicht, wozu das gut sein sollte, und seine Männer
begriffen es noch viel weniger. Auch Marutara schüttelte
verständnislos den Kopf und ging schweigend davon.
Panar kam herbeigelaufen und rief atemlos:
„Das Rad dreht sich!"
Urabali lächelte zufrieden.
„Ja, es muß sich auch drehen. Undjetzt werden wir
dieses Metallgestell so auf die Holzachse schieben, daß es sich
ebenfalls dreht. Komm mit!"
An den entgegengesetzten Enden des Spulengehäuses hatte er
zwei etwa einen Meter lange
Kupferdrähte angebracht. Die lautlose Stimme warnte ihn:
„Sobald sich der Eisenkern dreht, Urabali, darfst du die
beiden Kupferdrähte nicht mehr berühren. Wenn du einen
allein berührst, ist das nicht schlimm. Aber du darfst niemals
beide zugleich berühren. Das darf nur Keron. .Und nun tu, was
ich dir gesagt habe ..."
Der Stamm war vollzählig am Ufer des Baches versammelt, als
Urabali mit seinem merkwürdigen Gestell in das Wasser watete und
es auf die Holzachse des Rades schob, die sich rasend schnell drehte.
Sofort begann auch der mit Kupferdraht umwickelte Eisenkern in dem
Gehäuse sich zu drehen, und zwar so schnell, daß man ihn
kaum noch zu sehen vermochte. Die beiden Drahtenden - die
Stromabnehmer - hingen lose herab. Ihre Spitzen waren etwa einen
halben Meter voneinander entfernt.
„Und nun hole Keron!" befahl die lautlose Stimme. „Du
weißt, was er zu tun hat. Du wirst die Wahrheit erfahren."
Urabali wandte sich an die Männer:
„Bringt Keron her! Er soll uns noch einmal berichten, was er
im Dorf Oguras erlebte. Und er soll die Drähte dabei anfassen."
Keron schrie verzweifelt auf, als die Männer ihn packten.
Obwohl er sich mit Händen und Füßen wehrte,
schleppten sie ihn in den Bach, bis er neben Urabali stand.
„Warum erschrickst du so?" fragte der Häuptling.
„Du brauchst uns nur die Wahrheit zu erzählen, dann
geschieht dir nichts. Aber die Drähte werden uns verraten, ob du
gelogen hast."
„Ich will nicht sterben!" riefKeron. „Ich werde
den Draht nicht berühren, aber ich will euch die Wahrheit
sagen."
Urabali nickte.
„Du hast Ogura verraten, wie man die eisernen Waffen
schmiedet? Deshalb wolltest du auch, daß wir von hier
fortziehen. Du hast Angst vor ihm und seinen Kriegern. Warum hast du
das getan? Wenn du wirklich von einem bösen Dämon besessen
bist, werde ich dich von ihm befreien. Dann gehörst du wieder zu
unserem Stamm, und wir werden deinen Verrat vergessen. Hier, nimm
diesen Draht..."
Die Jäger hatten Keron losgelassen, der sich nicht vom Fleck
rührte. Fassungslos sah er zu, wie Urabali den einen der Drähte
in seine Hand nahm und ihn ihm reichte. Zögernd nahm er ihn in
die eine Hand, denn wenn Urabali nichts passierte, konnte ihm auch
nichts geschehen. Er spürte ein leichtes Kribbeln in den Fingern
und hätte bald wieder losgelassen. Aber dann sah er die Blicke
der Männer und Frauen auf sich
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