PR TB 164 Die Höhlen Von Olymp
der chemischen Zusammensetzung der
Konzentratnahrung auf Fleischbasis?"
Die Frage brachte Sanssouq völlig aus dem Gleichgewicht.
„Was... wieso... ich... überhaupt nichts",
stotterte er. „Warum...?"
„Es riecht hier komisch, nicht wahr?" erkundigte sich
Valtari angelegentlich. Sanssouq schüttelte die Verwirrtheit von
sich ab.
„Wenn du was weißt, dann sage es!" fuhr er den
Alten an. „Und rede nicht um den Busch herum!"
Valtari kicherte.
„Seltsames Bild, das. Um den Busch herumreden! Sprechen Sie
so auf Terra?"
„Terra gibt es nicht mehr!"
„Richtig. Ich wußte das mal. Muß es wohl
vergessen haben. Aber - wir wollten über etwas anderes sprechen.
Soll ich dir eine Geschichte erzählen?"
„Wenn sie Hand und Fuß hat, ja."
„Hör sie dir an und prüfe selber! Also: In den
Tiefen dieses Planeten leben viele Geschöpfe. Sie sind
verschiedener Herkunft und verschiedener Denkungsweise, und jeder hat
seinen eigenen Grund dafür, unter der Oberfläche von Olymp
dahinzuvegetieren, anstatt auf irgendeiner anderen Welt ein
verhältnismäßig freies Dasein zu führen. Die
große Mehrzahl dieser Geschöpfe haben irgendwo in ihrer
Ahnenreihe Menschen terranischer Herkunft aufzuweisen. Aber das
spielt für meine Geschichte im Grund eine untergeordnete Rolle.
Seit geraumer Zeit herrschen die Laren auf Olymp. Es entging ihnen
nicht, daß sich unter der Hülle des Planeten noch Menschen
befanden, die sich dem Zugriff ihrer Macht entzogen. Sie versuchten,
sie zu finden und zu vernichten. Manchmal gelang ihnen das, in der
Mehrzahl der Fälle aber verstrickten sie sich in den Fallen, die
die Erbauer der subplanetaren Anlagen gelegt hatten, und erlitten
empfindliche Verluste. Schließlich zogen sie sich zurück
und verzichteten darauf, die Unterwelt dieses Planeten weiter zu
erforschen.
Den Leuten, die unter der Hülle von Olymp lebten, war dies
natürlich recht. Allerdings begingen sie den Fehler, zu glauben,
die Laren hätten ihre Nachstellungen für alle Zeit
aufgegeben. Sie dachten zum Beispiel nicht daran, daß die Laren
über ganze Armeen von Robotern verfügen, mit denen sie die
unterirdische Suche fortsetzen konnten. Die Laren haben das in der
Tat getan. Völlig überraschend ließen sie hin und
wieder ihre Robots ins Innere des Planeten vorstoßen. Und wenn
sie
etwas fanden, das auch nur danach roch, als habe es die larische
Herrschaft noch nicht rückhaltlos anerkannt, dann wurde es
vernichtet. Denn die larische Politik entbehrt der Menschlichkeit.
Sie ist ganz allein auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet:
Gehorcht er, wird er geduldet, zeigt er sich widerspenstig, wird er
vernichtet."
Valtari machte eine Pause. Sanssouq hatte ihm aufmerksam zugehört.
Was der Wanderer erzählte, war interessant. Es spiegelte die
Erfahrungen eines langen Lebens wider, das sich zum allergrößten
Teil im Innern dieses Planeten abgespielt hatte. Sanssouq war
gespannt, was der Alte über die Konzentratnahrung zu sagen haben
würde.
Nach einer Weile fuhr der Wanderer fort:
„Soweit ich weiß, haben die Letzten Ritter - auch als
sie sich noch nicht so nannten - die Laren schon immer besonders
beunruhigt. Die Gruppen, die sich unter der Oberfläche von Olymp
aufhielten, waren inhomogen, von verschiedener Herkunft und von
unterschiedlichen Interessen. Solange diese Vielfalt erhalten blieb,
sahen die Laren keine sonderlich große Gefahr. Aber sie
fürchteten - und fürchten noch -, daß die Gruppen
sich eines Tages einigen werden. Immerhin haben sie einen gemeinsamen
Gegner: die larischen Eroberer. Die Laren rechneten sich aus, daß
die Gruppe, die sich am längsten in der Unterwelt befand, als
Kristallisationskern wirken würde, def die verschiedenartigen
Interessengemeinschaften zu einem Ganzen verband. Das aber waren eben
die Letzten Ritter - die Abkömmlinge der Freihändler, die
sich vor mehr als tausend Jahren der Oberhoheit des Solaren Imperiums
nicht hatten beugen wollen.
Für uns, die wir uns vor den Laren in die Unterwelt
zurückgezogen hatten, waren die Letzten Ritter weiter nichts als
eine Legende. Hin und wieder hörte man von einem, der den
Abtrünnigen über den Weg gelaufen sein wollte. Gewöhnlich
glaubte man ihm nicht. Die Laren aber wußten - aus Quellen, die
mir unbekannt sind -, daß es die Letzten Ritter wirklich gibt.
Sie müssen noch mehr in Erfahrung gebracht haben. Nämlich
daß die Letzten Ritter von interstellaren Händlern
insgeheim Konzentratnahrung beziehen. Anscheinend konnten sie weder
die
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