PR TB 182 Held Der Todeswelt
die Verantwortlichen unseres Volkes nie, denn das hätte den Untergang unserer Kultur bedeutet. Zuerst bot man den Otrisen dreißig Kolonialwelten als Schauplatz für das Kräftemessen an. Wenn sie diese dreißig Welten nach zehn Jahren erobert hätten, dann wären wir besiegt gewesen und hätten uns ihnen unterworfen. Doch sie gaben sich mit den Kolonialwelten nicht zufrieden und bestanden darauf, unsere Heimatwelt zu erobern. Wir hatten keine andere Wahl, als dem zuzustimmen. Zuerst setzten die Otrisen einen Zeitraum von hundert Jahren fest, innerhalb dessen sie Aspia erobern mußten. Doch als ihnen das nicht gelang, verlängerten sie den Termin um jeweils weitere hundert Jahre, was zwar nicht fair, doch durchaus legal ist. Nun währt
die Belagerung unserer Heimatwelt schon fast tausend Jahre."
Bormork machte eine kurze Pause, um Annemy und Klackton Gelegenheit für Fragen zu geben. Doch als diese schwiegen, fuhr er fort:
"Die Otrisen können keine weitere Verlängerung mehr erwirken, wenn sie sich nicht lächerlich machen und dem Spott der anderen Sternenvölker preisgeben wollen. Sie müssen Aspia also innerhalb der kurzen Zeitspanne bis zum vollendeten Jahrtausend nutzen, um diesen Planeten zu erobern, oder sie gelten als die Verlierer des Krieges. Sie unternehmen natürlich alle möglichen Anstrengungen, um unsere Verteidigungslinien zu durchbrechen und in die Unterwelt vorzudringen. Aber bisher haben sie es nicht einmal geschafft, auf der Oberfläche unseres Planeten Brückenköpfe zu errichten. Nur noch wenige Tage, dann ist unser Volk gerettet und wird für die nächsten zehntausend Jahre Ruhe haben. Sie können sich vorstellen, daß wir.nun besonders vorsichtig sind und jeden ungewöhnlichen Zwischenfall gründlich untersuchen. Die Otrisen schrecken vor nichts zurück, um die unvermeidlich scheinende Niederlage doch noch in einen Sieg umzuwandeln. Die Otrisen kennen keine Skrupel, sie müssen nur darauf achten, daß sie sich vor den anderen Sternenvölkern keine Blöße geben."
Nachdem Bormork seine Ausführungen beendet hatte, herrschte eine Weile Schweigen, dann fragte Annemy:
"Was sind die Otrisen für ein Volk? Ich meine anthropologisch gesehen. Haben sie die gleiche Abstammung wie euer Volk? Sind sie humanoid?"
"Sie sind, wie Sie es nennen, humanoid", antwortete Bormork. "Aber sie haben trotzdem nicht viel Ähnlichkeit mit uns. Ich werde Ihnen einen typischen Otrisen zeigen."
In der schüsselartigen Aussparung des Tisches entstand ein kegelförmiges Leuchtgebilde, aus dem sich die Projektion einer menschlichen Gestalt herausbildete.
Das Wesen hatte einen breiten Körperbau, Arme und Beine waren verhältnismäßig kurz und muskulös. Der Kopf war nicht höher als bei einem Menschen, aber doppelt so breit und überall dicht behaart, so daß von einem Gesicht mit Sinnesorganen nicht viel zu erkennen war. Erst als der projizierte Otrise mit den Augen rollte, die großen Nasenflügel blähte und den breiten Mund öffnete, wurde seine Physiognomie deutlich. Er hatte etwas von der Wildheit eines Steinzeitmenschen an sich.
"Der Kerl sieht zum Fürchten aus", meinte Walty Klackton. "Er wirkt brutal, macht aber auch einen primitiven Eindruck."
"Lassen Sie sich von der äußeren Erscheinung nicht täuschen", sagte Bormork mahnend. "Die Otrisen sind überaus schlau und intelligent, jedoch auch im selben Maß skrupellos, hinterhältig und gemein."
"Die Gefahr, daß sich Otrisen unter Ihr Volk mischen, um die Moral zu untergraben und Sabotageakte auszuführen, besteht wenigstens nicht", stellte Annemy fest. "Sie würden allein durch ihr unterschiedliches Aussehen auffallen."
"Dennoch haben die Otrisen auf Aspia so etwas wie eine fünfte Kolonne", sagte Bormork. "Irgendwie gelingt es ihnen immer wieder, Leute aus unseren Reihen für ihre dunklen Zwecke zu gewinnen. Solche Verräter sind zum Glück selten, aber es gibt sie."
"Wenn es selbst unter den Aspiden Verräter gibt, mußten wir Menschen nur um so suspekter erscheinen", sagte Annemy verständnisvoll. "Ich kann mir vorstellen, daß Sie der Meinung waren, wir stünden im Dienst der Otrisen. Und wie denken Sie jetzt?"
"Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß Ihre Geschichte, wie Baane Klackton sie vorgetragen hat, stimmen könnte", meinte Bormork zurückhaltend.
"Die Tatsache, daß uns ein Aspide mit Namen Tomber unbekannt ist, hat nicht unbedingt etwas zu sagen.
Vielleicht hat der Weisenrat diese Maßnahme beschlossen. Es könnte sich um ein
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