PR TB 137 Am Rand Des Universums
gerichtet, und er wollte kein
Feigling sein. Er hielt den Draht fest, schlang ihn sich sogar einmal
um die Hand.
„Na, Keron, das ist doch gar nicht so schlimm, nicht wahr?
Und nun nimm den zweiten Draht."
Keron zögerte.
„Gib ihn mir, Urabali", sagte er.
„Du mußt ihn dir selbst nehmen, Keron. Sonst kann der
Dämon nicht vertrieben werden." Keron selbst schien nicht
so recht an diesen Dämon glauben zu wollen, von dem er angeblich
besessen war. Aber er wußte, daß ihn sein Stamm sofort
töten würde, wenn man zu dem Schluß kam, daß er
sein eigenes Volk bewußt und ohne den Einfluß eines
Dämons verraten hatte. Wenn er aber alles auf diesen Dämon
schieben konnte, blieb er am Leben.
Obwohl ihn eine innere Stimme warnte, griff er kurzentschlossen
nach dem herabhängenden zweiten Draht.
Er hatte ihn noch nicht ganz berührt, als ein grellblauer
Funke vom Ende des Drahtes in seine Hand übersprang. Urabali
selbst spürte sofort einen kribbelnden Schmerz in den Füßen
und rannte aus dem Wasser. Er drehte sich um.
-Keron stand mitten im Bach neben dem Wasserrad und brüllte,
daß man es meilenweit hören konnte. Er hatte die Bewegung
seiner Hand nicht mehr bremsen können und den Draht gepackt. Nun
konnte er ihn nicht mehr loslassen, auch den ersten nicht. Der Strom
floß
ungehindert durch seinen Körper.
Urabali beobachtete den Unglücklichen aufmerksam und
studiertejede seiner Reaktionen. Und dann hörte er wieder die
lautlose Stimme:
„Es ist gut, Urabali. Der Dämon ist von Keron gewichen.
Geht hin und befreit ihn, aber berührt ihn nicht. Hebt einfach
das Wasserrad aus seiner Gabel, damit es sich nicht mehr drehen
kann."
Seine Männer weigerten sich, der Anordnung zu folgen, die er
ihnen gab. Also stieg er kurzentschlossen selbst noch einmal ins
Wasser und warf das Wasserrad mit einem kräftigen Schwung aus
seiner Gabel. Es fiel in den Bach und schwamm davon, bliebjedoch am
nächsten Stein hängen.
Keron hatte die beiden Drähte losgelassen und stierte
benommen vor sich hin. Urabali nahm ihn beim Arm und zog ihn mit
sich. Er klopfte ihm begütigend mit allen drei Händen auf
die Schulter.
„Geh in deine Höhle und ruh dich aus. Wenn du morgen
früh erwachst, wirst du froh sein, denn wir haben dich von einem
Dämon befreit. Wir wollen deinen Verrat an unserem Volk
vergessen, wenn du uns nicht mehr verschweigst, was die Pläne
Oguras sind. Gehjetzt!"
Mit gesenktem Kopf wankte Keron davon und verschwand in seiner
Höhle.
Schweigend sahen sie ihm nach. Urabali wußte, daß
seine geheimnisvolle Maschine nun ungefährlich war. Gefährlich
war sie nur dann, wenn sie sich drehte. Er ging in den Bach, holte
sie heraus und brachte sie in seine Höhle.
7.
Durch die Augen des Häuptlings hatte Ernst Ellertjede
visuelle Kleinigkeit des Geschehens in sich aufnehmen können. Er
verstand es auch, die Reaktionen Kerons zu analysieren. Natürlich
hatte derjunge Jäger selbst keine Ahnung, was mit ihm geschah,
aber das fremde Bewußtsein, das ihn beherrschte, wußte
es. Es kannte die Elektrizität und ihre Gefahren. Aber es besaß
noch zuwenig Macht über Kerons Körper, um schnell genug
reagieren zu können. Der Stromstoß kam unerwartet und mit
ungeahnter Intensität.
Das fremde Bewußtsein war aus Kerons Körper
hinausgeschleudert worden, so wie es vor einer Ewigkeit mit Ellerts
Bewußtsein geschehen war, als es von seinem eigenen Körper
getrennt wurde.
Die Frage war: Was würde esjetzt unternehmen? Würde es
versuchen, sich ein anderes Opfer gefügig zu machen? Oder würde
es sogar versuchen, ihn selbst in Urabalis Körper anzugreifen?
Ellert aber konnte nichts anderes tun als warten.
Allerdings besaß er nun die Möglichkeit, eine engere
Symbiose mit Urabali einzugehen. Immer mehr noch würde er in
Urabalis Bewußtsein eindringen und somit bald Urabali selbst
sein. Dann würde er auch Panar lieben können...
Urabali, Keron und drei andere Jäger näherten sich auf
Schleichwegen dem Dorf Oguras. Sie hatten bereits drei der
vorgeschobenen Wachtposten umgangen und näherten sich nun einem
vierten, der auf einem einzelnen Felsbrocken stand und Ausschau
hielt.
Sie waren am späten Nachmittag aufgebrochen, und es dämmerte
bereits. Vor einigen Tagen war der erste Schnee gefallen. Es wurde
kalt. Sie mußten herausfinden, ob die Waldbewohner einen
Angriff auf die Höhlen planten oder nicht.
In großem Bogen umgingen sie den vierten Posten, und dann
sah Urabali zum erstenmal die Palisade. Staunend
Weitere Kostenlose Bücher