PR TB 207 Das Westrak Komplott
-entweder um meiner
blauen Augen willen oder weil sie mir mißtraut.“
Der Graf lachte.
„Hoffen wir, daß es die Augen sind.“
Als Langlon ein paar Minuten später in die Baracke
zurückkehrte, war Theera, die Gruppenführerin, nicht da.
Der nächste Tag verging ereignislos. Das eigentliche
Baugelände enthielt für Langlon nichts Interessantes mehr,
außer vielleicht die Inneneinrichtung der fertigen Baracken.
Aber die Informationen, die er womöglich aus der Inspektion
eines der Gebäude beziehen konnte, waren das Risiko nicht wert,
das er dazu eingehen mußte.
Es gab zwei Komplexe, die nach seiner Ansicht Kontroll- oder
Verteidigungszwecken dienten. Sie befanden sich im Süden und
Norden des Landfelds. Der nördliche Komplex war der
umfangreichere. Dort wollte Langlon sich in der kommenden Nacht
umsehen.
Seit der vergangenen Nacht beschäftigte ihn ein Gedanke. Wenn
Anoui-Van, der pertarische Nachrichtenspezialist, tatsächlich
die treibende Kraft hinter diesem Betrug war, dann mußte er
sich irgendwo im Westrak-System befinden. Wo würde er sich
aufhalten? Auf Westrak? Doch viel wahrscheinlicher dort, wo der
pertarische Flottenverband zu landen beabsichtigte, also hier auf
Ambra, und zwar in unmittelbarer Nähe des Landeorts. Der
nördliche Verteidigungskomplex erschien Langlon als ein
passendes Versteck.
Anoui-Van war die einzige Trumpfkarte, die es in diesem Spiel
überhaupt für ihn gab. Wenn es ihm gelang, den pertarischen
Spezialisten zu fassen und vor eine Nachrichtenkamera zu schleppen,
bevor Braird Hillebrans Hilferuf an Pertar erging, dann würde
die galaktische Öffentlichkeit begreifen, daß die
Revolution weiter nichts als ein Theaterspiel war, das darauf
abzielte, die reiche Welt Westrak mitsamt ihrem Versorgungsplaneten
Ambra den Pertaren in die Hände zu spielen.
Während der langen Mittagspause schlich er sich so
unauffällig wie möglich davon und sprach von seinem Gleiter
aus mit Humbert und Louisa in Viley Freds Versteck. Er erläuterte
ihnen seinen Verdacht. Er brauchte ihre Hilfe, wenn er Anoui-Van
fassen wollte. Er vereinbarte mit ihnen, daß sie bei Einbruch
der Dunkelheit einen Standort in der Nähe des Landefelds
beziehen sollten. Nach kurzer Rücksprache mit Viley einigte man
sich auf ein Waldstück, das fünfzehn Kilometer entfernt in
nördlicher Richtung lag. Wenn sie niedrig genug anflogen, würden
sie den Ortern entgehen. Den Rest der Strecke mußten sie
allerdings zu Fuß zurücklegen.
„Bei der geringen Schwerkraft und eurer hervorragenden
Kondition schätze ich höchstens zwei Stunden für
fünfzehn Kilometer“, spottete Langlon.
„Dafür ist schon gesorgt“, sagte Humbert. „Wir
schaffen es in fünfundvierzig Minuten - allerhöchstens.“
Worauf der Graf seinen Optimismus gründete, das erfuhr
Langlon vorläufig nicht. Die Unterhaltung mußte so kurz
wie möglich gehalten werden. Er beschrieb in
Umrissen die Anlage des nördlichen Verteidigungskomplexes und
erklärte, er werde sich irgendwie bemerkbar machen.
Als er zu dem primitiven Baldachinen zurückkehrte, in dessen
Schatten seine Gruppe sich ausruhte, sah Theera ihm entgegen.
„Den Wagen für unsere Ausfahrt heute abend poliert?“
grinste sie.
Vor dieser Frau mußte man sich in acht nehmen.
Diese seine Meinung zu revidieren, fand Langlon noch am selben
Abend Gelegenheit. Er brachte Theera zur Destillierschwitze. Aufgrund
ihres Ranges als Gruppenführerin hätte sie Anspruch darauf
gehabt, in der Abteilung der Vorarbeiter zu sitzen. Da jedoch ihr
Begleiter nur ein einfacher Arbeiter war, begnügte sie sich
großzügig mit einem Sitz im vorderen Teil des Schankraums.
Die Atmosphäre war weniger gespannt als zwei Tage zuvor. Die
Landarbeiter hatten sich damit abgefunden, daß sie ihre
Schwitze mit den Technikern teilen mußten.
Theera trank Wein, und zwar den teuersten, den der Wirt auf Lager
hatte. Noch einmal flackerte Langlons Mißtrauen auf, als sie
ihn fragte:
„Für einen einfachen Arbeiter, der vor ein paar Wochen
noch ein Buschsquatter war, hast du eine Menge Geld, wie?“
Er zuckte mit den Schultern.
„Aufgespart“, sagte er lässig. „Da, wo ich
herkomme, gibt es nicht viele Gelegenheiten, Geld auszugeben.“
Nach dem zweiten Becher begann sie, ihm ihr Leid zu klagen. Sie
stammte, so erklärte sie, aus gutem Hause. Ihr Los wäre es
eigentlich gewesen, einen Flügel des Palasts zu bewohnen, der
ihren Eltern gehörte, und dort auf einen passenden Ehemann zu
warten, der
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