PR TB 183 Der Fall Oberon
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zu sehen bekam, der wußte, daß es ohne VanMaaghems
Mitwirkung nicht hatte zustande kommen können.
VanMaaghem wurde schließlich wieder in seine Zelle
zurückgeführt. Er war ein gebrochener Mann.
6.
Kochern Ahab hatte sich darauf gefreut, den Fall OBERON zusammen
mit Lynne Acija bearbeiten zu können. Aber es kam anders, als er
es sich gedacht hatte. Der Computer bestand in der Tat darauf, daß
der Einsatz auf Maaghem am besten von einem Einzelgänger
durchzuführen sei. Sämtliche Alternativen, die auf einer
Einsatzgruppe von zwei oder mehr Spezialisten beruhten, hatten
deutlich geringere Erfolgschancen. Wie sich später
herausstellte, hätte Kochern Ahab ohnehin auf Lynnes Mitwirkung
verzichten müssen. Denn als die Nachricht eintraf, daß der
Generalbevollmächtigte Mardoun och Vlaas sich zur Erde
eingeschifft hatte, da erhielt Lynne Acija den Auftrag, den Mann zu
beschatten und zu ermitteln, ob es bei dem Antrag auf Ausgleich, den
VanMaaghem gestellt hatte, mit rechten Dingen zuging.
Kochern Ahab gelangte auf Umwegen nach Maaghem. Es gab nicht viele
Schiffe, die den Planeten des Saphyrillen-Königs anflogen. Die
letzte Teilstrecke legte Ahab an Bord eines Charterschiffes zurück,
das ihn ein halbes Vermögen kostete.
Auf dem Raumhafen Maäghem-City lagen schwer bewaffnete
Einheiten springerischer und neuarkonidischer Herkunft. Über dem
Zentralgebäude am Nordrand der Hafenfläche leuchtete eine
Projektion des Symbols der GAVÖK. Die Kontrolle der Einreisenden
wurde von bewaffneten Posten durchgeführt. Einige Blues befanden
sich darunter. Die Kontrolle war nicht sonderlich scharf. Kochern
Ahab wies sich als Bürger von Valpidia, einer unbedeutenden Welt
im äußeren Zentrumsring der Milchstraße, aus und gab
als Zweck seines Besuchs „Geschäftsinteressen" an.
Diese Auskunft, so vage sie war, wurde ohne weiteres angenommen.
Ahab stellte dagegen fest, daß Ausreisende einer wesentlich
schärferen Kontrolle unterzogen wurden. Weit draußen auf
dem Landefeld lagen zwei mittelgroße Springerschiffe, durch
ihre geringfügige Bewaffnung leicht als Handelsfahrzeuge zu
erkennen, deren Besatzung eben im Begriff war, an Bord zu gehen.
Kochern Ahab beobachtete, daß jeder Springer sich eine
intensive Durch- und Untersuchung gefallen lassen mußte, bevor
er das Gebäude verlassen durfte.
Eines deutlicheren Hinweises bedurfte es nicht, um Ahab wissen zu
lassen, daß die derzeitigen Machthaber von Maaghem auf der
Suche nach jemand waren, den sie sich nicht durch die Lappen gehen
lassen wollten.
An einer Informationsstelle wollte sich Kochern Ahab nach einer
angemessenen Unterkunft erkundigen, aber die Geräte waren außer
Betrieb. Draußen, vor dem Gebäude, lag ein
Mietwagenparkplatz, aber es gab weder einen Wagen, noch
funktionierten die Rufsäulen. Ein Einheimischer beobachtete
Ahabs fruchtlose Bemühungen eine Zeitlang, dann schlenderte er
auf ihn zu.
„Verlassenes Nest", brummte er. „Wollen Sie in
die Stadt?"
Ahab musterte den Mann. Er war an die neunzig Jahre alt und trug
sich ziemlich ungepflegt. Die Haare, braun und grau gemischt, hingen
ihm in die Stirn. Die Montur, eine Mischung aus Arbeitsuniform und
ehemals vornehmer Abendkleidung, war zerschlissen. Die Füße
staken in Sandalen und bedurften dringend einer gründlichen
Reinigung. Das einzige, was Kochern Ahab an dem Mann anziehend fand,
war sein offener Blick, die klaren, blauen Augen, die zahllosen
Augenfältchen, die darauf hinwiesen, daß der Alte gern
lachte.
„Richtig geraten", antwortete Ahab. „Haben Sie
was zum Fahren?"
„Muß ich wohl", sagte der Alte. „Die
einzige Art, wie man sich hier ein paar Solar verdienen kann."
„Wieviel?" wollte Ahab wissen.
„Zehn,"
„Für die paar Kilometer?'
Der Alte zuckte mit den Schultern.
„Nehmen Sie's, oder lassen Sie's bleiben. In fünf
Jahren kommt vielleicht ein anderer vorbei, der Sie billiger fährt."
Kochern Ahab lachte.
„Einverstanden. Hier sind Ihre zehn Solar!"
Er reichte dem Mann eine Münzmarke. Der Alte brachte sein
Fahrzeug herbei -einen Gleiter, der wenigstens schon fünfzig
Jahre auf dem Rücken hatte. Ahabs Gepäck wurde aufgeladen.
Dann ging die Fahrt los. Der Alte hielt sich nicht an die Straßen,
sondern flog querfeldein. Es war keine Gefahr dabei: es gab auf
VanMaaghem so gut wie keinen Verkehr.
„Man sieht hier wenig Terraner", begann der Zerlumpte,
als sie die ersten paar Kilometer zurückgelegt hatten. „Deswegen
werden Sie es mir wohl nicht
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