PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
aus dem Bundesstaat Peru. Von der Zeit her
habe ich meinen original peruanischen Namen und eine Portion Blut von
ein paar indianischen Vorfahren. Und das waren ganz ausgekochte
Burschen. So wie ich."
Rosy konnte mit diesen Worten nicht viel anfangen, und auch
Saedelaere schwieg.
Indacochea setzte sich an den Tisch und betrachtete konzentriert
die Fingernägel seiner rechten Hand. Mit der linken Hand faßte
er in seine Kombination und brachte ein kleines Etui zum Vorschein.
„Meine Notausrüstung", erklärte er. „Ein
äußerst leistungsfähiges Mikroskop siganesischer
Bauart."
„Würden Sie mir bitte erklären, was das alles
soll?" verlangte Alaska.
„Ich versuche, eine Erklärung für das idiotische
und scheinbar programmierte Verhalten und Denken der Hurozons zu
finden. Nur wenn wir möglichst viel über dieses Volk und
über die Zwerge von Tardell in Erfahrung bringen, kommen wir mit
heiler Haut davon."
Der sonst so ungeschickte und tolpatschige Mann nahm eine Pinzette
aus dem Etui. Er tat dies so behutsam, daß Rosy und Alaska nur
staunen konnten.
„Mit kleinen Sachen kann ich ganz gut umgehen",
erklärte Indacochea, während er mit der Pinzette einen
Hautfetzen aus einem Fingernagel kratzte. „Ein Stück
Hurozon. Es ist bestimmt eine unbeschädigte Zelle dabei, und die
will ich mir näher betrachten."
Er hantierte behutsam mit einem kleinen Gerät. Nach einigen
Minuten, in denen alle drei schwiegen, beugte er sich über das
Gerät. An zwei winzigen Ein-stellknöpfenjustierte er das
Kleinmikroskop.
Eine kaum spürbare Erschütterung ging durch den Raum.
„Wir haben Fahrt aufgenommen", sagte Rosy. „Wo
geht es diesmal wohl hin?" Alaska nickte nur, schwieg aber und
beobachtete Indacochea. Der pfiff plötzlich leise durch die
Zähne. „Ein höchst merkwürdiges Genmuster",
sagte er. „Es besteht kein Zweifel, daß die Hurozons
genetisch manipuliert sind. Es gibt eindeutige Hinweise darauf. Ein
Teil ihrer Erbmerkmale ist aber sicher natürlichen Ursprungs.
Was mich am meisten verblüfft und was eine eindeutige Verbindung
zu den Doppelzwergen herstellt, ist ein Genmuster, das künstlich
desaktiviert wurde. Es ist ein Schema, das zur Duplizierung des
eigenen Körpers dient. Es gibt noch eine Anzahl anderer Muster,
die höchst merkwürdig sind, die ich aber nicht deuten kann,
da mir eine verfeinerte Ausrüstung fehlt."
Er beugte sich wieder über sein Mikroskop. Dann zog er einen
Notizblock hervor und begann, sich verschiedene Merkpunkte
aufzuschreiben.
„Hilft uns das weiter?" fragte Rosy den Mann mit der
Maske.
Alaska zuckte mit der Schulter. „Vielleicht. Schaden würde
es jedenfalls nicht."
Ein Geräusch lenkte die Aufmerksamkeit der drei auf einen
Bildschirm, der unvermutet an der Wand aufleuchtete. Der Kopf des
Hurozon-Kommandanten Drellgor wurde sichtbar.
„Wir landenjetzt auf Rozon. Die Gefangenen werden in das
Zentrum gebracht. Diese Aufgabe übernimmt das Kommando Yreva.
Der Rat wird entscheiden, was mit ihnen geschehen wird."
Der Kopf verschwand, und an seiner Stelle wurde der Blick auf das
freie All sichtbar.
„Ich sehe keinen Planeten", sagte Rosy.
„Bei den vielen Ähnlichkeiten zwischen den Hurozons und
den Tardellianern würde es mich nicht wundern", antwortete
der Transmittergeschädigte, „wenn
die Hurozons ihre Welt auch hinter einem unsichtbar machenden
Schirm verbergen. Sehr weit scheinen wir auch nicht geflogen zu sein,
denn ..."
Er brach plötzlich ab und griff sich an den Kopf. Im gleichen
Moment schälte sich auf dem Bildschirm die Oberfläche eines
Planeten heraus.
„Alaska! Was ist?" Rosys Stimme drückte Besorgnis
aus.
„Das Cappin-Fragment", stöhnte Alaska. „Es
wird unruhig. Irgendwo ist hier eine n-dimensionale Strahlung, die es
erregt."
Er taumelte in einen Stuhl und verbarg seinen Kopf in den
knochigen Händen. Als sich die Tür öffnete, packte
Indacochea seine Utensilien rasch weg. Ein Hurozon stand mit zwei der
röhrenförmigen Roboter im Türrahmen.
„Ich bin Yreva", sagte er. „Folgt mir."
Rosy Dewitte hatte einige Mühe, den benommenen Saedelaere
dazu zu bewegen, sich ihnen anzuschließen. Sie packte den
großen Mann am Arm und zog ihn hinter sich her. Alaskas Gang
war torkelnd vor Benommenheit.
„Vielleicht wird es besser", versuchte sie ihn zu
trösten, „wenn wir das Schiff verlassen haben."
Aber genau das Gegenteil war der Fall.
Als sie in einem Beiboot in Begleitung des Hurozons Yreva und
seiner zwei Roboter auf eine nahe
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