PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
verlassenen Hinterwäldlerplaneten
austobt.«
»Das kann ich Ihnen sagen«, murmelte Peyger Mohlem. Er
war sehr blaß geworden. »Unser besonderer Freund im
dunkeln könnte mit seiner Erfindung natürlich leicht ein
steinreicher Mann werden - in jedem Glücksspiel kann er
gewinnen, an der Börse gigantische Vermögen scheffeln. Aber
es gibt wichtigere Dinge, die man für noch soviel Geld nicht
kaufen kann.«
»Ein Romantiker«, sagte Nicole lächelnd. »Sicher,
Liebe kann man nicht kaufen.«
Mohlem schüttelte den Kopf.
»Es geht nicht um Liebe - es geht um die Unsterblichkeit.
Auf Ceryani findet in diesem Augenblick eine tödliche Lotterie
statt - und der Hauptpreis ist der Zellaktivator von Mory
Rhodan-Abro.«
8.
Sehr bedrückt saßen die zehn Geiseln in dem
Weidenkäfig. Um sie herum wurde es immer lauter und
bedrohlicher, aber noch düsterer und unheilvoller sah es in den
Köpfen der Menschen aus.
Vor allem Peyger Mohlem war bedrückt. Er wußte, daß
er sich in dieser Lage auf nichts mehr verlassen konnte - jede
Unwägbarkeit war möglich und konnte jederzeit eintreten.
Und er wußte aus eigener Erfahrung, daß die Mehrzahl
seiner Zeitgenossen ein Leben liebten, in dem möglichst viel
vorher kalkulierbar und vorhersehbar war. Überraschungen, noch
dazu unliebsame, waren nicht das, womit seine Zeitgenossen umzugehen
verstanden.
Er war einer der wenigen, die auf Ceryani lebten, die so
eigenständig und schöpferisch in ihren Gedanken waren, daß
sie immer und überall rasch umdenken und improvisieren konnten.
Und auf diesen wenigen Lebens- und Überlebenskünstlern
lastete nun die Verantwortung für das Schicksal Tausender von
Menschen.
Nichts konnte mehr vorbereitet werden - manipulierte Zufälle
würden alles und jedes über den Haufen werfen. Die einzig
wirksame Strategie bestand darin, schnell und richtig zu sehen, was
geschah und blitzartig darauf zu reagieren, aus dem Augenblick
heraus, in jeder Sekunde darauf vorbereitet, alles wieder umzuwerfen
und neu zu beginnen.
Mohlem sah hinüber zu den Marbaslahnis. Die Stimmung im immer
weiter anschwellenden Kriegslager der sonst so friedfertigen
Drachenreiter roch
nach Lynchjustiz. Die Marbaslahnis dachten gar nicht mehr daran,
ihre Abmachung einzuhalten - sie wollten sofort eine Lösung,
entweder die Lieferung ihrer Tribute oder sofortigen Angriff.
Mitten in dem allgemeinen Durcheinander konnte Mohlem die Capayken
der Marbaslahnis bei der Beratung sehen - sofern man das hitzige
Brüllen und Gestikulieren überhaupt als Beratung bezeichnen
konnte. Auch aus den Mienen der Anführer sprachen Wut und Grimm
- einzig Sholtersteen machte ein bekümmertes Gesicht.
Er war es auch, der schließlich den Kreis der anderen
verließ und sich langsam dem Weidenkäfig näherte.
Zwei Wachen öffneten für ihn die Tür des Verschlags.
Sholtersteen trat ein. Er mußte sich tief bücken, um die
niedrige Tür überhaupt durchschreiten zu können.
»Was für Nachrichten bringst du uns?« fragte
Mohlem. Sholtersteens Gesicht zeigte tiefe Betroffenheit.
»Sie sind völlig von Sinnen«, sagte er mit
grollender Stimme. »Sie fordern, daß ihr sofort dem
Drachenkönig geopfert werden sollt, weil sie keine Lust haben zu
warten.«
Aus den Augenwinkeln heraus sah Mohlem, wie die beiden Kinder
erbleichten.
»Ich habe dem widersprochen, bin aber niedergestimmt
worden«, sagte Sholtersteen gedrückt. »Daraufhin hat
man mir das Amt des Capayken entzogen. Sie werden ihr Wort brechen -
aber Sholtersteen wird zu dem seinen stehen.«
»Sehr romantisch«, sagte Nicole. »Aber was
bedeutet das in der Praxis?«
»Ich werde euch auf eurem letzten Gang zum Drachenkönig
begleiten«, verkündete der Marbaslahni. »Damit ist
der Ehre Genüge getan.«
»Wenn einer mehr stirbt, macht uns das nicht lebendiger«,
versetzte Nicole. »Haben wir überhaupt noch eine Chance?«
Mohlem dachte an das Sammelsurium von geheimen Miniaturwaffen, das
er am Körper trug - vielleicht ließ sich damit ein
Überraschungsschlag bewerkstelligen. Die Stimmung der
Drachenreiter konnte rasch umschlagen -von überschäumender
Angriffslust zu verzagter Feigheit, wenn ihnen nur energisch genug
entgegengetreten wurde. Aber die Aussichten waren erbärmlich,
und Mohlem wußte das sehr wohl.
»Man wird uns Schwerter geben«, sagte Sholtersteen.
Der Weidekäfig war so niedrig, daß er die ganze Zeit
gebückt stehen mußte. »Wir können mit dem
Drachenkönig kämpfen, und vielleicht besiegen wir ihn auch.
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