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PR TB 162 Karawane Der Wunder

PR TB 162 Karawane Der Wunder

Titel: PR TB 162 Karawane Der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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über die intensive Raserei, die fast alle
Teilnehmer dieser Prozession gefangenhielt, aber wie alle konnte sie
ihren Blick nicht vom Geschehen losreißen.
    »Du kannst recht haben«, sagte ich leise.
    Stumpfsinnig, aber deutlich voller Todesangst folgten die jungen
Leute dem Leichnam. Als der Wagen an uns vorbeischwankte, roch es
betäubend nach Safran, Räucherwerk, Dillsamen und Eppich -
und nach der Angst menschlicher Kreaturen. Wieder tänzelten
unsere Pferde nervös auf der Stelle und versuchten auszubrechen.
    Aber jetzt kroch das Zentrum des tobenden und kreischenden
Infernos heran. Die Menschen bisher hatten schon genügend
Entsetzen verbreitet, aber der Rest des Zuges, der wie eine in die
Länge gezogene Schlange immer schmaler wurde und in ein paar
taumelnde Nachzügler auslief, drei-, vierhundert Schritte lang,
war erfüllt von Schwingungen besessener Selbstquälerei.
Eine morbide Freude am Schmerz ging von den Menschen aus, eine
abstumpfende Raserei fremdartiger und unmenschlicher Inbrunst. Selbst
die älteren Männer, die schwere Trommeln vor den Bäuchen
trugen und mit den Schenkelknochen von Rindern auf die straff
gespannten Häute einschlugen, waren von den Schultern bis zum
blutüberkrusteten Gurt voller frischer und verschorfter Wunden.
    Alle befanden sie sich in einem unnatürlichen Bann.
    Ihre Trauer um den Toten war echt und dennoch falsch, weil sie so
unendlich übertrieben wirkte. Die schweißüberströmten
und blutenden Körper hatten fast alles Menschliche verloren. Sie
vergaßen aber den Rhythmus der langgezogenen röhrenden
Rufe keinen Herzschlag lang. Unbarmherzig prügelten sie
einander. Aus den Ohren hatten einige von ihnen kleine, zackige
Stücke herausgeschnitten. Die Gesichter sahen wie Masken aus
Schlamm, Blut und Schweiß aus. Sie schienen Tiere geworden zu
sein; völlig eingefangen in ihrer Raserei. Die Spitze des Zuges
hatte längst den Hügel erreicht.
    Die Augen der Frauen und Männer glänzten blind. Die
chaotische Prozession zog langsam an den entsetzten Zuschauern
vorbei, die Schreie und das Stöhnen wurden unmerklich leiser,
nur ganz langsam wich der Bann von uns, als die letzten entkräfteten
Leute an uns weitertaumelten. Nach einer Weile, in der wir die Tiere
beruhigen mußten, sagte ich zu Rantiss:
    »Nimm Asyrta, Freund, und reite in die Siedlung. Du weißt,
was zu tun ist.«
    Er wußte, was ich vorhatte. Er winkte Tantri und Skath heran
und befahl ihnen, mit mir zu reiten. Dann packte er Asyrtas Pferd am
Zügel und ritt los. Seine Männer folgten ihm und
schüttelten sich, als wären sie aus einem tiefen Alptraum
ins Sonnenlicht hinaufgetaucht. Auf einen Wink hin folgten ihm auch
meine Soldaten und Wegefinder.
    »Wenn wir einige Tage mit ihnen leben wollen, müssen
wir sehen, wie sie sich verhalten«, sagte ich, warf mein Pferd
herum und galoppierte, zwei Geparde vor und zwei Reiter hinter mir,
im großen Bogen am Zug vorbei, auf den Hügel zu, der von
ein paar traurigen Bäumen bestanden war. Wie zum Hohn strahlte
die wärmende Frühlingssonne über diese
grausam-exotische Szenenfolge herunter. Wir erreichten den Hügel
etwa gleichzeitig mit der Gruppe jenseits des Wagens. Zitternd und
keuchend standen die Pferde unweit des offenen Grabes, einer
viereckigen Grube von jeweils zwölf Schritt Kantenlänge.
Der Aushub bildete einen Hügel auf der Spitze des Hügels.
    Die Unterführer Rantiss', sicherlich keine Männer von
übertriebener Scheu und Zurückhaltung, hielten sich eng an
mich, als sie ahnten, wie die Zeremonie weitergehen würde. Nach
und nach erreichten alle Teilnehmer dieser schauerlichen Feier die
aufgeworfene Grube. Uns beachteten sie nicht. Jene Männer, die
Dreizacke mit Rasseln an den Spitzen trugen, verursachten mit den
Trommlern zusammen einen höllischen Lärm, der durch Mark
und Bein fuhr.
    Irgendwie fand sich ein heulender und wimmernder Haufen von
Männern zusammen, der die Leiche des Fürsten vom Wagen nahm
und auf den Schultern hielt. Andere schleppten das Laub und die Felle
aus dem Wagen und bereiteten in der Grube eine Art Lager. Unter dem
irrsinnigen Dröhnen der riesigen Trommeln wurden nun der
Leichnam auf dieses Fellager gesenkt. Die Krüge aus dem Wagen
wurden rund um den Toten aufgestellt, und die Träger zogen sich
wieder zurück.
    Jetzt begann eine neue Prozession. Viele Männer mit Lanzen,
Standarten und Knüppeln kamen heran. Jeder von ihnen rammte nach
beschwörenden Gesten und mit lautem Klagen seinen Stab schräg
in die schwarze

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