PR TB 214 Kosmischer Grenzfall
Lamarone-Problem ist so gut wie
gelöst. Soviel im Augenblick. Mehr dazu an Ort und Stelle."
Er nahm Annemy den Flachmann ab und tat wieder einen herzhaften
Schluck. Nach dem ausgiebigen Genuß von Nektar wirkte er
tatsächlich wie verwandelt. Sein dümmlicher
Gesichtsausdruck war wie weggeblasen, er strahlte Stolz und Würde
aus, wie man es von einem Freifahrerfürst erwarten durfte. Aber
er war auch stur und blieb dabei, weitere Einzelheiten erst verraten
zu wollen, wenn wir Lamarone erreicht hätten.
“Ich fürchte, wir müssen Fürst Lavords
Haltung akzeptieren", sagte Klackton. “Ich
sehe dennoch einen Hoffnungsschimmer. Ich wage es kaum
auszusprechen, aber möglicherweise hat mein Unterbewußtsein
erkannt, daß Fürst Lavord Nektar benötigt, um sich
mit dem Lamarone-Problem geistig auseinandersetzen zu können
und..."
Er verstummte, als er das spöttische Lächeln Annemys
merkte. Sie spitzte die Lippen, als forme sie lautlos die Worte:
“Brova-brova, Klack-Klack!" Klackton genügte das, um
zu verstummen und ganz klein und kümmerlich zu werden.
“He, Billy, träumst du?" ließ sich da Otto
vernehmen. “Hast du denn überhaupt nichts dazu zu sagen?"
Der Gauchoroboter drehte sich langsam herum und ließ seine
Sehlinse die Runde machen. Als mich ihr Blick traf, da hatte ich das
unbestimmte Gefühl, daß er entrückt und verträumt
war. Und so klang auch seine Stimme, als er sagte: “Manches
keimt und kommt nicht zur Blüte. Manches blüht und kommt
nicht zur Reife. So geht es auch manchmal dem Weisen."
“O, du Schreck!" rief Annemy aus. “Billy hält
sich für einen Philosophen!"
Bevor dieses Thema weiter durchdiskutiert werden konnte und der
Gauchoroboter Gelegenheit bekam, vielleicht noch eine aufkeimende und
verblümte Weisheit von sich zu geben, erklang die Warnsirene. Es
war das Zeichen dafür, daß die letzte Linearetappe begann.
Die Versammlung löste sich auf, und ich folgte Annemy
Traphunter und Walty Klackton in die Kommandozentrale.
Dort tauchte gerade Cody auf. Er trug noch den Raumanzug, hatte
jedoch den Druckhelm abgenommen, und er war so schwach auf den
Beinen, daß ein Klacktoner ihn stützen mußte.
“Edelhermann raumkrank", erklärte der Klacktoner
mitfühlend.
Als Cody mich erblickte, stürzte er zu mir und klammerte sich
verzweifelt an mich. Dabei zitterte er am ganzen Körper wie
unter Schüttelfrost.
“Gerry, es ist unglaublich", teilte er mir
zähneklappernd mit. “Wir fliegen tatsächlich. Ich war
draußen und habe dieses Schiff gesehen. Es sieht aus wie ...
wie ein Fragmentraumer der Posbis und ist aus mehreren Wracks
verschiedener Schiffstypen zusammengekoppelt. Aber dieses Ding ist
raumtüchtig!"
Cody war völlig fertig, und ich konnte nichts für ihn
tun, als ihn freundlich an mich zu drücken.
4.
Die letzte Linearetappe war gleichzeitig die einzige, die alle an
Bord bewußt miterlebten, und so gesehen war es direkt ein
Wunder, daß es zu keinen größeren Zwischenfallen
kam. Dies war sicherlich vor allem dem Umstand zu verdanken, daß
Annemy Traphunter das Kommando beibehielt und Walty Klackton sich
damit begnügte, in der Ortungszentrale Messungen anzustellen.
Klackton setzte sich überhaupt nur zweimal in Szene, wobei er
jedoch handfeste
Beweise für die Unberechenbarkeit seines destruktiven
Unterbewußtseins lieferte. Das eine Mal suchte der Xenologe
Lothar Pilgram ihn in der Ortungszentrale auf, um ihn zur Rede zu
stellen. Wir alle konnten mithören, wie er Klackton lautstark
aufforderte, ihm das entwendete Wissen zurückzugeben.
Klackton versuchte ihn damit zu beruhigen, daß es sich
wieder von selbst einstellen würde, wenn erst sein Nektarkater
abgeklungen war. doch damit wollte sich Pilgram nicht zufriedengeben.
Gleich darauf erklang ein Gepolter, das sich anhörte, als drehe
der Xenologe durch und schlage alles in der Ortungszentrale kurz und
klein. Wir stürzten sofort hin, doch als wir am Schausplatz des
Geschehens eintrafen, mußten wir erkennen, daß es gerade
umgekehrt war und Pilgram einiges abbekommen hatte. Er war zerzaust
und wies im Gesicht einige Schrammen auf, und er war so groggy, daß
zwei Klacktoner ihn hinaustragen mußten.
Dahinter stand Walty Klackton und erklärte bedauernd, daß
er das alles nicht gewollt habe, sondern nur versuchte, den erregten
Xenologen vor einem Sturz zu bewahren, als dieser ausrutschte.
In den zweiten Zwischenfall dieser Art war mein Freund Cody
verwickelt, der mir ewige Todfeindschaft schwor, weil ich
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