PR TB 220 Die Macht Des Götzen
Welt.
Daß der Marschall ausgerechnet dort in größte
Schwierigkeiten geraten würde, konnte keiner der beiden Männer
ahnen!
Wie immer in solchen Fällen, hatte Bully auch diesmal die
Wahrheit etwas verbogen, wie er es selbst zu bezeichnen pflegte. Ein
Mann von seinem Rang und in seiner hohen Stellung hatte nie Mangel an
Arbeit. Die Explorerflotte bestand aus weit über 10.000
Schiffen, und der größte Teil von ihnen war laufend im
Einsatz. Jeden Tag kehrten einige davon zur Erde zurück,
zuweilen mit überraschenden Forschungsergebnissen, die
sorgfältig ausgewertet werden mußten. Naturgemäß
blieben auch Zwischenfälle nie aus, denn alle Reisen führten
in noch unerforschte Gebiete der Milchstraße, in denen es neben
bisher unbekannten Rassen auch viele Gefahren gab.
Entsprechend groß war auch die Anzahl von Wissenschaftlern
und sonstigen Mitarbeitern, die pausenlos beschäftigt waren.
Ihnen oblag auch die Planung neuer Expeditionen, und so kamen
Computer und Foliendrucker ebenfalls nie zur Ruhe. Doch nur eine
Auswahl der wirklich wichtigen Dinge gelangte bis auf Bullys
Schreibtisch, das erfahrene Personal seines Stabes nahm eine
entsprechende Siebung vor.
Trotzdem reichte der Packen von Folien und sonstigen
Aufzeichnungen meist aus, ihn während der Dienststunden voll zu
beanspruchen. Er hatte immer wieder wichtige Entscheidungen zu
treffen, und seine lange Erfahrung befähigte ihn, dies so zu
tun,
daß die Gefährdung der Schiffe und ihrer Besatzungen
auf ein Minimum beschränkt blieb. Sein Posten als Befehlshaber
der EX-Flotte war verantwortungsvoll und wichtig
- und doch befriedigte er ihn nicht restlos!
Er war nun einmal von Natur aus kein Schreibtischmensch, sondern
eine impulsive und energische Natur; daran änderte auch der
Umstand nichts, daß er nun dank seines Zellaktivators bereits
fast 1.282 Jahre alt war. Deshalb wartete er auch sehnsüchtig
auf jede Gelegenheit, die ihm einen halbwegs plausiblen Grund dazu
bot, aus dem täglichen Trott auszubrechen. Und so hatte er
sofort zugepackt, als Deightons Rede auf die Einladung nach Carynga
kam.
Perry Rhodan kannte diese Schwäche seines alten Weggenossen
und tolerierte sie lächelnd. Er wußte, daß der
Freund zuweilen diese Art von Urlaub brauchte und jede Reise zu
anderen Planeten fast wie eine belebende Droge genoß. Selbst
wenn es nur wenige Tage waren und dabei nichts Aufregendes passierte,
kehrte er anschließend entspannt und zufrieden in sein Büro
zurück.
Die Vorfreude bewirkte an diesem Morgen einen ähnlichen
Effekt. Bully bedachte seine ältliche Sekretärin und Oberst
Summers im Vorzimmer mit einer launigen Bemerkung, und beide nickten
sich zu, als er in seinem Arbeitsraum verschwunden war, denn sie
kannten dieses Symptom.
„Der Alte geht wieder mal auf Reisen!" sagte die Frau,
nachdem sie sich vergewissert hatte, daß die Sprechanlage nicht
aktiviert war. Summers grinste und bemerkte lakonisch:
„Das ist immer gut, wenn es uns auch mehr Arbeit bringt. Er
war in letzter Zeit schon ziemlich knurrig, hinterher wird er dann
für Wochen wie ausgewechselt sein."
Drinnen summte Reginald Bull leise vor sich hin, steckte sich eine
Zigarre an und paffte genußvoll. Bis zum Mittag arbeitete er
mit voller Konzentration, das für ihn zurechtgelegte Material
wanderte doppelt so schnell wie sonst in die Ablage. Nach dem Essen
Konnte er sich bereits ans Studium der mitgebrachten Papiere machen,
und zuerst nahm er sich die Rhodan zugedachte Einladung vor. Ihr Text
war relativ kurz und lautete:
„Die Regierung des Planeten Carynga erlaubt sich hiermit,
den Großadministrator des Solaren Imperiums zu einem Besuch
ihrer Welt einzuladen. Der Anlaß dazu sind die Feiern zum 500.
Jahrestag ihrer Entdeckung, die vom 8. bis 10 Mai terranischer Zeit
veranstaltet werden und durch Ihr Erscheinen einen besonderen
Höhepunkt erfahren würden. Wir können Ihnen die
verbindliche Zusage geben, daß nicht die geringsten Störungen
zu befürchten sind, die Bevölkerung von Carynga steht Terra
absolut treu und loyal gegenüber. Dürfen wir rechtzeitig um
eine - hoffentlich positive
- Antwort bitten?
Nelda Jones, Gouverneur."
„Absolut treu und loyal... das klingt in der jetzigen Zeit
fast zu schön, um wahr zu sein', murmelte Bully. „Nun gut,
wollen wir es den Leuten mal glauben; sie hätten Terry wohl kaum
eingeladen, wenn sie Ärger befürchten müßten.
Gal scheint derselben Ansicht zu sein, sonst hätte er bestimmt
sein Veto eingelegt. Nur hätte
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