PR TB 170 Das Geheimnis Von Wardall
der Flugpanzer dann über
die Geröllstrecke und folgte dem ehemaligen Flußlauf, den
keine Witterungseinflüsse verändert hatten. Rechts und
links waren die Steilhänge der Gipfel. Schnee lag nur dort, wo
das Gelände flach war.
Die Schwerkraft war wieder Veränderungen unterworfen. Sie
schwankte ständig zwischen zwei und vier Gravos. Es gelang
Deagan stets, die Unterschiede schnell genug auszugleichen. Der Shift
stürzte nicht ab, sondern landete nach einem Kilometer sanft auf
dem Grund des nun breiter werdenden Tals. Zwar lagen noch immer
gewaltige Felstrümmer herum, aber sie konnten leicht umfahren
werden.
Porth, der nun nicht mehr auf Geheimniskrämerei angewiesen
war, nahm erneut Messungen vor und sagte:
»Die Strahlungsquelle liegt genau im Osten, vielleicht ein
Grad Abweichung nach Süden. Entfernung fünfundfünfzig
Kilometer.«
»Zu sehen ist noch nichts«, bemerkte Nephrem.
Deagan fuhr sehr vorsichtig und war froh, daß es nicht mehr
so steil bergab ging. Das Tal wurde immer breiter und flacher.
Praktisch lag das Gebirge nun bereits hinter ihnen, und die Ebene
würde kaum noch Probleme für sie bereithalten.
»Bald sind wir unten«, sagte Deagan.
Als sie in die Ebene hinausfuhren, drehte sich Nephrem noch einmal
um. Das Gebirge türmte sich zu einer scheinbar unüberwindlichen
Mauer hinter ihnen auf, hatte aber nun seine Schrecken verloren. Zwei
turmartige Felsen rechts und links des Tals bildeten nicht zu
übersehende Markierungspunkte.
Deagan konnte nach einiger Zeit das Tempo heraufsetzen, da es kaum
Hindernisse gab. Die Gravitation blieb einigermaßen konstant,
aber es wurde kälter. Das Gebirge, nun hinter ihnen im Westen,
schrumpfte immer mehr zusammen, ähnlich wie vorher der Wall. Im
Osten blieb der Horizont schwarz und flach.
»Was sagen die Meßgeräte?« Nephrem beugte
sich zu Porth hinüber. »Stärker geworden, was?«
»Mit jedem Kilometer, Major. Wir nähern uns in gerader
Linie dem Ausstrahlungspunkt. Noch etwa dreißig Kilometer.«
»Eine knappe Stunde«, sagte Deagan von vorn.
Aus den beiden heimlich rivalisierenden Gruppen war ein Team
geworden. Wenigstens nahm Nephrem das an. Er verspürte
Erleichterung darüber, wenn er auch wie Porth befürchtete,
daß Deagan und Margon noch immer einen ungewissen Verdacht mit
sich herumschleppten.
Die Fahrt wurde allmählich eintönig, denn nichts in der
Landschaft veränderte sich. Es war, als glitte der Shift über
ein erstarrtes Meer,
und vielleicht war dieser Gedanke nicht einmal so abwegig. Hier
konnte früher ein Ozean gewesen sein, und jetzt fuhren sie über
dessen ausgetrockneten Boden.
Die angekündigte Stunde verging in quälender
Langsamkeit.
Dann rief Porth:
»Wenn mich nicht alles täuscht, befinden wir uns jetzt
genau über der Strahlungsquelle. Halten Sie doch mal an,
Deagan.«
Der Shift hielt mit einem harten Ruck.
Verwundert sahen sich die vier Männer um. Die Ebene
erstreckte sich gleichmäßig nach allen Seiten, ein wenig
wellenförmig, aber sonst völlig eben und ohne besondere
Merkmale. Die Meßinstrumente zeigten an, daß die
Energieimpulse senkrecht von unten kamen, der Shift stand demnach
genau darüber.
Porth raufte sich seine spärlichen Haare.
»Das ist doch unmöglich! Völliger Irrsinn!«
»Immer mit der Ruhe, Professor«, mahnte Nephrem. »Auf
dieser verrückten Welt dürfte nichts unmöglich sein,
das wissen wir doch. Unter uns muß irgend etwas sein, das
strahlt. Also werden wir es auch finden. Es sei denn, es handelt sich
um eine natürliche Strahlungsquelle, was ich jedoch bezweifle.
Hier gab es einst eine Zivilisation, das dürfen wir nie
vergessen.«
»Wenn wir sitzen bleiben, finden wir nie etwas heraus«,
sagte Deagan, der den Antrieb ausgeschaltet hatte. »Sehen wir
uns draußen um.«
Nephrem wollte bemerken, daß er das Kommando habe,
verzichtete aber dann auf einen Einwand. Außerdem entsprach
Deagans Vorschlag seinen eigenen Vorstellungen.
Sie schlossen ihre Druckanzüge, checkten sie durch und ließen
dann die Luft aus der Kabine. Sie entwich in Form einer weißen
Wolke, die sich sofort niederschlug und Raureif bildete. Die
Schwerkraft betrug etwa ein Gravo.
Nephrem stieg als erster aus, machte ein paar Schritte und blieb
dann stehen, bis die anderen bei ihm waren. Die Telekome waren
eingeschaltet. Porth trug das kleine Strahlenmeßgerät und
begann mit seiner Rundwanderung, um die geheimnisvolle
Strahlungsquelle möglichst genau abzugrenzen. Niemand war
sonderlich erstaunt, als
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