PR TB 207 Das Westrak Komplott
von
den beiden, die sie Perrugia und seinen Leuten abgenommen hatten. Ein
ganzer, kostbarer Tag war darüber vergangen, den Gleiter so
herzurichten, daß er nicht mehr wiedererkannt werden konnte.
Die Aufbauten waren verändert, die Armaturen ausgetauscht und
die
gesamte Karosserie neu gespritzt worden. Wenn Perrugia erfahren
wollte, ob es sich bei dem Fahrzeug um eines von denen handelte, die
ihm abhanden gekommen waren, dann mußte er schon ins Triebwerk
hineinkriechen.
Aber nicht nur äußerliche Änderungen waren
durchgeführt worden. Das Soleft-Team hatte die Radiokome der
beiden Gleiter auf Bandbereiche getrimmt, in denen sie ohne
Abhörgefahr miteinander kommunizieren konnten.
Langlons Ankunft war beobachtet worden. Er sah die Gesichter, die
sich an den kleinen Fenstern der Schwitze drängten. Es war früh.
Noch befanden sich in den mehrfach unterteilten Schankraum nicht mehr
als zwanzig Gäste, sämtlich im vorderen Teil, der den
einfachen Arbeitern vorbehalten war. Langlon grüßte, wie
es die Sitte erforderte, und ließ sich an einem freien Tisch
nieder. Auf Ambra gab es keine Servierautomatiken. Der Inhaber der
Schwitze und seine Gehilfen bedienten die Kunden eigenhändig.
Langlon bestellte bei einem Jungen, der nicht älter als sechzehn
Jahre sein konnte, einen Becher Kumyß.
„Kumyß?“ fragte der Junge verwundert. „Wanderer,
du kommst von weit her. Hier hat seit zwanzig Jahren keiner mehr
Kumyß getrunken.“
Langlon sah auf und blinzelte ihn an.
„Das weißt du wohl aus eigener Erfahrung, wie? Na
schön, was trinkt man hier?“ „Wir brauen ein gutes
Bier, Fremder.“
„Bring mir davon.“
Der Junge blieb stehen.
„Sonst noch was?“ fragte Langlon.
„Dich hat man hier noch nie gesehen. Willst du mir nicht
sagen, woher du kommst?“
Langlon seufzte wie einer, der am liebsten geschwiegen hätte,
aber nicht gegen die Regeln des Anstands verstoßen will.
„Ich meine, ich schulde dir diese Antwort, mein Junge. Vor
langer Zeit arbeitete ich für Senior Arrier. Dann...“
„Guter Gott!“ staunte der Junge. „Das ist am
anderen Ende des Kontinents.“
Langlon nickte und fuhr fort: „Dann stach mich der Hafer.
Ich dachte, ich könnte auf eigene Faust mein Glück machen,
und bebaute eine kleine Farm in Äquatornähe. Acht Jahre
lang schuftete ich wie ein Irrer; aber was ich erzeugte, das ernährte
kaum mich, geschweige denn ließ sich ein Gewinn davon
erwirtschaften. Da gab ich auf. Ich hatte gehört, daß in
dieser Gegend Leute gebraucht werden, die auch anderes verstehen, als
nur Vieh zu züchten und Äcker zu bebauen. Ich dachte, ich
könnte mich hier nach Arbeit umsehen.“
Der Junge nickte und wandte sich ab. Kurze Zeit später kehrte
er mit einem Becher Bier zurück. Langlon bezahlte mit einer
Münzmarke.
Die Geschichte hatte er sich zusammen mit Viley Fred ausgedacht.
Auf einer mehr als fünftausend Kilometer entfernten Ranch hatte
es bis vor sechs Jahren tatsächlich einen Verwalter namens
Senior Arrier gegeben. Er war nach seinem Tod durch einen anderen
Aufseher ersetzt worden, aber den brauchte Langlon nicht zu kennen,
weil er den Viehzuchtbetrieb noch zu Arriers Zeiten verlassen hatte.
Unter demselben Motto konnte niemand Arriers Nachfolger anrufen und
sich erkundigen, ob dieser Mann jemals auf seiner Ranch gearbeitet
hatte.
Während Langlon an seinem Bier nippte, begann der Schankraum
sich zu füllen. Es kamen auch einige Vorarbeiter, die es sich in
der angrenzenden Abteilung bequem machten und weitaus schneller und
mit mehr Zuvorkommenheit bedient wurden als die einfachen Arbeiter.
Schließlich erscholl der Ruf: „Ihr Leute - die Sonne!“
Alle Anwesenden beugten den Kopf und dankten in stillem Gebet für
das Ende der heißen Tageszeit, auch Langlon Brak, dem der
Schweiß in einer dicken Schicht auf der Stirn stand.
Im Verlauf des Abends wurde offenbar, daß es in der
Abteilung für einfache Arbeiter zwei Gruppen ab. Die eine,
ausschließlich aus Männern bestehend, repräsentierte
offenbar die traditionellen Landarbeiter. Die andere, zu der auch ein
paar Frauen gehörten, bestand aus Technikern, die an der Anlage
auf Dscho Ingrams Land arbeiteten. Zwischen den beiden Gruppierungen
bestand offenbar wenig Sympathie. Die Bemerkungen, die gelegentlich
hin und her flogen, waren unfreundlich und nahmen an Feindseligkeit
zu, je mehr alkoholische Getränke durch die Kehlen flössen.
Die Atmosphäre war mit Zündstoff geladen. Langlon
beobachtete scharf, obwohl er nach
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