PR TB 193 Das Ende Der Duplos
die
Orkane zu behaupten. Aber wir werden sehen, was die nächsten
Tage bringen. Vielleicht gibt es eine Atempause zwischen den
einzelnen Stürmen. Außerdem gibt es natürlich auch
Fahrzeuge, die sich gegen diese Naturgewalten behaupten können.
In Lochaan steht ein Flugpanzer, der wintertauglich ist. Ich werde
morgen versuchen, Lochaan per Funk zu erreichen."
„Sie machen mir wieder Hoffnung, Mister Templin", sagte
der alte Mann lächelnd. „Ich weiß nicht, ob ich noch
einen Winter in diesem schrecklichen Land überleben könnte.
Es ist ein Wunder, daß wir es überhaupt so lange
ausgehalten haben - vor allem das Kind."
Templin schwieg, und er hatte Grund dazu.
Er wußte besser als jeder andere, daß die Chancen auf
eine baldige Rettung nicht sehr groß waren. Auch der Flugpanzer
hatte Leistungsgrenzen, er konnte nicht beijedem Wetter fliegen. In
den nächsten Tagen konnte er keinesfalls starten. Und wie sich
die Lage danach darstellte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht
abzusehen.
Die Zwickmühle lag darin, daß die Gruppe entweder in
der Höhle bleiben mußte oder gezwungen war, in den Wald zu
flüchten. Im ersten Fall konnte der Flugpanzer vermutlich
nicht landen - in unmittelbarer Nähe der Felsen war die
Gefahr zu groß, gegen den Felsen geschmettert zu werden, und
das hätte selbst der stabilste Panzer nicht verkraftet.
Unter dem alles überwölbenden Eispanzer aber waren die
Flüchtigen nur schwer zu orten, es sei denn, sie hätten ein
sehr schweres Funkgerät mitgeschleppt, das der Shift-Besatzung
Hilfe bei Peilversuchen sein konnte.
„Wir werden sehen", sagte Templin leise. „Wir
werden sehen, was sich machen läßt."
Er drehte sich um und war wenig später eingeschlafen.
Templin wurde wach, weil er fror.
Für ihn war dieser Zustand nichts Neues. Wer sich in 'die
Wälder von Lochny wagte, hatte fast immer mit Kälte zu
kämpfen.
Templin richtete sich auf. Es war entsetzlich kalt in der Höhle.
Die Menschen darin - richtig, fiel es Templin ein, er hatte ja
Einquartierung - hatten sich fest in die Decken gewickelt. Die junge
Frau und das kleine Kind, der alte Mann und der angebliche Jäger.
Dann wurde Templin klar, was ihn geweckt hatte -und daß er
eigentlich nicht hätte aufwachen dürfen.
Der Heizkörper war verschwunden. Templin rieb sich die Augen,
aber der optische Eindruck blieb. Der Platz, an dem der Heizkörper
gestanden hatte, war leer.
Templin murmelte einen Fluch. Was hatte das nun wieder zu
bedeuten?
Der Jäger stand auf. Er machte einige rasche Kniebeugen, um
seine steifen Gelenke in Schwung zu bringen. Sein Atem bildete weiße
Wolken in der Luft. Die Temperatur in der Höhle lag also
unterhalb von zehn Grad Celsius. Wahrscheinlich war es sogar
wesentlich kälter.
Templin ging zum Eingang. Die Tatsache, daß er überhaupt
etwas sehen konnte, verriet, daß draußen Tag war. Es war
ein angenehmer Tag - für die Verhältnisse Lochnys. Es
regnete heftig, aber der Wind war einigermaßen sanft. Der
Himmel zeigte ein tiefes Grau. An dieser Farbe würde sich mit
Sicherheit in den nächsten Monaten nichts ändern. Templin
brauchte nur einen Blick hinab zu werfen. Was er sah war eindeutig,
vor allem, was die Konsequenzen betraf.
Der Sturm in der Nacht war sehr heftig gewesen, aber Templin war
zu lange in der Wildnis unterwegs gewesen, um auf solchen Lärm
noch zu achten. Die Melodie des Donners war ihm in Fleisch und Blut
übergegangen. Von diesem Lärm wachte er nicht mehr auf. Ihn
hatte auch nicht der Lärm geweckt, mit dem sich die
Felsplattform in Bewegung gesetzt hatte.
Es hatte einen Erdrutsch in der Nacht gegeben. Die gesamte
Plattform war in die Tiefe gestürzt. Irgendwo unter dem Wirrwarr
von Felstrümmern, von Erde und zersplittertem Holz lag nun der
Heizkörper. Dort lag auch die Plane und die Vakuumpumpe.
Verschüttet war der gesamte Gleiter, und mit dem Gleiter das
Funkgerät.
Der Regen hatte Templin in kurzer Zeit bis auf die Haut
durchnässt. Er achtete nicht darauf. Cassiddu Templin setzte
sich auf die Kante der Höhle und sah hinab in die Tiefe.
Es war einer von diesen Augenblicken, in denen man glaubt, daß
sich das Schicksal selbst gegen einen verschworen hat. Templin
erinnerte sich an einen Nachmittag vor vielen Jahren. Eine Stunde war
er mit dem Rad gefahren, um einen Freund zu besuchen. Der Freund war
nicht zu Hause gewesen, und auf dem Rückweg hatte er gegen
strömenden Regen antreten müssen, bei Gegenwind verstand
sich.
Was er nun sah, entsprach der
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