PR TB 169 Der Purpurne Drache
kam derjunge Pilot hinein und pfiff anerkennend.
»Ein nettes Apartment. Es paßt genau zum Charakter
Djosans. Total verrückt, aber stets ungewöhnlich. Die
Experimentalflotte mit ihren Robotern hat ihm eine schöne neue
Heimat geschaffen.«
Als ob ein kritischer Punkt zugleich mit der Schwelle
überschritten worden wäre, entspannte sich Drigene. Sie
lief hin und her und aktivierte Maschinen, schaltete Lichter ein und
rückte an den schweren Möbeln herum. Schließlich
verschwand sie in der Küche und rief mit aufgeregter Stimme:
»Djosan sagte, daß er Ihnen einen Kaffee kochen
wird, wenn Sie kommen, Atlan. Ich tue es für ihn.«
»Und ich kümmere mich um die Kleine. Sie ist völlig
durchgedreht. Ghoum-Ardebil, ich schreie laut, wenn ich einen Arzt
brauchen sollte.«
»Alles klar. Ich habe mein Köfferchen im Gleiter.«
Der Charakter des Ara war alles andere als trivial: er empfand
jegliches medizinisches Problem, ob es sich um einen gebrochenen
Finger oder die Berechnungen für Genmodulation der DNS-Moleküle
handelte, als persönliche Herausforderung. Er würde nicht
einen Sekundenbruchteil zögern, um jedermann sofort zu helfen,
selbst wenn es sich um Winzigkeiten handelte. So auch hier.
»Informationsmangel!« brummte der Pilot. »Wir
befinden uns in einem bedauerlichen Zustand der Passivität, wenn
wir auf die Erleuchtung durch Djosan warten. Die Frage erhebt sich:
was tun wir?«
»Wir warten noch ein bißchen. Vielleicht kommt Djosan,
während wir den Kaffee aus heimischen Bohnen trinken.«
Unter anderem deswegen war das Projekt Karthago II nicht
uninteressant: hier wuchs eine hervorragende Sorte Kaffee. Die
Explorerleute hatten den Strauch entdeckt, der auf Gäa im
Treibhaus veredelt und hier in großen Mengen ausgepflanzt
wurde. Auf diese Weise erhielt man in der Provcon-Faust ein
»Grundnahrungsmittel« als Gegenleistung für die hier
stattgefundenen Rieseninvestitionen. Im Nordosten des
Siedlungsgebiets, eben von den Dünenvölkern, wurde der
Kaffee geerntet und verpackt. Atlan ging zwischen den Wohninseln
umher und suchte nach einem Funkgerät oder einer einschlägigen
Notiz.
»Vielleicht auch nicht. Was unternehmen wir in diesem Fall?«
erkundigte sich Scarron aus der Küche. Sarough Viss rief zurück:
»Nehmen wir den Gleiter und befragen wir die Siedler. Sie
werden vielleicht etwas wissen.«
»Welche Siedler?« gab Lavar zu bedenken. »Es
sind fünf verschiedene Zentren, die wir besuchen müßten.«
»Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig«,
sagte Atlan laut aus der unmittelbaren Nähe des Bettes. Sein
Sinn für Gefahren und für drohende Entwicklungen war sehr
gut entwickelt. Er lebte nur noch aus einem Grund; stets und immer
wieder hatte er einen Sekundenbruchteil früher als die meisten
anderen die Gefahren erahnt und eine Möglichkeit gefunden, ihnen
zu entgehen. Hier und jetzt war sein Eindruck ganz stark und
deutlich. Sie waren sozusagen vor dem Ausbruch eines Orkans gelandet.
Die Zeichen waren eindeutig und wogen schwer. Der Selbstmord eines
Mucys aus einem Grund, der in seine Erbmasse hineinprogrammiert
worden war. Das Erdbeben. Die Unsicherheit allgemein. Das
Verschwinden Djosan Ahars. Und die Unmenge von Selbstzweifeln.
Atlan schwor sich, nicht länger als eine Stunde zu warten.
Dann würden sie mit allen Mitteln nach Djosan suchen. Und -
warum war noch nicht ein einziger Mucy erschienen, um das Schiff zu
begrüßen? Aus der Küche drang der starke Geruch des
Kaffees in die Nasen der Wartenden. Geschirr klapperte. Immer wieder
hörte Atlan die ruhige, beschwichtigende Stimme Scarrons, die
auf Drigene einredete. Das junge Mädchen war den Schrecken ohne
die Möglichkeit von Abwehrmaßnahmen ausgesetzt und litt,
wie alle fünfzigtausend Mucys, ebenso unter der
Geschichtslosigkeit.
Als der Kaffee kam, erkundigte sich der Ara bedächtig:
»Können Sie mir eigentlich sagen, was der purpurne
Drache neben dem Eingang des Turmes bedeutet? Hat ihn ein Künstler
von Gäa geschaffen?«
»Nein«, sagte der Arkonide. »Das Mosaik ist rund
sechstausend Jahre alt. Man fand auf Karthago einige Ruinen, bis zur
Unkenntlichkeit zerstört. Man fand diesen Turm, fast unversehrt
Und als man die KraftStation eingrub, entdeckte man den Drachen. Er
wurde in Gäa restauriert und hier wieder angebracht. Mehr kann
ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Außerdem fand man genau auf der Äquatorlinie ein
System von sieben Vulkanen«, fuhr Sarab Lavar fort. »Zwei
von ihnen zeigen schwache
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