PR TB 224 Die Verschwundenen Von Arkona
weiterem Nachdenken erkannte er, daß es die
unterschwellige Furcht war, die ihn ergriffen hatte. Die Furcht
davor, daß er hier seine Zeit untätig absitzen mußte,
während draußen Dinge vor sich gingen, die von Bedeutung
waren, zu deren Lösung er beitragen konnte. Wie mochte es seinen
Freunden zumute sein, die nicht wußten, was ihm widerfahren
war, die lediglich hatten in Erfahrung bringen können, daß
er seine Bewacher abgeschüttelt hatte? Fühlten sie sich von
ihm jetzt im Stich gelassen?
Er begann sich über die Motive Loftys Gedanken zu machen. Der
Mann wirkte unscheinbar und naiv, als könnte er kein Wässerchen
trüben. Auf der anderen Seite schien er genau zu wissen, was er
tat. Folgte er den Befehlen eines anderen, der ihn kontrollierte?
Je mehr Rhodan sich mit diesem Gedanken beschäftigte, desto
sicherer wurde er, daß der Erde Gefahr drohte. ES hatte ihm
deutlich genug mitgeteilt, wie die Agenten der fremden
Superintelligenz funktionierten. Daß sie nach ihrem Einsatz
nicht wußten, was sie getan hatten.
Lofty könnte ein solcher Fall sein, überlegte der
ehemalige Großadministrator des Solaren Imperiums. Noch aber
hatte er keine Beweise. Er konnte nur hoffen, daß Tiff die
Mutanten auf die Suche schickte. Irgendwann würden sie ihn
finden, seine Gedankenimpulse aufspüren, wenn die Felsen über
ihm nicht zu dicht waren.
Rhodan lachte trocken. „Carfesch, du hast mir geraten, mich
zurückzuziehen, zu mir selbst zu finden. Du hast mitgewirkt, daß
ich die Umgebung Terranias verlassen habe. Jetzt strenge dich an,
mich zu finden!” Er wußte, daß auch die Machtmittel
des Sorgoren begrenzt waren. Carfesch konnte nicht hellsehen. Langsam
taten Perry Rhodan die Beine weh. Er setzte sich auf die Hände,
damit die Feuchtigkeit des Bodens nicht durch
seine Hosen drang. Lange saß er so da.. Die seltsamsten
Gedanken kamen ihm. Er sah die Erde in ein Chaos gestürzt und
wunderte sich, daß es fremde Wesen waren, die das taten, und
nicht die Menschen selbst. Sie hatten in den sechzehnhundert Jahren
doch dazugelernt, mehr als andere Völker.
Stunden vergingen, in denen er mit geschlossenen Augen einen
Wachtraum nach dem anderen hatte. Dinge aus der Vergangeheit, die er
längst vergessen hatte, kehrten zurück, Erlebnisse, die so
unwichtig gewesen waren, daß er sich nie mehr daran erinnert
hatte. Sie wechselten sich mit Dingen aus der Jetztzeit ab, aus den
paar Wochen, die er sich nun auf der Erde befand. Die großen
Probleme, die bedeutenden Ereignisse schrumpften und verflüchtigten
sich dabei ganz. Und da erkannte er plötzlich, was mit ihm los
war.
Du nimmst deine Entführung auf die leichte Schulter. Du bist
in Wirklichkeit froh, daß du mit den gewöhnlichsten Dingen
konfrontiert wirst, die es immer gegeben hat, wo Menschen
zusammenlebten. Wie hatte Carfesch es formuliert?
„Du hast nie vergessen, daß du einer von ihnen bist,
von dieser kleinen Welt! Und nun glaubst du plötzlich nicht mehr
daran?” hatte der Sorgore gesagt.
„Doch, ich glaube wieder daran, Carfesch”, sagte
Rhodan mit fester Stimme, obwohl ihn niemand hören konnte. Er
wußte jetzt, was der Extraterrestrier gemeint hatte, und warum
er sich so um ihn gekümmert hatte.
Rhodan fühlte Euphorie in sich aufsteigen, die er in den
letzten Monaten nie gekannt hatte. Der leichte Druck in seinem Kopf,
der ihm von dem Schock geblieben war, nicht derjenige sein zu dürfen,
den die Kos-mokraten auf die andere Seite der Materiequelle holten,
war verschwunden.
„Vier Monate habe ich benötigt, um wieder zu mir selbst
zu finden”, hauchte er. „Jetzt weiß ich, was ich zu
tun habe.”
Er zog eine Hand unter seinem Gesäß hervor und rieb
sich den Nacken. Er fragte sich, wie lange er es in diesem Loch
aushalten mochte, bis man ihn hinausließ.
Das Auge des Roboters Laire fiel ihm ein, das jetzt ihm gehörte.
Er hatte es in seinem Köcher in Imperium Alpha
gelassen, wo es gut verwahrt war. Es war ihm zu kostbar
erschienen, als daß er es mitgenommen hätte. Und doch
hätte es ihm jetzt nützen können. Er hätte
versuchen können, von hier nach Imperium Alpha zu gehen. Er
hätte sich ohrfeigen können, denn er spürte, daß
das Auge nicht mehr dunkel geblieben wäre.
Rhodan fuhr auf. Er hatte keine Schritte gehört, nur
das Kreischen eines Riegels. Jetzt knarrten die Angeln der sich
öffnenden Tür. Lofty kam.
Der kleine Mann hielt den Strahler im Anschlag, dessen
Abstrahlfeld feuerbereit leuchtete. In der anderen Hand hatte
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