PR TB 162 Karawane Der Wunder
Pferde! Schnell!«
Er packt eine schwelende Fackel, schwang sie im Kreis und sah, wie
die rote Flamme aufzuckte. Der Unterführer schrie vom anderen
Ende des Lagers eine Antwort und kam dann quer durch den
unregelmäßigen Kreis galoppiert, Rantiss' gesattelten
Hengst am Zügel. Rantiss sprang auf und schrie:
»Hinter mir her! Wir dringen in die Siedlung ein.«
Ein gewaltiges Geschrei antwortete ihm. Die Männer hatten nur
darauf gewartet. Jetzt rannten sie auf die Pferde zu und sprangen in
die Sättel. Hin und wieder blitzte eine Bronzeaxt auf und schlug
einen Bauern nieder. Ein Reiter, einen Pfeil in der Schulter, sank zu
Boden. Ein anderer riß ihn am Gürtel hoch und schleppte
ihn, halb aus dem Sattel hängend, aus der Gefahrenzone heraus.
Die ersten Reihen der Reiter formierten sich. Draußen vor dem
Lager schien der Kampf aufgehört zu haben. Die ersten
Patrouillenreiter stießen zu dem Haupthaufen.
»Keinen Leichtsinn, Freunde«, dröhnte die Stimme
des Anführers über die Weide. »Die Siedlung ist
voller Männer. Nötigenfalls warten wir auf die Dämmerung.«
»Wir haben verstanden!« kam es aus vielen Kehlen.
An einigen Stellen wurde noch immer gekämpft. Wieder jagten
einige Reiter los und beendeten die Versuche der Bauern, sich aus der
tödlichen Umklammerung der Berittenen zu befreien. Überall
lagen dunkle, bewegungslose Körper im feuchten Gras. Zwei Reiter
befanden sich mit dem jungen Mädchen weit außerhalb des
Bereichs, in dem gekämpft wurde. Inzwischen löschten die
meisten der Reiter, die als Kolonne bereits auf die Siedlung
zuritten, die Fackeln aus. Es sollte so
wirken, als ob den Bauern der Raubzug gelungen wäre.
Immer wieder hetzte Rantiss hin und her. Er griff in Kämpfe
ein, schmetterte den Schild auf die Köpfe rennender Bauern, trat
aus dem Sattel einen Jungen zur Seite und sammelte seine Männer
um sich. Die Kreise rund um den Kampfplatz wurden immer größer,
dann packten auch die Bewacher der kleinen Herde die Reservetiere und
schlossen sich der Kolonne an, die bereits mit der Spitze den Fuß
des Hügels erreicht hatte. Seitlich des Zuges, der durch
vereinzelte Fackeln in seiner Länge erkennbar war, hastete
Rantiss nach vorn.
Was dachten diejenigen Männer, die in der Siedlung
zurückgeblieben waren?
Etwa fünfzig mochten es gewesen sein, die sich bis zum Lager
gewagt hatten. Vielleicht gelang es den Reitern, die anderen zu
überraschen. Sie nahmen jetzt die Schräge des aufwärts
führenden Weges, und einige Männer ganz weit vorn besaßen
den Mut, mit Tuchstücken vor dem Mund kaum verständliche
Befehle zu brüllen. Man solle ihnen helfen, die Pferde waren da.
Und hinter ihnen wären die ersten Reiter auf ihren Fersen.
Rantiss winkte Skath und überholte seine Männer. Er
zwang den schäumenden und keuchenden Hengst geradeaus den Hang
aufwärts bis zu den im Feuerschein erkennbaren Türmen. Aber
auch dort oben warteten Männer, die schon jetzt mißtrauisch
geworden waren. Im gleichen Augenblick prallten einige reiterlose
Pferde gegen die einen Spaltbreit geöffneten Tore, drückten
sie zur Seite, und hinter ihnen drangen die ersten Reiter ein.
Rantiss blieb zurück, legte einen Pfeil auf die Sehne und
wartete. Seine Männer wußten, wie zu kämpfen war. Er
würde versuchen, sie vor Hinterhalten oder Schüssen in den
Rücken zu bewahren.
Neben ihm tat Skath dasselbe.
»Dort, rechts, ein Schleuderer!« stieß er
zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. Rantiss zielte
und schoß. Mit durchbohrtem Hals wurde der Mann mit der
ledernen Schleuder über die Brüstung des Turmes geworfen
und fiel zwischen die Hufe der Pferde. Ein Bogenschütze tauchte
auf, Skath feuerte, und neben diesem Verteidiger starb ein anderer,
der einen Speer schleudern wollte. Hinter den Toren erscholl der
dröhnende Lärm eines wilden Kampfes. Aber der nur drei
Mannslängen breite Eingang schien noch immer die Leiber der
Pferde und Reiter aufzusaugen wie ein Schlund. Plötzlich fing
eines der mit dickem Gras gedeckten Häuser Feuer. Brennende und
schreiende Hühner flatterten nach allen Seiten. Die Flammen
wurden höher und höher. Einige Männer sprangen über
die oberste Mauer und rannten in heilloser Flucht davon.
»Gleich haben wir den Sieg!« rief Skath und schoß
einen Pfeil nach dem anderen ab. Verteidiger, die keiner der anderen
Reiter sah, fielen
im Bereich des Tores. Schließlich, als sich die letzten der
Kolonne mit geschwungenen Hammeräxten nach vorn warfen und in
die Siedlung
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