PR TB 147 Flucht Der Androiden
diese Gefangenen. Du verstehst?«
Sie nickte langsam und erwiderte schließlich:
»Du bist der Jäger. Du mußt entscheiden, Atlan.«
Und du mußt richtig entscheiden, weil es für dich keine
zweite Chance geben wird, erklärte das Extrahirn.
Wir warteten schweigend und regungslos, bis die toten Tiere
fortgeschleppt und die Menschen jagd vorbei war. Die Treiber und die
beiden Gespanne formierten sich zu einer langen Reihe, die nach
Nordosten davonzog und das verwüstete Jagdgebiet verließ.
Die Vogelschwärme lösten sich in der Abenddämmerung
auf, und die Vögel verteilten sich über das Gebiet. Als
keine Gefahr mehr bestand, entdeckt zu werden, ließ ich den
Elefanten wieder lostraben. Wir brauchten mehr als zwei Tage, um die
ersten Herden und Hirten zu erreichen.
3.
Die Worte und Sätze, jene unvergleichlich plastischen
Schilderungen, kamen nicht nur aus dem verdunkelten Raum des
Wiederbelebungszentrums in der Dunkelwolke, sondern gleichermaßen
aus einer Vergangenheit, die unwiederbringlich verloren war. Atlan
schwebte noch immer, jetzt, nach einem vollen Tag im Tank voller
Nährflüssigkeit, in größter Lebensgefahr. Sein
Verstand aber lebte. Er schilderte die Geschehnisse, die mehr als
fünfundachtzig und ein halbes Jahrhundert alt waren. Es war ein
Prozeß, der möglicherweise die Selbstheilung einleitete,
denn jetzt kamen Erlebnisse und Schilderungen - und Zusammenhänge
- zum Vorschein, die niemals geahnt worden waren. ES hatte dafür
gesorgt, daß das unbestechliche Extrahirn des Arkoniden vergaß,
was vergessen werden sollte. Etwa fünftausend Jahre vor der
Zeitenwende also war die Sahara rund um das Hoggar-Massiv eine
Savanne gewesen. Atemlos hörten die Ärzte zu, was die
Stimme des Arkoniden schilderte.
»Die ersten Menschen sind etwa um dreißigtausend vor
der Zeitenwende in die Sahara eingewandert!« murmelte ein
Terraner. »Die Gebirge und die Vorgebirge waren damals
regenreich. Der Rest versteppte langsam.«
»Genau diese Entwicklung schilderte uns Atlan. Elefanten,
Giraffen, Haibesen. erst Rhodan schaffte es, die Oasen wieder wachsen
zu lassen.«
Einst war das Gelände Meeresboden gewesen. Saurier und
vorgeschichtliche Vegetation kam später und machte üppiger
Tropenvegetation Platz. Die Menschen, die zu »Atlans Zeit«
dort lebten, waren negroid, aber heller, größer und
mediterraner als die Schwarzafrikaner. Sie jagten Nashörner und
Flußpferde und besaßen riesige Rinderherden, deren
Überweidung zur Versteppung des Landes mit beigetragen haben
mochte. Vermutlich wanderten die letzten Menschen aus, die sich immer
mehr in die Gebirgsregionen zurückgezogen hatten. Oder sie
starben aus. Atlans Erzählungen würden berichten, was
wirklich geschah. Vielleicht waren die viel später erschienen
Tuareg die Nachkommen der Androiden und der eingeborenen Jäger?
Jedenfalls schienen die vielen Felszeichnungen im Tassili-Gebirge aus
Atlans Zeit zu stammen.
Die Bänder drehten sich weiter.
Der bewußtlose Atlan, dessen physische Sperren beseitigt
waren, berichtete, wie er begann, die Androiden von Wanderer zu
bekämpfen.
Unser Auftauchen am Berg Alyeshkas, unterhalb des Tempels der
Einsamkeit, löste Chaos, Furcht und Angriffe aus. Die
Abenddämmerung brach an, als wir die ersten Rinder erreichten,
die ihre gehörnten Köpfe hochrissen, dumpf aufschrien und
mit steil erhobenen Schwänzen davonrasten. Hinter einem Teil der
Herde, die vor uns flüchtete, sah ich mehrere Feuer.
»Gib acht, Jäger. Sie haben Angst um die Herde. Sie
werden sich verteidigen.«
Immer mehr Rinder, Kälber und Kühe kamen in Bewegung.
Sie bildeten mit ihren breiten Rücken einen Strom, der vor uns
her drängte und sich dann im Kreis zu bewegen begann. Ich
überlegte, ob der Elefant nicht doch zu ungewohnt und zu groß
war und rutschte über den Rüssel nach unten. Dann ging ich
langsam weiter und sicherte nach beiden Seiten.
Adrar hob die Hand und rief vom Nacken des Elefanten herunter:
»Sage ihnen, daß du der Feind der Fremden bist. Sonst
bringen sie dich um.«
»Es geht nicht ganz so schnell!« antwortete ich und
sah bereits, wie einige Männer mit Speeren und langen,
brennenden und funkensprühenden Fackeln sich durch die
scheuenden Tiere drängten. Sie kamen von drei verschiedenen
Seiten und schrien, um die Tiere auseinanderzutreiben. Ich blieb
stehen, einen Schritt vor dem schwingenden Rüssel des Elefanten.
Ich hob meinen rechten Arm und kehrte den heranstürzenden Hirten
die Handfläche zu.
»Wir sind
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