PR TB 207 Das Westrak Komplott
Machtverzicht gegründete Liga.
Was bleibt einem in die Enge getriebenen Revolutionär in
einer solchen Lage noch übrig? Er muß um Hilfe schreien.
Wen ruft er? Die GAVÖK? Unsinn, die Liga ist doch selbst
Mitglied der GAVÖK. Wie könnte er von der GAVÖK
Gerechtigkeit erwarten? Er muß sich an einen Unparteiischen
wenden. Aha! Das ist Pertar, nur zwanzig Lichtjahre entfernt. Könnte
Braird Hillebran eine logischere Wahl treffen? Nein. Die Galaxis wird
Verständnis für ihn haben, ja sogar Sympathie empfinden.
Schließlich will er doch nichts anderes, als die Demokratie
wiederherstellen.“
„Aber die Liga hat mit den Reaktionären nicht wirklich
etwas zu tun“, ereiferte sich Viley nach Langlon Braks
ausgedehntem Diskurs. „Sie kann das beweisen! Man muß ihr
doch...“
„Freiheitliche Systeme“, fiel ihm Langlon ins Wort,
„haben die Angewohnheit, auf Krisen langsam und umständlich
zu reagieren. Die Liga müßte sich zunächst an die
GAVÖK wenden und um eine Untersuchung bitten. Direkt kann sie
nicht gegen Westrak vorgehen, denn erstens ist Westrak eine
unabhängige Welt, und zweitens wird ja eben die Liga
verdächtigt, sich in die inneren Angelegenheiten des Planeten
eingemischt zu haben. Und bis das Getriebe der GAVÖK in Bewegung
kommt, haben sich die Pertarer längst hier festgesetzt. Sie
gehören nicht der GAVÖK an. Wenn die GAVÖK sie
auffordert, Westrak und Ambra zu verlassen, dann zeigen sie
ihr einfach einen Vogel. Das Problem ist, Viley, daß Braird
Hillebran den Hilferuf an die Pertarer nicht als letzten Ausweg
sieht, sondern daß die Revolution von Anfang an nur auf den
einen Zweck ausgelegt war, die Pertarer nach Westrak zu bringen!“
Viley starrte ihn ungläubig an.
„Was für einen Sinn sollte das haben?“
„Das müssen wir herausfinden. Was die Pertarer wollen,
ist klar: einen vorgeschobenen Stützpunkt, die Ausweitung ihres
Machtbereichs. Was sie den Revolutionären auf Westrak dafür
versprochen haben, das wissen wir nicht.“
Ein paar Sekunden war es still. Dann fragte Louisa:
„Wie gehen wir vor? Müssen wir Terra benachrichtigen?“
„Nein.“ Langlons Antwort kam ohne Zögern. „Die
Liga kann sich selber zusammenreimen, was hier gespielt wird. Selbst
der Zeitplan ist einigermaßen klar. Von dem Augenblick, in dem
Hillebran die Helfer der Reaktionäre als die Liga Freier
Terraner identifiziert, vergehen bis zum Eintreffen der pertarischen
Vorauseinheiten nur noch ein paar Stunden. Wir haben nur dann eine
Hoffnung, wenn die Liga dazu bewegt werden kann, direkt und rasch
einzugreifen.“
„Gibt es eine solche Möglichkeit?“ erkundigte
sich Humbert.
„Wenn wir nachweisen können“, antwortete Louisa,
„daß die Revolution nur ein Vorwand war, um die Pertarer
nach Westrak zu bringen.“
„Das hört sich nicht besonders aussichtsreich an“,
knurrte Langlon, „aber wir müssen es versuchen. Viley -
wer ist dieser Mann, den sie Perrugia nennen? Kennen Sie ihn?“
Viley nickte.
„Perrugia ist Verwalter auf einem der Güter, die
nordwestlich an Dscho Ingrams Ländereien angrenzen.“
11.
Die Destillierschwitze stand am Kreuzungspunkt dreier Straßen.
Straßen auf Ambra waren tief in den Boden gerissene Furchen,
für deren Unterhalt derjenige verantwortlich war, dem das Land
gehörte. Es gab auf Ambra keine Radfahrzeuge. Die Straßen
waren lediglich kontinuierliche Wegweiser.
Die Schwitze war ein langgestrecktes, flaches Gebäude,
umgeben von eingezäuntem Land, auf dem mehrere hundert Gleiter
geparkt werden konnten. Zwei der Straßen kamen aus Süden
bzw. Südosten, also von Dscho Ingrams Land, und führten
jenseits der Kreuzung auf die Länderein hinaus, die von Perrugia
verwaltet wurden. Eine dritte Straße kam von Westen und bog
nach der Kreuzung in nordöstliche Richtung auf einen
Ackerbaubetrieb zu, dessen Verwalter Viley Fred benannt hatte.
Langlon Brak indes war der Name inzwischen wieder entfallen.
Die Destillierschwitze lag somit am gemeinsamen Berührungspunkt
dreier Großgüter. Die Mannschaften der Güter fanden
sich hier nach getaner Arbeit zusammen und tauschten Erfahrungen aus,
prahlten mit den Taten, die sie am vergangenen Tag verrichtet hatten,
und tranken einen über den Durst. Als Langlon die Schwitze
erreichte, stand die Sonne noch eine halbe Handbreit über dem
Horizont. Es war der dritte Sonnenuntergang, den er auf Ambra
erlebte, und er war so beeindruckt wie beim ersten Mal.
Er musterte sein Fahrzeug mit kritischem Blick. Es war eines
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