PR TB 216 Welt Der Flibuster
Urwald unter ihnen noch dichter, als er es
in der Gegend um das zerstörte Coburn-Village war. Nach gut
einer halben Stunde Flug mit Höchstgeschwindigkeit drückte
Axe den Shift nach unten.
Zwischen den wolkenkratzerhohen Bäumen wurde ein kleiner
Fleck sichtbar, der nur von niedrigem Gras bewachsen war. Auf
SOLITUDE gab es unzählige solcher Oasen in der Urwaldlandschaft.
Der Shift hielt auf diese Stelle zu und landete.
Körn Brak kamjetzt wieder zu sich. Er blickte sich benommen
um.
“Was ist los, Kayna?” stammelte er. Seine Hand fuhr an
die Beule an seinem Kopf.
“Ich weiß es nicht”, antwortete die Frau. “Axe
dreht durch. Er hat im Augenblick
die Gewalt über uns.”
Der affenähnliche Gäa-Geborene kümmerte sich nicht
um das Gesagte. “Aussteigen!” befahl er knapp.
Kayna öffnete das rechte Seitenluk und stieg ins Freie. Brak
folgte ihr.
Die Luft war schwül und drückend. Das Klima war in
dieser Zone noch heißer als in der Gegend, wo sich die
Flibustier niedergelassen hatten.
Die Lichtung durchmaß etwa 200 Meter. Sie war von allen
Seiten durch übergroße Bäume begrenzt. Es gab nur
eine Auffälligkeit, und das war eine kleine Gruppe von spitzen
Felsen, die aus dem Boden ragten und eine Höhe von etwa zwölf
Metern erreichten.
Axe dirigierte Kayna und Brak in Richtung der Felsgruppe. Doch
schon nach wenigen Schritten blieb er stehen.
“Halt!” sagte er streng. “Verhaltet euch ruhig.”
Kayna spürte plötzlich einen starken Druck, der sich auf
ihr Bewußtsein legte. Körn Brak schien es nicht anders zu
gehen. Beide waren wie gelähmt.
Auch Axe verhielt sich nun ganz still. Kayna beobachtete ihn trotz
ihrer teilgelähmten Sinne ganz genau.
Sein breiter Körper war plötzlich in einen schwarzen
Nebel gehüllt.
“Der Schatten!” wollte sie rufen, aber ihre Stimme
gehorchte ihr nicht mehr. Brak erging es nicht anders.
Der Schatten sammelte sich über Axe. Seine Einzelteile
schienen aus allen Teilen des Körpers zu fließen. Er
formte kurzzeitig eine Kugel. Dann entstanden die Schwingen, die die
Flibustier schon beobachtet hatten.
Schnell nahm er Fahrt auf. Er schoß auf den Shift zu und
verschwand darin.
Die drei Flibustier konnten sich noch immer nicht bewegen. Dieser
Zustand änderte sich erst, als der Schatten wieder zurückkehrte
und in Axes Körper aufging. Im gleichen Augenblick verschwand
der lähmende Druck. Kayna und Brak konnten sich wieder bewegen.
Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, wurden sie von einer
heftigen Explosionswelle überrascht und zu Boden geschleudert.
Der Shift zerbarst in tausend Fetzen. Die Trümmer wurden über
die ganze Lichtung verstreut. Nur dem Zufall war es zu verdanken, daß
keiner der Flibustier verletzt wurde.
“So ein Wahnsinn”, stöhnte Körn Brak. Mühsam
kam der alte Kosmo-Mathematiker wieder auf die Beine. “Axe! Was
hast du angerichtet?”
“Das ist nicht mehr Axe.” Kaynas Stimme klang dumpf,
denn sie hatte die Zusammenhänge schnell durchschaut. “Das
ist der Schatten.”
Ihr Fluchtweg war damit abgeschnitten. Das war auch offensichtlich
die Absicht des Schattens gewesen. Unklar blieb Kayna, was dieses
unheimliche Ding von ihnen wollte, und warum es sie an die einsame
Stelle im tiefsten Urwald gebracht
hatte.
Axe deutete auf die Felsgruppe. “Da entlang!”
8.
Mit dem Erreichen der Felsgruppe verließ der Schatten erneut
den Körper von Axe. Er schwebte als dunkle Kugel vor den drei
Flibustiern. Aus der Kugel ragte ein dünner langer Stab, der den
drei Menschen andeutete, ihm zu folgen. Axe brauchte einen Moment, um
sich zu orientieren.
Er wirkte noch wie benommen. Der Druck, den Kayna und Brak zuvor
gespürt hatten, setzte diesmal nicht ein.
“Er will, daß wir ihm folgen”, sagte Kayna.
“Allerdings läßt er uns jetzt mehr
Handlungsfreiheit. Geh voran, Körn.”
Der Kosmo-Mathematiker folgte dem Schatten. Kayna drängte
sich schnell an Axes Seite und nahm diesem den Handimpulsstrahler aus
dem Gürtelhalfter. Eine andere Waffe führten sie nicht mit.
Sie wagte es nicht, sofort etwas zu unternehmen. Auch zweifelte
sie nach den bisherigen Erlebnissen daran, etwas mit der Waffe
ausrichten zu können. Sie gab ihr aber ein größeres
Gefühl der Sicherheit.
Zwischen den spitzen Felsen wurde ein Höhleneingang sichtbar.
Der Schatten schwebte langsam darauf zu.
Dicht hinter dem Eingang ging es steil in das Planeteninnere. Der
Weg wirkte glatt, als sei er teilweise künstlich geebnet worden.
Schweigend und
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