PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
RADA-Anschluß
gefallen. Einen solchen Anschluß gab es dieser Tage in jeder
Wohnung. RADA war die Abkürzung für Random Address Direct
Access - ein kommunikationstechnisches Prinzip, das jedem Besitzer
eines RADA-Gerätes ermöglichte, jedes andere RADA-Gerät
auf der Oberfläche der Erde durch Direktwahl anzusprechen. Es
gab grundsätzlich zwei Arten der RADA-Kommunikation: Bildlose
und bildbegleitete. Der Aufwand für die letztere war
beträchtlich. Da es auf der Erde an die zehn Milliarden
RADA-Anschlüsse gab, reichte die Bandbreite des
elektromagnetischen Spektrums im Radio- bis Mikrowellenbereich eben
aus, um den Ansprüchen der reinen Tonübertragung zu
genügen. Für die Bildübertragung, bei der eine
einzelne Verbindung allein eine Bandbreite von mehreren Megahertz
beanspruchte, hatte man sich gezwungen gesehen, in die noch wenig
genutzten Bereiche der Infrarot-, der sichtbaren und sogar der
UV-Wellen auszuweichen. Dort stand zwar genügend Bandbreite zur
Verfügung, um auch den außergewöhnlichsten Ansprüchen
gerecht zu werden. Aber die Kosten dieser Art von Kommunikation waren
erheblich höher als die des herkömmlichen Sprechverkehrs.
Derjenige, der in seiner Wohnung einen RADA-Anschluß
installiert haben wollte, hatte daher die Wahl zwischen einem
einfachen, akustischen Gerät und dem komplizierteren und
teureren Bild- und Tontransceiver.
Es erschien Mark Richter auffällig, daß ein Mensch wie
Nodger Barsov, den er aufgrund seiner bisherigen Betrachtungen für
recht anspruchslos halten mußte, sich für den teuren Bild-
und Tonanschluß entschieden hatte. Der Anschluß bestand
aus einem Mini-Rechner, der als Kommunikations-Prozessor fungierte.
Alles in allem schätzte Mark die Kosten der Installation auf
knapp zehntausend Solar, also mehr als ein Drittel des Jahresgehalts,
das Nodger Barsov zuletzt bezogen hatte.
Das gab ihm zu denken. Nach kurzem Überlegen wählte er
den Dienstanschluß seines Vorgesetzten. Als sparsamer Mensch
verzichtete er auf Bildbegleitung. Frank Beaulieu meldete sich,
nachdem Mark Richter sich gegenüber seinem Kommunikationsrobot
identifiziert hatte.
„Ich brauche ein wenig Hilfe, Frank", sagte Mark.
„Welcher Art?"
„Nodger Barsov hat in seiner Wohnung ein regelrechtes
Ungetüm von einem RADA stehen. Schick mir ein oder zwei Leute,
die mir helfen, das Ding auseinanderzunehmen."
*
Es war ihm fast schon zur zweiten Natur geworden: Wenn der Summer
ertönte und das blaue Licht zu flackern begann, dann sprang er
auf und hastete in den kleinen Raum, in dem sich weiter nichts als
der leuchtende Torbogen einer Transmitteröffnung befand. Er trat
hindurch und materialisierte noch im selben Augenblick an einen Ort,
von dem er nicht wußte, wo er lag.
So war es auch diesmal. Sterk Vancouver, ein kleiner,
unscheinbarer Mann aus der terranischen Unterwelt, der seit einigen
Monaten einen Job hatte, der ihm elftausend Solar pro Monat nur dafür
einbrachte, daß er vierundzwanzig Stunden am Tag zu Hause und
ständig bereit war, auf das Summen und das blaue Leuchtsignal zu
reagieren, stürmte den Korridor entlang bis zu jener Tür,
hinter der sich die Transmitteröffnung befand. Der eilige Lauf
vertrieb die Schläfrigkeit. Vor der Tür blieb Sterk
Vancouver stehen und strich sich die leicht verkrumpelte Kleidung
glatt. Dann trat er in den Raum. Der zwei Meter hohe Torbogen
leuchtete ihm entgegen. Sterk Vancouver überwand die Scheu, die
ihn jedesmal beim Anblick des fremdartigen Gebildes überfiel,
und trat unter den Bogen. Im selben Augenblick ergriff ihn für
den winzigen Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, als stürze
er in einen bodenlosen Abgrund. Bevor er seiner jedoch gewahr wurde,
war es schon wieder vorbei. Er stand unter dem Eingang des großen,
fensterlosen Raumes, den er schon von einem Dutzend früheren
Gelegenheiten kannte und von dem er immer noch nicht wußte, wo
er sich befand - auf der Erde, unter deren Oberfläche oder
womöglich weit entfernt auf einem fremden Planeten.
Den großen Raum beherrschte ein mächtiger Tisch, um den
mehr als vierzig Stühle standen - unbequeme, gelenklose
Möbelstücke, die dem, der darauf saß, nicht die
geringste Bequemlichkeit boten. Am anderen Ende des Tisches stand der
Mann mit der Blechmaske. Sonst befand sich niemand hier. Unbehaglich
trat Sterk Vancouver näher, bis er das dem Maskierten
gegenüberliegende Ende des Tisches erreichte. Da begann der Mann
mit der Maske zu sprechen.
„Gefahr ist im Verzug! Die Solare Abwehr
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