PR TB 164 Die Höhlen Von Olymp
nicht von mir erwarten, daß ich dir erzähle,
die ersten Kinder seien schon unterwegs", antwortete Valtari.
„Aber ich habe einen Abstecher ins Land des Friedens gemacht
und ein paar Leute untersucht, ohne daß sie es bemerkten. Es
gibt deutliche Anzeichen dafür, daß die Wirkung des Giftes
allmählich nachläßt. In ein paar Monaten wird die
Unfruchtbarkeit beseitigt sein."
„Und...?"
„Und?" äffte Valtari nach. „Was und? Oder
doch: Mvoinao läßt dich grüßen. Sie trug mir
den Gruß auf, als Vonn gerade nicht zugegen war."
Da erging es Sanssouq wie seinerzeit der Frau, von der der Alte
sprach. Er wurde rot.
„Übrigens habe ich erfahren, daß die FLIKKA auf
dem Weg hierher ist", half ihm Valtari aus der Verlegenheit.
„Ich nehme an, daß der alte Datenspeicher dir zu den
Kenntnissen verholten hat, nach denen du suchtest. Also müßtest
du allmählich an den Rückweg denken."
„Das tue ich", bestätigte Sanssouq.
Valtari grinste.
„Ich habe meine Beziehungen spielen lassen und erfahren, daß
Nemspoka wieder Konzentrate an Bord hat. Er wird also auf einem
Ausweichhafen landen."
„Weißt du, auf welchem?" fragte Sanssouq.
„Auch das weiß ich. Der Herrscher der Unterwelt, wie
diese braven Leute mich nennen, muß stets bestens informiert
sein. Wenn du willst, werde ich dich an Ort und Stelle bringen."
„Und ob ich will!" rief Sanssouq voller Begeisterung.
„Dann sind wir also einig. Es scheint, man wird hier zu
meinen Ehren ein kleines Fest veranstalten. Danach können wir
sofort aufbrechen."
Das kleine Fest entwickelte sich zu einem ausgewachsenen Gelage.
Die Freude der Siegelbewahrer, daß Valtari, der Wanderer, unter
ihnen weilte, kannte keine Grenzen. Zum erstenmal seit jener
geheimnisvollen Nacht in Makkos Kneipe trank Sanssouq sich einen
Rausch an. Als er merkte, daß er genug hatte, verzog er sich in
einen Winkel und schlief ein paar Stunden.
Dann weckte ihn Valtari.
Es war Zeit zum Aufbruch.
*
Der letzte Abschnitt von Sanssouqs langer Reise wurde auf ganz
andere Weise bewältigt als die vorangegangenen. In zweistündigem
Marsch führte Valtari seinen Begleiter zu einem alten
Transportstollen, der von einem Antigravfeld erfüllt war. Dieses
Feld hatte, im Gegensatz zu den üblichen Antigravschächten,
einen horizontal gelagerten Vektor. Die beiden Männer betraten
den Stollen. Das Antigravfeld hüllte sie ein und begann, sie zu
beschleunigen. In einer Stunde legten sie so, wie Valtari sagte, über
achthundert Kilometer zurück. Die Reise endete in einem
ehemaligen Lagerraum, der sich unmittelbar unter der Oberfläche
des Planeten befand. Valtari deutete zur Decke hinauf und sagte:
„Dort oben liegt der Raumhafen Tansson. Ich habe erfahren,
daß die FLIKKA hier zwischenlanden wird. Bis dahin haben wir
noch drei Stunden Zeit. Oben wird in einer Stunde die Sonne
untergehen."
Er sah Sanssouq bedeutsam an und fügte hinzu:
„Inzwischen möchte ich mit dir noch über einige
Dinge reden."
„Sprich nur!" forderte Sanssouq ihn auf.
„Du hast jetzt die Daten des Punktes der Umkehr", sagte
der Alte. „Ich nehme an, du verstehst sie noch nicht, aber
irgend jemand wird sie dir übersetzen. Du wirst zum Punkt der
Umkehr fahren, und es wird dir offenbar werden, was es mit dir selbst
auf sich hat. Inzwischen allerdings solltest du dir Nemspoka
vornehmen und ihn dazu überreden, daß er das Konzentrat
für die Letzten Ritter nicht mehr aus dem Lager auf Passa holt,
sondern aus einem anderen, wo man nicht derart uralte Substanz
eingelagert hat. Ich weiß von einem Vorratslager auf Ferrol,
das erst vor zweihundert Jahren angelegt wurde. Das dortige
Konzentrat enthält das Enzym nicht, auf das das Giftgas wie ein
Katalysator wirkt. Im Augenblick sind die Letzten Ritter zwar sicher.
Aber wir wissen nicht, wann es Honsor-Syllt einfällt, seine
Giftgasproduktion an weitere Belüftungsschächte
anzuschließen, und dann könnten Vonn und seine Leute
wieder in der gleichen Lage sein wie zuvor."
„Verstanden", sagte Sanssouq. „Ich werde Nemspoka
bearbeiten. Übrigens wissen die Laren von seinen angeblich
geheimen Lieferungen."
„Das ist mir klar. Solange aber Honsor-Syllt hofft, die
Letzten Ritter mit Hilfe der Konzentratnahrung auszurotten, wird er
Nemspoka unbehelligt lassen."
„Es fragt sich nur, ob sich Nemspoka auf die Dauer von
meinen Vorhaltungen beeindrucken lassen wird. Schließlich bin
ich nur vorübergehend in seiner Nähe."
„Sag ihm, er kann seine Preise verdoppeln, wenn er
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