PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
wirkte versteinert; ihm war anzusehen, daß er
fieberhaft die politischen Konsequenzen der Flucht des Arkoniden
durchkalkulierte.
„Und dann?"
„Verloren", antwortete Mercant. „Meine Agenten
behaupteten zwar, sie hätten eine neue Spur gefunden, aber sie
wollten sich erst wieder melden, wenn sie den Arkoniden gefunden
haben. Auf diesen Rafferspruch warte ich noch. Ich glaube aber, bei
aller Wertschätzung unserer Mitarbeiter, daß es dem
Arkoniden gelingen wird, seine Bewacher abzuschütteln."
Bully stellte sich nicht begriffsstutzig. Er fragte nur, damit
Mercant das aussprach, was auch er dachte; er wollte den Chef der
Galaktischen Abwehr zwingen, die grausamen Wahrheiten auszusprechen,
vor denen er selbst zurückschreckte.
„Und was, glauben Sie, hat Atlan vor?"
„Dazu habe ich nur Vermutungen", erklärte Mercant;
er schien sich auf diese Unterhaltung vorbereitet zu haben.
Seine Antworten kamen prompt. „Sagen Sie nicht, Atlan sei
hinter dem Geheimnis der biologischen Unsterblichkeit her. Das hat er
nicht nötig."
„Ich weiß", sagte Mercant kalt. „Er trägt
ein Gerät, das die gleiche Aufgabe erfüllt, die in unserem
Fall das Physiotron auf Wanderer übernimmt. Er nennt dieses
Gerät Zellaktivator."
„Zellschwingungsaktivator", verbesserte Tifflor
geistesabwesend. Er schien bei seinen Überlegungen auf kritische
Augenblicke gestoßen zu sein, sein Gesicht wurde mit jedem
Augenblick bleicher.
„Um die Unsterblichkeit ist es dem Arkoniden nicht zu tun",
wiederholte Mercant. „Jedenfalls nicht um seine
Unsterblichkeit."
„Sondern? Etwa die seiner beinahe geisteskranken
Artgenossen? Mercant, muß ich Ihnen tatsächlich ins
Gedächtnis rufen, was für dekadente Schlafmützen die
Arkoniden geworden sind? Wenn Sie einen von diesen dickfelligen
Burschen besuchen, gibt der Ihnen nicht einmal die Hand. Zum einen,
weil er das für barbarisch, unsauber und sonst etwas hält,
zum anderen, weil er ohnehin nicht mit einem solchen Primitivling
verkehren würde, zum dritten, weil sie ihn garantiert nicht von
seinen Fiktivspielen losreißen können und zu guter Letzt
sind die meisten Arkoniden auch körperlich viel zu schwach, um
zu solchen Kraftanstrengungen fähig zu sein!"
Mercant hatte sich Bullys hervorgesprudelten Kommentar schweigend
angehört. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel, aber dieser
hochintelligente Mann konnte sich an den Fingern abrechnen, was Bully
so hatte lospoltern lassen. Der untersetzte Mann mit den roten Haaren
und den wasserhellen Augen kämpfte um eine Sekunde Aufschub, er
stemmte sich gegen den Augenblick der Wahrheit. Das wußte
Mercant, das wußte Tifflor, und Reginald Bull wußte es
auch. Von allen Mitarbeitern Perry Rhodans war er der impulsivste,
der unmittelbarste - vielleicht der gefühlsbetonteste.
„Mit dem Serum der Unsterblichkeit als Lockmittel kann Atlan
die Arkoniden aufrütteln, wachschütteln, was immer Sie
wollen. Vor allem - er hat dank dieses Serums Zeit, unendlich viel
Zeit. Er kann warten. Er kann die Unsterblichkeit als Köder
einsetzen - als Köder für den Robotregenten."
„Unsterblichkeit für einen Roboter? Wo will er dem
Blechkasten denn das Mittel einspritzen, so eine Positronik hat doch
keinen..."
„Sir!"
Bully preßte die Kiefer zusammen.
„Mit dem Serum der Unsterblichkeit als Angebot, mit der
eigenen Unsterblichkeit als weiterer Trumpfkarte ist Atlan der
passende Partner für den Robotregenten. Vergessen Sie nicht -
der Regent ist von seinen Erbauern angewiesen worden, das Beste für
Arkon und die Arkoniden zu tun! Mehr kann man nicht tun als dies.
Atlan wird vielleicht Imperator der Arkoniden werden, mag sein ein
Marionettenimperator an der Leine des Regenten, mag sein ein
wirklicher Imperator. In jedem Fall kann und wird er das
Arkonimperium zu neuer Blüte führen. Muß ich Sie,
Mister Bull, erinnern wie der Arkonide uns zu bezeichnen pflegt? Sie
nennt er einen feisten Barbarenhäuptling."
„Das feist zahle ich ihm heim", murmelte Bully.
Der Scherz verpuffte selbstverständlich.
„Immerhin, noch sind wir da. Wir werden..."
„Machen Sie sich keine Illusionen, Sir", unterbrach ihn
Mercant. Seine Stimme hatte einen Unterton, der Bullys Nackenhaare
aufrichtete. „Sie wissen so gut wie ich, mit welcher bislang
noch unerwähnten Trumpfkarte der Arkonide sein Spiel mit dem
Robotregenten eröffnen wird."
Eine kurze Pause entstand, dann sagte Julian Tifflor, langsam und
tonlos, wie geistesabwesend:
„Er wird dem Regenten ein
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