PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
und daß es auch niemanden gab, der ihr in
diesem Ausmaß vertraute.
»Einverstanden«, sagte Sholtersteen. »Achtundvierzig
Stunden, von diesem Augenblick an.«
Im nächsten Augenblick machte er einen Luftsprung. Michael
hatte sich wieder einmal seiner Beine bedient, und offenbar hatte er
präzise den blauen Fleck getroffen, den er Sholtersteen beim
letzten Mal beigebracht hatte.
»Wenn ich meiner Mutter vertraue, kannst du es wohl auch«,
sagte Michael erbost. »Komm, Susan.«
An einem wütend grimassierenden Sholtersteen vorbei gingen
die beiden Geschwister zu den Drachen hinüber, die leise
schnaubten und die Köpfe wiegten.
Als Susan an dem Marbaslahni vorbeischritt, warf sie den Kopf in
den Nacken, setzte ein hochmütiges Gesicht auf und streckte dem
Marbaslahni die Zunge heraus.
»Pah!« machte sie, und dieser Laut umschloß
allen Hochmut und alle Verachtung, deren eine zehnjährige junge
Dame fähig war. Wäre der Augenblick nicht so
spannungsgeladen gewesen, Cassia hätte laut gelacht.
Mohlem und Mory Rhodan-Abro wechselten einen raschen Blick. Auf
Morys Gesicht erschien der Anflug eines verstehenden Lächelns.
Cassia hörte, wie Jan Denter neben ihr mit den Zähnen
knirschte, als die Kinder die Drachen bestiegen. Einer nach dem
anderen stiegen die plumpen Ungeheuer auf und schraubten sich langsam
in den Himmel.
»Unglaublich!« ächzte Jan Denter. »Madam,
warum haben Sie das zugelassen?«
Mory sah ihren Kindern hinterher, dann betrachtete sie den
Reporter. Ihr Blick war streng.
»Sie werden davon kein Wort berichten«, sagte sie, und
der Klang ihrer Stimme ließ keinerlei Widerspruch zu. »Und
was Ihre Frage betrifft, so kenne ich meine Kinder, und meine Kinder
kennen mich.«
»Das genügt mir nicht«, beharrte Denter.
»Aber mir«, sagte Mory. Sie schaltete das
Handfunkgerät ein. Die Verbindung zur HOTSPUR war sofort
hergestellt.
»Wie sieht es aus, Kommandant?«
»Ich habe Verbindung bekommen«, antwortete die
grollende Stimme des Epsalers. »Der Frachter mit dem Spielzeug
ist beladen und bereits unterwegs. Man hat die Fracht der GRAYBOUND
Company anvertraut, angeblich ein besonders zuverlässiges
Unternehmen, wenn es um den Transport von Spielzeug geht.«
Auf Morys Gesicht tauchte ein Lächeln auf.
»Ich kenne die Firma«, sagte sie leise. »Deswegen
habe ich darum ersucht, daß nur sie diesen Auftrag übernimmt.«
»Dann verstehe ich auch, was Mister Adams seiner Botschaft
hinzugefügt hat - er läßt melden, daß er Ihre
Nachricht verstanden hätte. Er würde die Angelegenheit
vertraulich behandeln, läßt er ausrichten. Und er läßt
Ihnen außerdem mitteilen, daß es auf Ceryani einen
Agenten der Galaktischen Abwehr geben soll.«
»Ich weiß«, sagte Mory. »Ich habe ihm das
Leben meiner Kinder anvertraut.«
Cassia Huddle ließ den Unterkiefer sinken.
Peyger Mohlem hatte nie verstanden, wie die Drachen es mit diesen
klobigen Leibern überhaupt fertigbrachten, in die Luft zu kommen
-immerhin schafften sie es.
Zudem waren sie in der Lage, beträchtliche Lasten zu tragen -
in seinem Fall sowohl den schwergewichtigen Sholtersteen als auch den
keineswegs zierlichen Peyger Mohlem.
Mohlem hatte das Gefühl, als säße er auf einem
Ballon, so prall und elastisch fühlte sich die schuppige Haut
des Drachens an. Obendrein waren aus dem Innern des Drachen Geräusche
zu hören, die eher an eine chemische Fabrik erinnerten, als an
ein Lebewesen. Es schien dort zu brodeln und zu zischen, es blubberte
und gluckerte, und ab und zu stieß der Drachen eine meterlange
Stichflamme aus.
Mohlem wußte, daß es eine ganze Reihe Rätsel um
die Drachen von Ceryani gab. Niemand - außer den Marbaslahnis,
die darüber nicht redeten, und deren Schweigen bislang
respektiert worden war - wußte genau, wie die Drachen lebten,
geboren wurden, starben, wovon sie sich ernährten und wie sie es
schafften, ihre gigantischen Leiber in die Luft zu bekommen.
Vielleicht war dieses Selbstmordkommando eine gute Gelegenheit,
mehr darüber zu erfahren.
Der Flug ging zunächst über dichtes Waldgebiet, dann
wurde das Gelände karger und karstiger. Der Boden schimmerte
grau durch, das Gelände zeigte Klüfte und Spalten.
Die Marbaslahnis hatten sich nicht gerade die schönsten
Winkel für ihr Volk ausgesucht, aber vielleicht hatte auch das
etwas mit ihrer engen Verbundenheit mit den Drachen zu tun.
Ab und zu spähte Mohlem zu den Kindern hinüber. Sie
schienen vollkommen vergessen zu haben, daß sie als Geiseln
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