PR TB 210 Das Rote Leuchten
Ablösung
herbeisehnten.
Edmon Blister zweifelte nicht daran, daß die meisten
Wissenschaftler die Arbeit augenblicklich niedergelegt hätten,
wenn sie gewußt hätten, daß die von ihnen
entwickelte Waffe an der Erde erprobt werden sollte. Zu dem Team der
Wissenschaftler gehörten jedoch nicht nur ausgewanderte
Terraner, sondern auch Ertruser, Epsaler, Akonen, Arkoniden und sogar
Topsider. Sie alle begrüßten das Ende des Großen
Imperiums und der Galaktischen Allianz. Sie wollten nicht, daß
Terra zu neuer Machtfülle aufstieg, aber sie wollten auch nicht,
daß ein Mann wie Alhad Besk die Völker der Galaxis
niederwarf. Ihnen hatte der Diktator vertraglich zugesichert, daß
die neue Waffe ausschließlich defensi
ven Charakter haben würde. Sie sollte nur als Druckmittel
verwendet werden, falls irgendeine fremde Macht Xexter und die auf
ihnen lebenden Völkerschaften bedrohte.
Blister wußte jedoch, daß es auch Wissenschaftler gab,
die davon träumten, daß sich Xexter zu einer galaktischen
Macht aufschwang. Sie waren bereit, militärische Mittel gegen
andere, Völker einzusetzen und auf diese Weise an Bedeutung zu
gewinnen.
Diese Männer und Frauen standen geschlossen hinter Alhad
Besk, weil sie daran glaubten, daß er ihre Träume am
ehesten verwirklichen würde, und weil sie realistisch genug
waren zu wissen, daß die neue Waffe keinen defensiven Charakter
hatte. Sie sahen in der planetenvernichtenden Bombe eine
Offensivwaffe, und sie zweifelten nicht daran, daß Alhad Besk
sie irgendwann auf irgendeinem Planeten der Milchstraße zünden
würde. '
Beide Gruppen verfolgten jedoch nicht in erster Linie politische,
sondern rein wissenschaftliche Ziele. Keine von ihnen befaßte
sich mit dem Gedanken, Alhad Besk abzulösen oder ihn politisch
stärker zu motivieren. Edmon Blister fürchtete daher nicht,
von ihnen angegriffen oder aufgehalten zu werden, wenn er gegen den
Diktator vorging. Während Alhad Besk sich sonst mit einer Schar
von Sicherheitsbeamten umgab, war er auf der Insel praktisch allein.
Hier fühlte er sich völlig sicher, und das kam den Plänen
des ExpansionsMinisters entgegen.
„Wir bringen ihn um”, sagte Blister zu den beiden
Er-trusern, die ihn begleiteten, als sie den Gleiter verlassen hatten
und das Gebäude der Forschungsanstalt betreten wollten.
„Du brauchst nur mit den Fingern zu schnippen, und es ist
aus mit ihm”, antwortete Cepes Galun.
„Dann bereitet euch darauf vor, daß ich das tun
werde”, erwiderte er.
Edmon Blister ließ sich jedoch Zeit. Er überstürzte
nichts sondern nahm an Besprechungen mit Wissenschaftlern und dem
Obersten Regenten teil, als sei alles so wie sonst. Tatsächlich
aber beobachtete er Alhad Besk und die Hauptverantwortlichen der
Forschungsanstalt, um sich abzusichern. Bevor er zuschlug, wollte er
wissen, ob er einen Konter von Seiten der Wissenschaftler zu erwarten
hatte, sobald er sich selbst als Obersten Regenten ausgerufen hatte.
Er wollte aber auch wissen, wie weit das Forschungsprojekt
gediehen war, doch davon sprach zunächst keiner der
Wissenschaftler. Es schien, als wollten sie dieser Frage ausweichen.
Erst nach Stunden erfuhr Edmon Blister, daß die neue Waffe das
Experimentierstadium erreicht hatte, und daß jetzt nach einer
Welt gesucht werden sollte, an der sie zum erstenmal erprobt werden
konnte.
„Ich bin der Ansicht, daß wir einen gefährlichen
Fehler gemacht haben", sagte er. „Wir hätten diese
Forschungsanstalt niemals auf Xexter errichten dürfen, sondern
nur auf einer unbewohnten Welt. Wer kann denn einen Katastrophenfall
ausschließen, und was wäre, wenn die Bombe durch ein
Versehen gezündet wird?"
„Dann wäre Xexter in wenigen Minuten nur noch so groß",
antwortete einer der Wissenschaftler und ballte die Rechte zur Faust.
„Diese Entscheidung habe ich getroffen", erklärte
Alhad Besk ärgerlich. Ihm gefiel nicht, daß Blister ihn
kritisierte. „Und sie war richtig, denn die Wissenschaftler
haben mir versichert, daß ein solches Versehen ausgeschlossen
ist."
„Damals wußten wir noch nicht, was auf uns zukommt",
bemerkte einer der Männer am Tisch. „Wir waren alle ein
wenig naiv."
„Mäßigen Sie sich", fuhr der Oberste Regent
ihn an. „Eine derartige Feststellung steht ihnen nicht zu."
„Es ist Zeit, daß Sie abtreten”, sagte Edmon
Blister und erhob sich. „Es ist Zeit für einen politischen
Wechsel.”
Alhad Besk lachte dröhnend.
Edmon Blister schnippte mit den Fingern und blickte
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