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PR TB 180 Das Goldland

PR TB 180 Das Goldland

Titel: PR TB 180 Das Goldland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Händen und gab mir einen
davon.
    „Die Nacht kommt", flüsterte sie. „Werden
wir es überstehen?"
    Ich nahm einen kleinen Schluck. Die Illusion, mehr zu trinken,
blieb auf diese Weise erhalten. „Ja. Ich bin davon überzeugt."
    Auch Ne-Tefnacht trank sehr langsam. Die Ruderer arbeiteten im
Takt, halb schlafend, aber noch voller Kraft. Die HATHOR schob sich
schwer durch das stille Wasser. Es war leicht, das Steuerruder zu
halten. Ich blickte Tefnacht an, sie lächelte zurück. Es
wurde zunehmend dunkler; wir näherten uns der Grenzlinie
zwischen den Hemisphären.
    „Warum führst du diese Flotte nach Punt, ich meine,
warum wirklich?"
    Sie war einst mit der Prunkbarke des Pharaos in das weiße
Haus zu Edfu gebracht worden. Einige Monde lang war ich ihr Geliebter
gewesen. Ich erinnerte mich an die
    heitere, trunkene Zeit. Immer wieder hatte ich gemerkt, daß
Ne-Tefnacht nicht nur irgendein schönes, einfaches Tanzmädchen
aus dem Großen Haus war; ganz sicher war sie ein Kind dieses
Landes und dieser Kultur, aber hin und wieder überraschte sie
mich. Sie war gewohnt, etwas tiefer zu sehen und Fragen zu stellen,
die meist unangenehm wahrhaftige Antworten erforderten.
    „Warum wirklich?" Ich nippte wieder, mein Körper
schwankte im Rhythmus der Bewegungen des Doppelruders. „Aus
einigen Gründen. Du kennst die Befehle des Pharaos."
    „Ich habe auch gehört, was ihr im Park des Palasts
gesprochen habt. Ich weiß auch, was deine Freunde Ptah und
Zakanza reden. Es ist mehr als billiges Gold, Schminkfarben und
Weihrauchharz."
    Ich nickte. Die Mondsichel und der schwache Glanz der Sterne
warfen ein kaltes, vages Licht auf unsere Gesichter.
    „Es ist mehr", gab ich zu. „Ich führe nicht
nur eine Flotte nach Punt. Ich bringe auch die Kultur, die
Zivilisation, das Wissen von den Dingen jenseits des nächsten
Hügels."
    „Es ist also wahr. Du bist nicht aus dem Nilland?"
    „Nein. Ich komme aus einem sehr fernen Land. Viel weiter
entfernt als Byblos. Dort gibt es vieles, das hier unbekannt ist."
    „Wenn sie alle es noch nicht wissen, so ahnen sie es doch",
sagte sie. Ihr Becher war leer.
    „Schon möglich. Aber es ändert nichts."
    „Nein. Es ändert nichts", flüsterte sie. „Du
bist plötzlich gekommen und wirst gehen, wenn alles vorbei ist.
Wie schon einmal."
    Ich trank den letzten Schluck. Das Bier war warm geworden und
schmeckte scheußlich nach Maische.
    Vierundzwanzig Schiffe bewegten sich in einer gezackten Linie
entlang der schwarzen Silhouette des Bergrands. Die Erhebungen dort
waren nicht mehr so hoch und kantig wie vor dem Kap, aber noch jetzt
verströmten sie bis hierher die tagsüber gespeicherte
Sonnenhitze.
    „Es hängt nicht von mir ab, ob ich gehen will. Man ruft
mich, und ich gehorche", sagte ich bitter.
    „Wer bestimmt darüber? Du mußt ein sehr kluger,
aber sehr einsamer Mann sein!"
    „Ein mächtiger Herrscher wird mich rufen. Es stimmt.
Ich habe nicht wirklich eine Heimat." Ich lachte kurz und fügte
versöhnlich hinzu: „Aber in deiner Nähe fühle
ich mich, als sei ich zu Hause."
    Ne-Tefnacht stieß sich von der Papyrusblüte ab, lehnte
sich gegen meinen Rücken und kreuzte ihre Arme vor meiner Brust;
eine Bewegung, eine Haltung, wie sie zwischen Göttern und
Menschen in den Steinfriesen der Tempel und Paläste zu sehen
war. Ihr Haar legte sich auf meine Schulter.
    „Auch das mag sein. Aber wenn der Ruf ertönt, dann
wirst du mich wieder verlassen."
    Ich sah über die schweißglänzenden Schultern der
Ruderer hinweg, über das nutzlose Segel und den schweigenden
Ausguckposten im Bug auf die silbernen Reflexe auf den Wellen.
    „Sprich am Beginn einer Reise nicht vom Ende!"
    Sie schüttelte den Kopf. Aus ihr sprach eine animalische,
durch Lebenserfahrung bedingte Wahrheit.
    „Aber so wird es sein!"
    „Du weißt es nicht besser als ich", erklärte
ich, „und ich weiß nicht, wann man mich rufen wird. Für
mich ist ein Abschied ebenso bitter wie für dich und jeden
anderen."
    „Verzeih", flüsterte sie. „Du hast zu viele
Sorgen. Ich will deine Gedanken nicht schwer machen."
    Ich streichelte ihre Hüften und sagte leise:
    „Du bist der einzige Mensch, der meine Gedanken leicht macht
wie Schmetterlinge oder Libellen."
    Stundenlang blieben wir noch im Heck stehen und unterhielten uns
leise. Es war ein geisterhaftes Bild. Die Schiffe bewegten sich wie
seltsame Tausendfüßler durch das Wasser, dem Ungewissen
Ziel entgegen. Die Nacht verging, wieder erschien die Sonne, und zwei
Stunden

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