PR TB 167 Nacht Uber Childonga
dem
Tower auf.
Der Feldantrieb liefaus, die Arbeitsgeräusche der Meiler und
Transformer erstarben. Crannok sah Roi Danton fragend an. "Wie
soll esjetzt weitergehen?" erkundigte er sich.
Danton kniff überlegend die Brauen zusammen. "Wir müssen
zuerst Funkverbindung mit den Behörden aufnehmen",
entschied er dann. "Sie sollen die Kaiserin davon verständigen,
daß wir angekommen sind. Bis es soweit ist, dürfte aber
wohl noch einige Zeit vergehen, die Organe von Childonga haben jetzt
bestimmt alle Hände voll zu tun. Ist drüben im Tower immer
noch niemand, Gucky?"
Der Ilt legte den Kopf schief und lauschte mit seinen
telepathischen Sinnen. "Kein einziger Mensch", sagte er
nach einer Weile. "Dafür nähert sich aber eine große
Anzahl von Leuten dem Hafen, mit Gleitern und zu Fuß.
Augenblick mal - du, die haben es auf unser Schiff abgesehen! Die
Stunden, in denen Childongajetztvon der Umwelt abgeschnitten war,
haben sie vollkommen kopflos gemacht. Sie haben die Landung
beobachtet und kommen nun, um den Raumerzu stürmen. Sie wollen
die Besatzung dazu zwingen, sie von dem Planeten wegzubringen. Da
sind die ersten schon!" Dutzende von Gleitern aller Größen
schossen von der Stadt her auf das Hafengelände. Alle waren
überbesetzt und einige gingen beim Aufsetzen fast zu Bruch. Eine
bunte Mischung von Männern, Frauen und Kindern ergoß sich
aus ihnen und hastete aufdie MAGELLAN zu. Ihre erregten Ausrufe
drangen über die Außenmikrophone ins Schiff.
"Die Schleusen bleiben zu", bestimmte der Kommandant.
"Wirverhalten uns vollkommen passiv, mitderZeitwerden die Leute
sich schon beruhigen. Daß sie einen Kreuzerdes Solaren
Imperiums nicht einfach stürmen können, dürfte ihnen
bald klarwerden."
Er hatte jedoch die Bewohner von Childonga unterschätzt.
Kaum zehn Minuten später war ihre Schar auf mehrere Tausend
angewachsen, und es wurden immer noch mehr. Sie bildeten einen engen
Kordon um das Schiff. Hunderte wagten sich bis weit unter die
Kugelzelle vor, Fäuste und Handstrahler wurden drohend
geschwungen. Als keine Reaktion erfolgte, nahmen sie sogardie
Landestützen der MAGELLAN unter Beschuß.
Das war natürlich sinnlos, denn der Terkonitstahl erhitzte
sich dabei kaum. Diese Handlungen sagten aberviel überden
psychischen Zustand der Leute aus. Das stundenlange Verschwinden
ihrer Sonne mußte eine fast unerträgliche Belastung für
alle gewesen sein.
"Immer noch keine Verbindung zu den Behörden?"
fragte Linn Crannok in der Funkzentrale an.
"Nichts, Sir", entgegnete der Funker. "Man hört
uns wohl, aber man antwortet nicht. Der Videofunk scheint mit Absicht
gewaltig untertrieben zu haben, denn laufend kommen neue
Katastrophenmeldungen durch. Unser Sender könnte sie mühelos
übertönen, aber das wäre wohl..."
Er unterbrach sich erschrocken, als plötzlich ein heftiger
Schlag das Schiff erschütterte.
"Das darf doch nicht wahr sein!" stieß der Erste
Offizier fassungslos hervor. "Irgend jemand hat neben dem Tower
ein schweres Impulsgeschütz in Stellung gebracht und beschießt
uns damit..."
Ein Blick auf die Bildschirme untermauerte seine Angabe. Dort war
ein Flugpanzer, vermutlich ein Polizeifahrzeug, erschienen und hatte
das Feuer aufdie MAGELLAN eröffnet.
"Sie schießen auf unsere Landestützen",
stellte der Major mit starrem Gesichtfest. "Offenbarglauben sie
noch immer, es mit einem Privatschiffzu tun zu haben, dessen Insassen
sich dadurch einschüchtern lassen. Einen längeren Beschuß
halten die Stützen auch wirklich nicht aus. Was sollen wir tun,
Mr. Danton?"
"Setzen Sie eines der Narkosegeschütze ein",
bestimmte Roi. "Die Besatzung des Panzers ist kampfunfähig
zu machen; dann werden wohl auch die anderen einsehen, daß ihre
Bemühungen vergeblich sind."
Crannok gab den Befehl an den Feuerleitoffizier weiter, und
Sekunden später erlosch die Strahlbahn der Impulskanone. Auch
einige in der Nähe befindliche Männer wurden getroffen und
sanken bewußtlos zu Boden. Die Umstehenden flüchteten,
rotteten sich aberabseits wiederzusammen und schwangen drohend die
Fäuste.
"Sie sind vollkommen verzweifelt", sagte Gucky
mitfühlend. "Viele haben durch Unfälle oder Brände
Angehörige verloren, aber das ist es nicht allein. Die absolute
Dunkelheit während der letzten Stunden hat sie psychisch
fertiggemacht. Sie verstehen einfach nicht, warum wir ihnen nicht zur
Flucht von Childonga verhelfen wollen."
Danton zuckte mit den Schultern.
"Ich kann sie gut verstehen, aber dazu sind wir nun
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