PR TB 199 Die Parasiten
einem akustischen
Brei. Ich häufte Scheiben von Gazellenbraten auf meinen Teller,
setzte mich auf die Treppe zum oberen Geschoß und ließ
meinen Blick umhergehen.
Trotz der Menge der Gäste, der heiteren Musik und der
Aufregung war für mich ganz klar zu erkennen, daß Zakanza
und seine Mädchen hier alles perfekt organisiert hatten und
keine Sekunde lang in ihrer Wachsamkeit nachließen. Einmal kam
Bnona zu mir und setzte sich an meine Seite.
Sie sah hinreißend aus; in meiner beginnenden Trunkenheit
war ich geneigt, zu vergessen, daß sie ein Androide war.
“Du solltest dich unter die Gäste mischen", sagte
sie und lehnte sich an meine Schulter. “Unter denen, wie
Zakanza und wir meinen, sich nicht ein Parasit verbirgt."
“Ich ziehe es vor", sagte ich mit schwerer Zunge, “hier
zu sitzen und alles zu überblicken, meine Papyrusblüte."
Sie lächelte mich an, und abermals wurde mir das Einmalige
unserer Situation bewußt. Eine Handvoll Fremdlinge auf einer
barbarischen Welt; allerdings diesmal in einem Zentrum von Kultur,
Geschmack, höchster Zivilisation und feiner Lebensart.
Androiden, Werkzeuge von ES, halfen uns bei einer subtilen Jagd. Die
Parasiten waren neutral und führten auf ihre Weise die
programmierten Befehle ihrer Spieler durch. Die Spieler waren
vielleicht bereits tot, die Symbionten blieben übrig. Die
Richtung der Geschichte eines kulturell bestimmenden Teiles der
Planetenoberfläche wurde von den Richtlinien des “Spieles"
beeinflußt. Der ganze Komplex bedeutete mehr oder weniger
totales Chaos. Der Gegner war weder exakt zu bezeichnen, noch war es
ein wirklicher Gegner. Der Versuch, hier etwas auszurichten, ließ
sich erstens schlecht an, war zweitens mehr und größer,
als man sich vorstellen konnte, und er ließ sich
bestenfalls in volltrunkenem Zustand ertragen. Ich pfiff auf den
Fingern, und mehrere Diener stolperten die Treppe herauf.
“Wein!" sagte ich. Das Androidenmädchen starrte
mich schweigend an. Ich goß mir einen mächtigen Schluck in
die Kehle und warf lässig dem Diener die leergegessenen Schalen
zu. Er fing sie auf und stellte einen vollen Becher in meiner
Reichweite auf die Treppenstufen.
Ich holte mir Brot, bestrich es dick mit Butter und häufte
Stücke gebratenen Geflügels darauf; Flamingoschenkel, Teile
von Gänsen, Enten und anderes. Noch war ich nicht betrunken und
erwiderte die Grüße und Fragen der Gäste. Zakanza
warf mir einen prüfenden Blick zu, ich grinste kalt zurück.
Eine seltsame Stimmung ergriff mich. Meine schlechte Laune war
verflogen. Aber die Krisis lauerte im Hintergrund. Ich klemmte mir
ein Kissen unter den Arm und stolperte wieder hinauf zu meinem Platz,
von dem aus ich die Halle übersehen konnte.
Meine Trunkenheit nahm zu. Ich versuchte, sie mit Essen zu
bekämpfen, und merkte, wie ich ganz langsam in einen
schlafähnlichen Zustand hinüberdämmerte. Gleichzeitig
kam eine Hellsichtigkeit über mich, die im Gegensatz zu der
Schwere meiner Glieder und der Lähmung der Muskeln stand. Die
Bedeutung der Gestalten in der Halle änderte sich. Ich glaubte,
ganz andere Menschen zu sehen, und zwar solche, die mir schon einmal
begegnet waren, an die ich mich erinnerte.
Ich atmete tief ein und aus. Der Nebel um meinen Verstand klärte
sich nicht, die Vision wurde stärker und intensiver.
Musik und der Lärm der Gespräche bildeten eine
verwirrende Kulisse zu der mächtigen Welle von Eindrücken,
die über mich hinwegrollte. Ich sah Gestalten, hörte
Stimmen, erlebte einzelne Szenen, von denen ich nicht wußte, ob
sie Vergangenheit waren oder Zukunft.
DER LOGIKSEKTOR FLÜSTERTE EINDRINGLICH:
Lasse dich nicht beirren! Du befindest dich in einer Krise. Der
Grund ist klar ersichtlich: Du kannst nicht von dir aus planvoll
handeln, sondern wirst gezwungen, zu warten. Was du erlebst, ist mehr
als ein Wachtraum und weniger als Prophetie. Die Gestalten deiner
Visionen sind teilweise echt und in einer tiefen Erinnerung
verborgen, zum anderen sind sie bloße Hirngespinste. Lasse dich
nicht ablenken! Du bist in Gefahr, den Verstand zu verlieren.
ES SCHALTETE SICH MIT DRÖHNENDEM LACHEN EIN:
Dein Logiksektor hat richtig geschätzt. Du bist im Moment
noch zur Untätigkeit verurteilt, aber der Zustand kann sich sehr
schnell ändern. Du hast einen Parasiten vernichtet und wirst
auch den Rest finden. Es ist nicht wichtig, alle vierundzwanzig
Symbionten zu finden. Allein schon die Herabsetzung der Kapazität
ist ein Erfolg. Ich kann dir nicht mehr weiter
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