PR TB 222 Die Andere Welt
Seil
von dem Lavabrocken.
Dreimal zog er daran, nachdem jeder von ihnen in einer Schlinge
einen festen Halt gefunden hatte.
Sekunden später spürten sie den leichten Ruck, und dann
wurden sie langsam nach oben gezogen. Das Aufwärtstempo
verringerte sich allerdings bald, denn das Antigravfeld, das sie
empordrückte, ließ der schweren Gewichte wegen schnell
nach.
Dann aber konnten sie die Sonne sehen und gegen sie die Umrisse
der beiden Eingeborenen.
Erst als sie endgültig auftauchten, erkannten sie ihren
Irrtum.
Im ersten Moment wollte Terry die Leine loslassen, als er den
großen, runden Schatten sah, der nur von einem schwimmenden
Körper stammen konnte, der auf dem Wasser lag. Aber dann hielt
er fest, denn seine Neugier war stärker als der erste Schreck.
Ein Floß vielleicht, das Tevita und Palei geholt hatten?
Dann sah er die Umrisse der beiden eingeborenen Freunde, und dann,
als er endlich auftauchte und ihnen zuwinken wollte, erstarrte er
mitten in der
Bewegung.
Das waren nicht Tevita und Palei.
Es waren zwei Fremde, Weiße.
Die Scheibe seiner Maske war zu beschlagen, um mehr erkennen zu
können. Er behielt sie noch auf, nahm aber das Mundstück
mit dem Atemschlauch heraus und drehte die Luftzufuhr ab.
Die beiden Fremden standen auf ihrem seltsamen Schiff, das Terry
ungemein an die Flugkörper erinnerte, die er unten in der
Station auf dem Schirm gesehen hatte. Sie zogen die Leine soweit
heran, daß die Taucher den Rand der tiefliegenden Scheibe
erfassen und sich von den Fremden »an Bord« helfen lassen
konnten.
Fast gleichzeitig nahmen sie ihre Masken ab und sahen sich an.
Fünf Menschen drohte das Blut in den Adern zu gefrieren.
Als Terry das Gesicht des einen der beiden Fremden erblickte,
glaubte er, in den Spiegel zu sehen. Neben ihm gab Ras einen
erstickten Laut von sich, aber er achtete nicht darauf. Er starrte
nur den Fremden an, der genauso erstaunt zu sein schien wie er.
Zögernd nur öffneten sich seine Lippen, und das erste, was
er sagte, war:
»Mein Gott!«
Dann setzte er sich einfach hin und schlug die Hände vor sein
Gesicht, offensichtlich vom Anblick seines Doppelgängers total
geschockt.
Aber es war nicht allein das Auftauchen seines Doppelgängers,
das Rhodan so erschreckte, sondern der endgültige Beweis für
seine vage Theorie, sich auf einer Parallelwelt zu befinden - und
dazu noch in einer anderen Zeit. Das waren zwei Barrieren, die es zu
überwinden galt, wollte er in seine eigene Welt und Zeit
zurückkehren.
Den beiden Afrikanern erging es nicht viel anders. Für einen
Europäer mag es manchmal schwer sein, zwei Neger oder auch zwei
Japaner auseinanderzuhalten, aber für die Angehörigen
dieser beiden Rassen ist das kein Problem, so wie es auch für
uns meist kein Problem ist, Weiße voneinander zu unterscheiden.
Der einzige, der sich in dieser Situation völlig abnormal und
unverständlich verhielt, war Reg Bell. Er setzte sich hin und
begann völlig hysterisch zu lachen. Er hockte auf dem Oberteil
einer Fliegenden Untertasse, auf einem UFO, und er sah zwei absolut
identische Paare, die sich nur durch ihre Kleidung unterschieden.
Wenn das nicht total verrückt war, wollte er künftig
nicht mehr Reg Bell heißen, sondern von ihm aus auch Fred
Feuerstein oder ähnlich. Meinetwegen auch Reginald Bull, jener
Typ aus den bunten Heftchen, die er manchmal las, wenn er Langeweile
hatte. Die Ähnlichkeit der Namen ärgerte ihn schon seit
einiger Zeit. Er würde der Redaktion mal einen saftigen Schrieb
schicken müssen.
Seine abwegigen Spekulationen wurden jäh unterbrochen, als
Ras - »sein Ras!« - ausrief:
»Wer seid ihr, zum Teufel! Meine Vorfahren glaubten ja noch
an Geister und Gespenster, aber ich doch nicht! Wir stehen doch auf
so einem Ding, das wir >Fliegende Untertasse< nennen, und
manche nehmen an, sie kommen aus dem Weltraum, gesteuert von
Außerirdischen. Aber ihr seht aus wie. verdammt noch mal, ihr
seht aus wie Terry und ich. Was ist das für eine Zauberei?«
Der eine Fremde, der wie Terry aussah, wandte sich an ihn,
offensichtlich noch immer leicht benommen:
»Wie heißt Ihr Freund? Terry? Und wie weiter?«
»Rhodes, wenn Sie es genau wissen wollen. Auch so eine
verrückte Ähnlichkeit, über die Bell sich dauernd
beschwert.«
»Rhodes? Bell?« Der Fremde holte tief Luft. »Das
alles kann kein Zufall mehr sein! Es ist gesteuert! Von wem oder von
was gesteuert?« Er sah Ras, den Taucher, eindringlich an. »Wir
müssen in aller Ruhe darüber
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