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PR TB 159 Insel Der Ungeheuer

PR TB 159 Insel Der Ungeheuer

Titel: PR TB 159 Insel Der Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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und landeten
klatschend auf Rücken und Kruppen der Stiere. Sie überschlugen
sich, rollten keuchend und stöhnend durch den Sand, und
schließlich - es mochten Stunden vergangen sein - geschah es.
    Ich glaubte das Mädchen zu erkennen, das den Weinbecher
umgestoßen hatte und von Laamia geschlagen worden war. Sie fiel
schwer auf das Tier zurück, ihre Schultern landeten auf den
Knochen der Wirbelsäule. Sie schrie gellend auf. Alle Zuschauer
sprangen auf, aber niemand sagte ein Wort. Der nackte, schlanke
Mädchenleib rutschte am muskelstarrenden und schweißtropfenden
Bauch herunter und wurde vom Hinterbein zur Seite geschleudert. Der
Stier stemmte alle vier Hufe in den Sand, wirbelte herum und senkte
den Kopf. Der wütende Atemstoß aus den blutenden Nüstern
blies zwei Sandwolken hoch, dann blitzten die Hörner auf, rissen
den Körper in die Luft und wirbelten ihn sechs Meter hoch auf
die Rampe des Vorsprungs. Knochen knackten, und auf dem hellen Stein
begann das Blut aus der Kopfwunde zu laufen. Ich war innerlich wie
vereist. Eine unsinnige Wut packte mich. Ich wollte nach unten
springen oder mit der tödlichen Waffe wild um mich schießen,
aber der Extrasinn und die harten Griffe Ranthys' hielten mich
zurück.
    »Ganz ruhig, Atlantos«, flüsterte Ranthys in mein
Ohr. »Dieser wahnsinnige Spuk hört bald auf.«
    Laamia war aufgestanden und breitete die Arme aus.
    »Treibt die heiligen Stiere zurück!« rief sie.
Zum erstenmal hörte ich ihre Stimme deutlich. Es war eine harte,
schrille Stimme, die meine Nerven marterte.
    Augenblicklich griffen Männer ein, lenkten die erschöpften,
aber noch immer wütenden Stiere ab und drängten sie wieder
in den gemauerten Laufgang zurück. Die Mädchen schlichen
mit hängenden Köpfen zurück in ihre Quartiere. Der
blutüberströmte Körper der Getöteten lag noch
lange, nachdem sich die Menge verlaufen hatte, auf dem breiten Stein
der Brüstung.
    »Heute nacht werde ich dir helfen, Atlantos!«
versprach Ranthys.
    Ich nickte. Ich hatte den unbestimmten Eindruck, daß sich
solche und ähnliche Ereignisse immer wiederholten. Jemand
erhielt eine gewisse
    Menge Macht und mißbrauchte sie. War denn Macht unlösbar
immer wieder und bis in alle Ewigkeit mit Mißbrauch verbunden?
    Was diese Insel betraf, so würde sich dies ändern. Schon
heute nacht.
    Als es genügend dunkel war, rief ich den Gleiter. Er schwebte
heran und wartete abrufbereit über den Wipfeln naher Bäume.
Dann, wortlos, nickten Ranthys und ich uns zu und gingen los.
    Zuerst verließen wir unser Quartier und glitten in den
Schatten der Fundamente. Lautlos liefen wir an gemauerten und halb
verputzten Wänden entlang, an den unfertigen Malereien und den
ersten Versuchen der großen Vorratsbehälter. Es ging im
Zickzack hin und her, dann einige Treppen und Rampen aufwärts,
schließlich befanden wir uns in der Werkstatt der Steinmetze.
Unter den weichen Sohlen knirschten winzige Steinsplitter. Ranthys
flüsterte:
    »Ich weiß, daß Laamia heute einen jungen
Burschen bei sich hat. Sei also vorsichtig.«
    »Natürlich.«
    Niemand folgte uns. Niemand sah uns. Es roch nach der
Feuchtigkeit, die von den Mauern ausgeschwitzt wurde. Nach einem
langen Tag harter Arbeit schliefen sie alle, die meisten Lichter
waren gelöscht worden. Ich stieß hart gegen einen
Steinblock, ein bronzener Meißel klirrte zu Boden. Wir
erstarrten augenblicklich und hielten den Atem an. Langsam bewegte
ich den Kopf und spähte durch die Dunkelheit. Mein Herz schlug
hart und trocken.
    Niemand hat euch gehört! sagte ruhig der Logiksektor. Wir
schlichen weiter. Unter hölzernen Gerüsten, über einen
Streifen Gras, um den verräterischen Steinstaub von den Sohlen
zu wischen, entlang von bearbeiteten Steinen, über ein Stück
mit knisternden Holzstücken. Dann befanden wir uns auf der Seite
des großen Hofes, an den die unberührbaren Teile des
Palasts grenzten. Bis jetzt hätten wir uns noch herausreden
können - wenn wir diese Schwelle dort überschritten,
verrieten wir einen Teil unserer Identität.
    Wir blieben stehen und holten Atem.
    Die Räume, in denen die drei Androiden lebten, waren ein
System von Mauern, Säulengängen, deckenhohen Türöffnungen
und wehenden Vorhängen aus schweren Wollstoffen. Wir liefen los
und versuchten, immer im Schatten und in der Dunkelheit zu bleiben.
Hin und wieder passierten wir helle Zonen, die durch ein brennendes
Öllämpchen oder einen Feuerrest gebildet wurden. Dann
wurden unsere schnellen Schatten zu

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