PR TB 165 Nomaden Des Meeres
Bronze und
Elektrum bestand, drückte an der Stirn, auf die Schläfen
und im Nacken. Ein langgezogener, flacher Hang trennte uns noch von
der Stelle des Überfalls.
Ich hob langsam den Arm und stellte mich innerlich auf den Kampf
ein.
»Ihr wartet auf mein Signal«, rief ich leise. Schon
von hier aus konnten wir den Lärm der heranrückenden Masse
von Tieren, Menschen und Wagen hören.
Die Gespanne hielten an. Unsere Tiere waren satt und vollkommen
ruhig. Wir sahen gerade noch über die Hügelkuppe hinweg und
warteten jetzt auf den auslösenden Moment. Etwas würde
geschehen, dann griffen wir ein. Diese Zwischenfälle mit
kleineren oder größeren Nomadengruppen dauerten schon
Generationen an, und sie würden weitergehen. Heute aber stand
buchstäblich die Existenz dieser wertvollen Karawane und darüber
hinaus ein wichtiges Ereignis für Gubal auf dem Spiel.
»Wenn sie Erfolg haben, dann wird die Karawane über den
Wald, in den Schluchten und über die Wüste zerstreut«,
murmelte Siren vor mir. »Welch ein Rückschlag für
Gubal und unsere viele Arbeit, Fürst.«
»Deswegen sind wir hier, Freund«, gab ich ihm recht.
Ich blickte nach links und rechts. Die Soldaten sahen dasselbe,
was ich sah, und sie würden ebenso handeln wie ich. Wir nickten
uns schweigend zu. Verglichen mit den Nomaden und der Spitze der
Karawane waren wir alle von atemberaubender Eleganz; Wagen, Waffen
und Rüstungen glänzten, das Leder leuchtete, das Fell der
Tiere schimmerte seidig. Die Nomaden verständigten sich durch
Handzeichen und stemmten sich gegen die Steine. Ich senkte den Arm
mit der Lanze und rief:
»Los! Macht Gefangene, Freunde!«
Es war wie ein Blitz und der folgende Donnerschlag. Peitschen
knallten, Zügel klatschten, die Eselhengste stiegen schreiend
hoch und stemmten sich gegen die leichten Joche. Auf dem weichen
Boden
machten die bronzenen Felgen kaum Geräusche, aber meine
scharfen Ohren hörten das Rascheln der Befiederung, als zwanzig
Pfeile aus den Köchern gezogen wurden. Unsere Gespanne setzten
sich fast gleichzeitig in Bewegung, rollten über die Hügelkuppe
hinweg und donnerten den geröllübersäten, von
stachligem Moos und Gras bewucherten Hang abwärts. Wir schoben
uns in einer breiten, aber schrägen Linie zwischen den Kopf des
Karawanen-Wurmes und die Nomaden.
Auf beiden Seiten des flachen Schluchteingangs sprangen jetzt
schreiend und kreischend die Nomaden auf und versuchten, die schweren
Steine nach vorn zu kippen. Die Tiere des ersten Karawanenwagens
stiegen verzweifelt auskeilend hoch, die Männer kämpften im
Wagenkorb, um nicht heruntergeschleudert zu werden. Ich nickte Siren
zu, senkte meine Lanze und deutete mit der leuchtenden Spitze auf den
gegenüberliegenden Hang. Dann bewegte ich den kleinen Auslöser.
Der erste schmetternde Blitz löste sich aus der
Projektorenspitze, schlug zwischen zwei Felsbrocken ein und ließ
Feuer, Gesteinsplitter und Erdreich nach allen Seiten explodieren.
Schreiend sprangen und fielen einige Angreifer rückwärts zu
Boden.
»Abermals ein Wunder!« rief Siren und steuerte die
scheuenden Tiere sicher geradeaus.
Ich schwenkte die Lanze herum, deutete nacheinander auf
verschiedene Stellen des Hanges und drückte ab. Ein funkelndes
Gewitter schlug vor den Nomaden ein, sprengte ihre rollenden
Geschosse auseinander und verbrannte das Haar der Angreifer. Riesige
Säulen aus Staub und schwarzem Rauch bildeten eine Art Wall
zwischen den Wüstensöhnen und uns oder der Karawane.
Neben mir fächerten die Streitwagen auseinander. Die Soldaten
ließen sich von den Detonationen nur mäßig
beeindrucken. Ihre Pfeile zischten durch das donnernde und
raucherfüllte Inferno und trafen Arme und Schenkel der Nomaden.
Vier Wagen rasten schleudernd, aber mit unvermindertem Tempo den Hang
hinunter, zwischen zwei schweren Ochsengespannen hindurch und auf den
Gegenhang hinauf.
Unser Wagen hatte den tiefsten Punkt der angehenden Schlucht
erreicht, Siren zwang die Zugtiere in einen engen Kreis. Ich packte
die Lanze fester und feuerte meine kalkweißen Strahlen und
Feuerbälle auf den näher gelegenen Hang ab, zielte
sorgfältig zwischen den beiden anderen Wagen vorbei. Überall
waren Pfeile; sie zersplitterten an Felsen, bohrten sich in Körper,
schienen den Rauch zu spalten. Getroffene Nomaden stöhnten.
Unsere Zugtiere keuchten stoßweise, die Felgen mahlten
knirschend über Geröll.
»Es ist schon alles vorbei!« schrie Siren. Schweigend
verschoß der Soldat auf meiner linken Seite
Weitere Kostenlose Bücher