PR TB 195 Der Galaktische Spieler
Unter einem
Sonnensegel saß ein Oktaner und lenkte das Fahrzeug. Er trug
violette Kleider, die im Fahrtwind flatterten.
Die Reiter zogen Messer aus den Schärpen, die sie um die
Hüften geschlungen hatten, und streckten sie in den Himmel. Die
Bläser gingen zu schrillen, enervierenden Tönen über.
Der Hüter des Schwertes fuhr auf die Insel und hielt vor der
größten Hütte. Aus der Nähe sah Giustino Fomasi,
daß der Wagen eine Reihe von modernen Geräten enthielt,
die nicht in diese Welt zu passen schienen. Er wußte jedoch,
daß auf Okta hochentwickelte Zivilisationen bestanden, zwischen
denen es teils enge Kontakte, teils überhaupt keine Verbindungen
gab.
Der Hüter des Schwertes stieg aus und verschwand zusammen mit
mehreren Männern in der Hütte, die etwa zwanzig Meter lang,
sieben Meter breit und drei Meter hoch war. Zum ersten Mal sah Fomasi
eines der Sertagi-Schwerter, von denen er schon so viel gehört
hatte. Die Oktaner glaubten, daß ihre Götter in diesen
etwa anderthalb Meter langen Schwertern wohnten. Da sie nur 42 Götter
kannten, gab es auch stets nur 42 Sertagi-Schwerter auf Okta. Einige
der Götter pflegten sich jedoch nach dem Glauben der Oktaner für
bestimmte Jahreszeiten in ihr geheimnisvolles Reich zurückzuziehen.
Sobald das geschah, mußte das Schwert sie begleiten, das ihnen
entsprach. Vor Jahren schon hatte ein Oktaner dem Terraner erklärt,
daß dieses Schwert dann im Meer versenkt wurde.
Die Meister der Sertagi-Schwerter fertigten Monate oder Wochen
später ein neues Schwert oder auch mehrere, so daß für
jeden zurückkehrenden Gott ein Schwert zur Verfügung stand.
Und nur die Hüter der Schwerter waren berechtigt, ein Schwert zu
tragen. Es war nicht nur Symbol ihrer Macht, sondern auch ihrer
religiösen Bedeutung.
Giustino Fomasi, der schon mehrere Male auf Okta zur Jagd gewesen
war, wußte, daß man den Hütern der Schwerter
geradezu phantastische Fähigkeiten im Schwertkampf nachsagte. Es
hieß, daß sie das Schwert schneller aus der Scheide
ziehen und einsetzen konnten, als das menschliche Auge es wahrnahm.
Der Terraner zweifelte daran, daß es tatsächlich so
war. Er glaubte auch nicht, daß die Meister der Schwerter die
Schärfe der Stahlklinge dadurch prüften, daß sie eine
Feder in die Luft warfen und sie mit dem Schwert zerteilten.
Ein Oktaner kam zu ihm und löste schweigend seine Fesseln.
Dann zeigte er auf die Hütte, in der sich der Hüter des
Schwertes befand. Fomasi wußte, daß ein Fluchtversuch von
vornherein zum Scheitern verurteilt und sinnlos gewesen wäre.
Deshalb ging er mit.
Er hoffte immer noch, daß er sich retten konnte.
Immerhin hatte er den Oktanern etwas zu bieten. Sein Raumschiff,
mit dem er in den Bergen gelandet war, stellte einen erheblichen Wert
dar, obwohl es schon über fünfzig Jahre alt war. An Bord
befanden sich Waffen, die für die verschiedenen politischen
Gruppen auf Okta von höchster Bedeutung sein konnten.
Außerdem war er ein Terraner. Somit glaubte er, über
besondere Rechte zu verfügen. Er konnte sich nicht vorstellen,
daß die Oktaner einen Terraner ebenso hart bestrafen würden
wie einen ihrer eigenen Leute.
Er betrat die Hütte.
Der Hüter des Schwertes hockte mit untergeschlagenen Beinen
auf dem Boden vor einem Feuer, das in einem Stahlkessel brannte. Das
leicht gekrümmte Schwert hing an seiner Seite in einer
goldverzierten Lederscheide.
»Setz dich«, befahl der Oktaner, der Fomasi in die
Hütte geführt hatte.
Der Terraner gehorchte. Er ließ sich dem Hüter des
Schwertes gegenüber auf den Boden sinken. Das Feuer befand sich
zwischen ihnen. Die Flammen erzeugten ein seltsames Schattenspiel auf
dem Gesicht des Oktaners, das Fomasi nun noch fremdartiger und
undurchdringlicher erschien.
»Du kennst unsere Gesetze?« fragte der Hüter.
»Einige. Nicht alle«, erwiderte der Terraner.
»Ich spreche von den Jagdgesetzen«, erklärte der
Oktaner in freundlichem Ton. Er schien keinerlei feindselige Gefühle
gegen den Terraner zu hegen.
»Sie sind mir bekannt.«
»Dann weißt du, daß es verboten ist,
Grantinzy-Affen zu töten.«
»Ich habe davon gehört.«
»Es ist verboten. Wer einen Grantinzy-Affen tötet, wird
nach dem Gesetz der Väter bestraft.«
»Was besagt dieses Gesetz?« fragte Fomasi.
»Ihm widerfährt das gleiche wie dem Affen. Er wird
getötet.«
Der Terraner erschrak. Tatsächlich war ihm bekannt gewesen,
daß die oktanischen Affen unter Naturschutz gestellt worden
waren, um sie vor dem
Weitere Kostenlose Bücher