PR TB 193 Das Ende Der Duplos
vergleichsweise leicht und schnell vorwärts."
„Das Gebirge durchqueren? In dieser Jahreszeit? Das ist
glatter Selbstmord."
„Ich werde diesen Weg gehen", sagte Templin. „Es
ist zwar ein gefährlicher Weg, das gebe ich zu, aber er bringt
uns am schnellsten zum Ziel. Und das halte ich für das
entscheidende Argument. Sie, Cardon, sind der einzige, der es
gesundheitlich mit mir aufnehmen kann. " Die anderen sind
schwach und angeschlagen."
„Um so größer die Gefahr, daß sie den
Marsch nicht überstehen."
„Und um so größer die Gefahr, daß sie im
Frühjahr zu entkräftet sind, um Lochaan noch erreichen zu
können. Sie haben die Wahl."
„Wahl?" sagte Gaelyn mit deutlichem Spott. „Mister,
Sie setzen uns die Pistole auf die Brust und nennen das eine Wahl?
Was bleibt uns anderes übrig, als Ihnen zu folgen."
Carruthers sah die Frau an, das Kind und dann Templin. Er nickte.
Cardon deutete mit einer Geste an, daß er sich überstimmt
fühlte und schon allein aus diesem Grund für den Plan
stimme.
„Wann werden wir aufbrechen?"
„In drei Tagen", sagte Templin. „Vielleicht auch
schon früher."
Die kleine Joan schien bemerkt zu haben, daß ein wichtiger
Augenblick gekommen war. Sie stellte ihr Spiel ein und sah der Reihe
nach die Erwachsenen an. „Ei!" sagte sie dann langgezogen.
Templin unterdrückte ein Seufzen. Wenn dieses „EE-iii"
die einzige Lebensäußerung der Kleinen blieb, würde
sie ihm den Nerv töten. Und er wußte aus leidvoller
Erfahrung, daß es solche Kleinigkeiten waren, die Expeditionen
zugrunde richteten.
Mit einem merkwürdigen Jäger, einem alten,
angekränkelten Wissenschaftler, einer kranken Frau und einem ein
Jahr alten Kind durch die Wildnis von Lochny - Templin konnte sich
nicht erinnern, daß jemals ein Mann auf Lochny vor einer
solchen Aufgabe gestanden und sie bewältigt hatte.
„Viel ist es nicht", stellte Templin fest. „Aber
es wird genügen."
Auf dem Boden der Höhle lag, was von der Ladung des Gleiters
zu bergen gewesen war. Der größte Teil dieser Ladung -
Templin hatte damit gerechnet - war hoffnungslos zerstört. Daß
ein Kasten mit Sera und Medikamenten unversehrt geblieben war, obwohl
die Medikamente in gläsernen Ampullen verpackt gewesen waren,
hatte allerdings nichts mit Wunder zu tun, sondern war dem Umstand
zuzuschreiben, daß die Gläschen in einem Koffer gesteckt
hatten, der selbst solchen Belastungen standzuhalten vermochte. Es
war einerjener famosen Koffer, die einen Raumschiffsabsturz
unbeschadet überstanden, während der Kofferbesitzer in
nicht mehr rekonstruierbare Fetzen zerrissen wurde.
Unbeschädigt geblieben war auch der größte Teil
der Konzentratnahrung, die Salzpakete, die Waffen. Zerstört war
alles, was der modernen Technik zuzurechnen war - vor allem natürlich
das Funkgerät. Es war allen Hindernissen zum Trotz eine
beachtliche Menge übriggeblieben -was das Gewicht betraf.
„Das alles sollen wir schleppen?" fragte Gaelyn
entgeistert. Templin nickte.
Vier Tage waren vergangen seit der ersten Begegnung. Die anderen
hatten sich Templin untergeordnet, aber das war - deutlich zu sehen -
gezwungenermaßen geschehen. Ab und zu meldete sich noch
Widerspruchsgeist. Templin hatte nichts dagegen einzuwenden. Zum
einen war dies ein Anzeichen, daß seine Gefährten ihre
Hirne noch benutzten und sich nicht
ausschließlich auf ihn verließen. Zum anderen würde
der Widerstand ziemlich bald dahinschwinden, wenn er erst einmal
seine sachliche Kompetenz eindeutig unter Beweis gestellt hatte.
„Wir werden die Last gerecht verteilen", versprach
Templin.
Es war früher Morgen, Zeit für den Aufbruch. Templin
hatte dafür gesorgt, daß die Gruppe körperlich bei
Kräften war. Cardon und er hatten in den letzten Tagen praktisch
allein gearbeitet, damit sich die Frau und vor allem der alte Mann
erholen konnten. Die Medikamente aus Templins Vorrat hatten ein
übriges getan. Beide waren wieder gesund, nicht eben vor Kraft
strotzend, aber auch nicht mehr schwächlich - vor allem aber
nicht mehr verzagt. Die wenigen Tage der Ruhe hatten vor allem die
psychischen Kräfte wiederhergestellt. Das lag nicht zuletzt
daran, daß die Gruppe neu eingekleidet war. Templin hatte nicht
gezögert, seine Vorräte zu plündern. Mitnehmen konnte
man die Kleidungsstücke ohnehin nicht, wenn man sie nicht auf
dem Leibe trug. Templins Hosen, Jacken und Hemden waren zwar nicht
gerade maßgeschneidert für diesen Zweck, aber sie passten
leidlich. Gaelyn sah in
Weitere Kostenlose Bücher