PR TB 187 Duell Der Unsterblichen
Geheimnis verraten, hinter dem der
Regent seit Jahrzehnten fieberhaft herjagt - er wird ihm die
Koordinaten der Erde verraten. Und zehn Minuten nach diesem Verrat
werden die ersten Schlachtflotten des Arkonimperiums über
Terrania auftauchen. Und sie werden..."
Er verstummte. Unwillkürlich sahen die drei Männer in
dem Raum nach oben, als könnten sie durch den Beton des Daches
hindurch schon das Leuchten der Impulstriebwerke sehen, wenn die
Arkon-Raumer zum Angriff ansetzten...
Ich wartete.
Es war früher Morgen, und vom Fluß her kam ein kühler
Wind. Große Segel auf dem Dach wurden gerade ausgespannt,
fingen diesen Windhauch ein und leiteten ihn in das Innere des
Hauses. Das Verfahren entsprach dem technischen Niveau des Planeten,
und - merkwürdig - es erfüllte seinen Zweck besser als jede
positronisch gesteuerte Klimaanlage.
Im Raum verbreiteten sich die Gerüche des frühen
Morgens. Die feine Andeutung morgendlichen Nebels schwang darin mit,
der Geruch nach dem Holz der Boote, dem Teer ihrer Kalfaterung. Am
Ufer wurden kleine Kohlenfeuer in gußeisernen Becken entzündet;
die Fischer wärmten sich daran, während sie ihre Boote zum
Morgenfang vorbereiteten.
Auf den weichen Polstern des Bettes lag die junge Frau, die ich in
der Wüste aus dem Wrack der abgeschossenen Space-Jet geholt
hatte. Sie schlief noch.
Mit den Hilfsmitteln arkonidischer Medizin war es nicht schwer
gewesen, ihre Verletzungen zu diagnostizieren und erfolgreich mit
Medikamenten gegen die Wunden vorzugehen. Für die Blutergüsse
und Prellungen brauchte man mit guten Ara-Medikamenten knapp zehn
Stunden. Und nach vierundzwanzig Stunden waren Knochenbrüche
verheilt, deren die junge Frau eine ganze Menge davongetragen hatte.
Sie mußte bald erwachen. Ich war gespannt, wie ihre erste
Reaktion ausfallen würde.
Einstweilen schlief sie noch.
Ich stand auf und ging zum Fenster hinüber. Die Läden
waren vorgeschlagen worden, auch sie kleine Kostbarkeiten ihrer Art,
reich mit Intarsien verziert. Sie bewegten sich lautlos in ihren
Angeln, als ich sie öffnete. Sonnenlicht fiel schräg in den
Raum auf den Boden aus winzigen, funkelnden Splittern, die mit
transparentem Plastik übergossen waren. Es sah aus, als bestünde
der Boden aus schäumender, in der Sonne funkelnder Gischt. Knapp
zwei Meter vor dem Bett trafen die Strahlen auf den Boden.
Im Garten waren die Sklaven damit beschäftigt, die Blätter
zu entfernen, die in der Nacht von den Bäumen gefallen waren -
typisch arkonidisch, dachte ich lächelnd. In dieser Beziehung
waren Arkoniden den Japanern ähnlich - nur daß japanische
Gartenarchitektur keinerlei Größenwahn kannte.
„Guten Morgen!"
Ich drehte mich um. Die junge Frau war erwacht, und sie hatte die
Zeit, in der ich auf den Garten hinabgesehen hatte, dazu genutzt,
sich zu orientieren. Verblüffen würde ich sie nicht können.
„Guten Morgen. Wie fühlen Sie sich?"
„Gut", sagte sie knapp. „Abgesehen davon, daß
ich Ihre Gesellschaft ertragen muß. Ich nehme an, daß Sie
mich aus dem Wrack geborgen und hierher gebracht haben."
Ich stimmte dieser Vermutung mit einem Nicken zu. Im Gesicht der
jungen Frau zuckte kein Muskel. Sie war die Kälte selbst.
„Dann verdanke ich Ihnen mein Leben."
Es war eine knappe, klare Feststellung. Ich begann zu ahnen, daß
diese Frau für lange Zeit meine Erbitterte Feindin sein würde.
Und ich konnte ihr wahrscheinlich noch ein halbes Dutzend Mal das
Leben retten, ohne an dieser Einstellung etwas ändern zu können.
„Wo sind Mike, Gordan und Giulio?"
„Tot", sagte ich ebenso kalt, obwohl es mir schwerfiel.
„Macht drei zu eins", sagte die junge Frau; zum
Erstenmal war der Ansatz einer Gefühlsregung zu erkennen. Ihr
Mund zuckte kaum merklich.
„Drei Männer, die ihretwegen sterben mußten. Mein
Leben haben Sie gerettet, wozu?"
Langsam begann mich Wut zu erfüllen. Dieses Weib war ein
verteufelt harter Brocken. Sie würde mir jeden Tag zur Hölle
machen, wenn ich sie in meiner Nähe behielt.
Ich beschloß, es mit einem Frontalangriff zu versuchen.
„Nun", sagte ich gedehnt. „Der Besitzer dieses
Hauses heißt Puthor. Er ist Sklavenhändler."
Die junge Frau zuckte nicht mit der Wimper. Sie tat, als habe
diese Information für sie keinerlei Bedeutung. Sie wußte
vielleicht nicht, daß Frauen auf dieser Welt praktisch das
Eigentum ihrer Männer oder Väter waren. Ich hatte die Frau
hergebracht - ich konnte sie, wenn es mir gefiel, als Sklavin halten
oder auch verkaufen.
Weitere Kostenlose Bücher