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PR TB 162 Karawane Der Wunder

PR TB 162 Karawane Der Wunder

Titel: PR TB 162 Karawane Der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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meiner Soldaten und Asyrta. Langsam erholten sich die
Pferde auf den fetten Weiden vom Mangel des Winters. Das Stöhnen
klang seltsam inbrünstig und grausam, die Schreie waren
ekstatisch. Wir lockerten die Zügel und umritten schweigend und
aufs äußerste gespannt den kleinen Wald, der sich zwischen
Wiesen und bestellten Feldern hinzog. Der rhythmische Gesang schlug
aufbrandend an unsere Ohren, als wir freie Sicht hatten und sowohl
die ferne Siedlung als auch den mehrfach gekrümmten Zug sahen,
der am Wald vorbei auf einen der kleinen Hügel zustrebte. Eine
Gruppe Männer, in Fellstiefel und lederne Hosen gehüllt,
breite Gürtel um die Hüften, über seltsam
geschlungenen Röcken, ging voran und stimmte die dumpfen Schreie
des Gesanges an. Sie trugen lange Holzstangen, an deren Spitzen
Figuren aus hochpolierter Bronze und aus Kupfer staken. Es waren
Stammeszeichen oder Standarten. Dem Dutzend braunbärtiger Männer
mit schulterlangem, verfilztem Haar und fanatisch rollenden Augen
folgte ein unabsehbar langer Zug, dessen einzelne Teilnehmer wild
umhersprangen. Was wir sahen, verschlug uns die Sprache.
    »Alles andere. aber keine Begrüßungszeremonie!«
stieß Rantiss teils fasziniert, teils angewidert hervor.
    Barbarische Brauche! Haltet euch tunlichst zurück! befahl
warnend der Logiksektor.
    Den halbnackten Männern, deren Rücken von Striemen und
Wunden aufgerissen waren und bluteten, folgten etwa hundert andere
Männer, junge und alte. Sie sprangen in die Höhe und zur
Seite, wälzten sich schreiend auf dem Boden. Jeder schlug auf
seinen Nachbarn ein; mit Stöcken, die Dornen und Zacken trugen,
fügten sie sich selbst und den anderen kleine, aber schmerzhafte
Wunden zu. Sie schienen alle bis zur Besinnungslosigkeit berauscht zu
sein. Ein dämonischer Zwang zur Selbstverstümmelung ging
von den Menschen aus. Der schwere,
    feuchte Boden roch, die Körper der Vorbeiziehenden stanken
dumpf und tierisch; wir glaubten, auch das Blut riechen zu können.
    Unsere Pferde scheuten, wir mußten sie hart an den Zügel
nehmen. Aber diese Besessenen beachteten uns gar nicht. Sie sahen uns
zwar mit weit aufgerissenen Augen an, aber sie schienen nicht einmal
die zwei Geparde zu sehen, die neben meinem Schecken standen.
    Die stöhnenden, wimmernden und blutenden Männer wälzten
sich wie Wesen aus einer dämonischen Welt an uns vorbei. Wir
schwiegen entsetzt und sahen weiter zu.
    Einige jüngere Männer, augenscheinlich nicht berauscht,
führten sechs kleine, magere Pferde an den Halftern. Die
struppig verwahrlosten Tiere standen in grellem Gegensatz zu den
verzierten Zäumen, den geputzten ledernen Zugriemen und den
Fellen und Decken, mit denen sie verziert waren. Sie zogen einen
offenen, kastenförmigen Wagen mit vier wuchtigen Scheibenrädern,
die erbärmlich verzogen waren. An den vier Ecken des Wagens
ragten Stangen hoch, wieder mit kupfernen Standartentieren
geschmückt, zwischen sich einen geflochtenen und bespannten
Baldachin. Knirschend bewegte sich das Gespann näher durch die
aufgewühlte und zerstampfte Erde. Gebannt starrten wir den
Körper an, der auf dem Wagen lag.
    »Unzweifelhaft«, entfuhr es mir, »tragen sie
ihren Herrscher zu Grabe.«
    »So wird es sein«, gab mir Rantiss recht. Der
leichenhaft blasse Körper war nur mit Stiefeln, Rock und einer
Art offenem, ärmellosem Hemd bekleidet. Aber man hatte die Haut
mit einer dicken Schicht Wachs überzogen und sie mit Schmuck,
Waffen und Fellen umgeben. Ich sah, daß der Leib bis vom
Brustbein an geöffnet und wieder zugenäht worden war. In
den Krügen aus glasiertem Ton, die neben der Leiche standen,
befanden sich wohl die Eingeweide. Der Zug wirkte auf uns, als sei er
schon lange unterwegs. Später sollten wir erfahren, daß er
von dieser Siedlung losgefahren und drei andere Dörfer besucht
hatte.
    Hinter dem Wagen kamen etwa jeweils ein Dutzend junge Männer
und junge Frauen. Ihre Hände waren mit Lederriemen vor den
Körpern gefesselt. Obwohl es trotz der warmen Sonne feucht und
kühl war, schienen weder die halbnackten Jünglinge noch die
Mädchen zu frieren. Fünf oder sechs der Mädchen waren
auf eine derbe Art schön; auch sie blickten erschöpft und
abwesend.
    Sie alle stöhnten und keuchten laut im Rhythmus des
schauerlichen Gesanges, der an den Nerven zerrte und jeden von uns
halb krank machte.
    »Sind es die Diener und Konkubinen des Fürsten?«
flüsterte die Ägypterin atemlos neben mir. Ich warf ihr
einen kurzen Blick zu. Auch
    sie war entsetzt

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