PR TB 168 Hinter Dem Zeitschirm
sie bei ihren
Versuchen, die Macht über den Schwärm zurückzuerobern,
und stellte sich schließlich als Vermittler zwischen ihnen und
den Menschen zur Verfügung.
Damals hatte er gehofft, nach der Übernahme des Schwarms
durch die Cynos bei der Menschheit bleiben zu dürfen - und wir
beide hatten bereits Pläne geschmiedet, wie wir nach der
Wiederherstellung normaler Verhältnisse gemeinsam die
Geheimnisse der Urmarsianer enträtseln wollten.
Aber als der Schwärm unsere Galaxis verließ, war Tobias
Schulze verschollen geblieben - und hier sah ich ihn wieder!
Ich erholte mich nur allmählich von dem Wiedersehensschock
und dem Gefühlssturm, der damit verbunden war. Langsam ging ich
um den Sarkophag herum und musterte die Apparaturen, die mit ihm
verbunden waren. Ein Bildschirm zeigte mehrere Wellenlinien. Offenbar
handelte es sich um einen Biosensorschirm, der die gedrosselten
Lebensfunktionen Schulzes anzeigte. Ich wußte genug von
Hibernation, wie der Unterkühlungstiefschlaf noch genannt wurde,
um zu erkennen, daß mit Tobias alles in Ordnung war. Dennoch
sah ich mir die Tasten und Symbole auf dem kleinen Schaltpult
mehrmals genau an, bevor ich mich dazu entschloß, die
Wiederbelebung in Gang zu setzen. Als ich die erforderlichen Tasten
endlich gedrückt hatte, konnte ich nur noch warten und hoffen,
daß die Apparatur einwandfrei funktionierte.
Da eine Wiedererweckung aus Unterkühlungstiefschlaf
notwendigerweise bei einem Menschen immer die gleichen Maßnahmen
erforderte, ganz egal, wo die betreffende Apparatur sich befand,
konnte ich mir vorstellen, was jetzt mit Tobias Schulze geschah.
Zuerst würden die elektronarkotischen Impulse aufhören,
dann würden Drogen injiziert werden. Danach folgte die
stufenweise Erhöhung der Körpertemperatur mit Hilfe der
Heizkissen, in die Tobias eingewickelt war. Erfahrungsgemäß
dauerte die Wiederherstellung des Bewußtseins zwölf
Minuten. Wie schnell der Auferweckte danach in der Lage sein würde,
sich aus eigener Kraft zu bewegen, hing von der Zeitspanne ab, die er
im Unterkühlungstiefschlaf verbracht hatte, und von seinem
körperlichen Zustand vor der Hibernation.
Ich schaute auf meinen Armbandchronographen. Genau acht Minuten
vergingen, bis sich die Lider von Tobias Schulze hoben.
Vorsichtshalber begab ich mich noch nicht in sein Blickfeld. Der
Wiedersehensschock konnte seinen Kreislauf, der sicher noch nicht
stabilisiert war, zusammenbrechen lassen.
Tobias lag still. Er schien demnach zu wissen, was mit ihm
geschah. Nach weiteren zehn Minuten fuhren Greiftentakel aus dem
Boden des Sarkophags und entfernten die Heizkissen. Danach ertönte
ein Gongschlag. Der Deckel des Sarkophags klappte auf. Gleichzeitig
hob sich das Oberteil von Tobias' Unterlage, so daß sein
Oberkörper halb aufgerichtet wurde.
Diesmal sah er mich - und erkannte mich sofort wieder, wie ich
daran merkte, daß seine Augen sich weiteten. Die kräftigen
Muskeln unter der Haut seiner Arme spannten sich.
„Bitte, keine schnellen Bewegungen, Toby!“ warnte ich.
„Deine Muskeln sind noch steif. Es könnte zu Rissen und
Blutungen kommen. Außerdem besteht kein Grund zur Eile.
Mukbhator ist tot - und andere Dämonen befinden sich offenbar
nicht auf diesem Raumschiff.“
Die Außenlautsprecher meines Druckhelms übertrugen
meine Worte. An Tobias' Gesicht erkannte ich, daß er mich
verstanden hatte. Ganz langsam nickte er.
Ich fühlte eine große Freude darüber, den alten
Freund, der für mich soviel wie ein Blutsbruder war,
wiedergefunden und aus der Hibernation erweckt zu haben.
Tobias Kukuruzku-Schulze hatte sich nicht verändert - von ein
paar zusätzlichen scharfen Falten um den Mund abgesehen. Er war
zwar nur 1,65 Meter groß, aber dafür korpulent und
außergewöhnlich muskulös. Sein Stiernacken war so
stark wie ein gut trainierter Fußballeroberschenkel, und der
runde und kahle Schädel glich immer noch einer etwas zu groß
geratenen Kegelkugel.
Er lächelte matt, dann bewegte er die Lippen.
„Tatcher!“ flüsterte er.
Ich ging zu ihm, nahm seine rechte Hand und drückte sie
behutsam. Als er den Händedruck erwiderte, merkte ich, daß
seine Erholung gute Fortschritte machte. Ich hätte beinahe vor
Schmerz aufgeschrien.
„Wie hast du mich gefunden, Tatcher?“ erkundigte sich
Tobias mit noch etwas brüchiger Stimme.
„Rein zufällig“, antwortete ich. „Bei der
Rückkehr von einem Einsatz orteten wir das Dämonenschiff
und gingen näher heran. Es kam zu einem Kampf, der mit
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