PR TB 165 Nomaden Des Meeres
Gespanne
und Gesinde würden die Gassen und Straßen tagelang
verstopfen. Jedenfalls lebte Gubal jetzt. Und es hatte sich sehr
verändert.
Die Mauer mit ihren beiden Toren war fertig. Auf dem Erdreich
sproß das erste Grün; überall hatten wir einzelne
Zedern, Gruppen von Zypressen oder Reihen von Tannen gepflanzt.
An beiden Seiten der Hafeneinfahrt standen runde, hohe Türme
mit außenliegenden, eingemauerten Granittreppen. Auf der
obersten Plattform trugen sie Türme, in denen nachts Feuer
unterhalten wurden.
An die Türme schloß sich, von einer schrägen Rampe
und einem Stück sandigem Strand abgesehen, eine massive Mauer
an. In die Blöcke waren Baumabschnitte eingebaut, deren obere
Ränder von Kupferbändern zusammengehalten wurden; Poller,
an denen man Schiffe anlegen lassen konnte. Dicht dahinter erstreckte
sich eine durchgehende Reihe von fünf Mannslängen hohen
Jungzedern, die dereinst viel Schatten spenden würden. Bänke
und Tische aus Sandstein, Granit und Bohlen standen hier. Dann kam
ein Pflaster aus Bruchstein, das mit Erdpech verfugt und vierzig
Schritte breit war. Eine zweite Reihe von hochwachsenden
Zedernschößlingen schloß sich an, knapp dahinter
begannen die Gebäude.
Drei Magazine, zehn Schänken, die riesige Halle, in der Gerth
seine Schiffe baute und seine Leute ausbildete, eine Halle mit einer
Bibliothek, in der die vier Schreiber uneingeschränkte Herrscher
waren. Zwischen den Gebäuden führten Straßen und
Gassen in die
höher gelegenen Zonen der Stadt.
Zwischen den Gebäuden, die dem Handel dienten, befanden sich
mehrstöckige Bauwerke, die nur Wohnungen enthielten. Sie waren
im Viereck errichtet; der Hof bestand aus Gärten und
Anpflanzungen. Der Rest der Stadt gliederte sich in Wohnungen,
Werkstätten, einen Markt, viele Brunnen, eine Menge von Bäumen,
Gassen und Straßen, Quartieren für Durchreisende und
abermals Werkstätten.
Nur der Tempel war noch nicht gebaut worden.
Und der Schacht, aus dem sich die Abwässer von
viereinhalbtausend Menschen ins Meer ergossen, mündete jenseits
der Hafenfelsen ins Meer und belästigte uns nicht mit Gestank.
Immer wieder packte mich bereits auf der breiten Allee bis zum
Landtor die Freude über das, was wir geschafft hatten. Unser
Gespann ratterte über die Steine, zwischen den geöffneten
Torflügeln hindurch.
»Wohin, Fürst?« rief Siren.
»In mein Haus«, sagte ich laut. »Die Nacht wird
lang werden, wenn erst die Kaufleute kommen. Morgen, übermorgen.«
Das letzte Licht des Tages lag auf dem Wasser. Ein milder Wind aus
Westen wehte und wirbelte das Wasser auf. Und genau in dem
Augenblick, als unsere Tiere in einem gestreckten Galopp die aufwärts
führende Gasse hinaufrannten, sah ich das rotgoldene Segel eines
einfahrenden Schiffes. Ich erkannte den Kreis mit dem
darunterhängenden Kreuz auf dem Segel und schrie auf.
»Siren! Das Schiff! Dort kommt es.« Meine Stimme
überschlug sich vor Freude und Verwirrung. »Es ist die LOB
DES PHARAO! Meine Geliebte! Dort kommt Asyrta! Sie lebt,
zurückgekommen von Keftiu.«
Siren legte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter und
preschte zwischen den Sandsteinsäulen und dem Tor hindurch in
den Garten hinein. Er kümmerte sich weder um den Soldaten noch
um die Arbeiter, die erschrocken von dem breiten Sandweg in den Rasen
hineinsprangen.
»Still, Fürst Ahiram! Niemand weiß, was die
Götter über uns verhängen. Es mag jenes Schiff sein,
aber in einer Drittelstunde wirst du erst wissen, ob Asyrta
zurückgekommen ist. Die Gefahren des Meeres sind mannigfach.«
»Nicht nur die des Meeres«, brummte ich. In einer
eleganten Drehung hielt der Wagen zwischen den hölzernen Säulen
der weit vorspringenden Terrasse. Ich sprang in den Sand hinunter und
stürmte ins Haus.
Ashait kam mir entgegen und half mir, Helm und Rüstung
abzulegen. Ich wusch mich und zog frische Kleidung an. Ich glaubte
schon, die zweite Welle der Aufregung in der Stadt bis hierher ins
Bad zu hören. Natürlich entging mir das Anlegemanöver
der LOB DES PHARAO. Ich wirbelte wieder durch Halle und Eingang und
schwang mich neben
Siren in den Wagen.
»Zum Hafen, Herr?«
»Wohin sonst, Siren?«
Wir ratterten wieder die gekrümmte Allee hinunter, vorbei an
Läden und Baustellen, schossen zwischen dem Magazin und der
Werft auf den Hafenplatz hinaus. Um das Schiff, das mit dem Heck am
Kai angelegt hatte und gerade festgelegt wurde, bildete sich eine
Menschenmenge, die von Augenblick zu Augenblick anwuchs. Siren
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