PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
brauchte ein paar Sekunden, um seinen
Flammenwerfer neu zu laden. In dieser winzigen Spanne konnte Mohlem
sehen, wie die Gruppe auseinanderstob und Deckung suchte, während
Michael die Beine in die Hand nahm und Mohlem zu folgen versuchte.
»Zurück!«
Mohlem sprang auf und rannte auf den Drachenkönig zu. Der
riesige Leib kam langsam in die Höhe. Zwei mörderische
Pranken stützten den vorderen Teil des Leibes. Der Hals krümmte
sich, suchend pendelte der riesige Schädel.
Wieder konnte sich Mohlem nur mit einem gewaltigen Sprung in
Sicherheit bringen, dennoch wurde er von den Ausläufern des
Feuerstrahls getroffen. Heftiger Schmerz schoß über
Mohlems Rücken und ließ ihn fast bewußtlos werden.
Obwohl er hätte schreien mögen, schaffte er es, an dem
Schädel des Drachen vorbeizukommen. Die Pranke, die nach ihm
schlug, verfehlte ihn.
Der riesige Leib türmte sich vor Mohlem auf. Er griff nach
oben, bekam eine der Rückenschuppen zu fassen und zog sich daran
hoch. Die versengte Schulter schmerzte höllisch, aber der Mut
der Verzweiflung ließ den Schmerz nebensächlich werden.
Mit letzter Kraft schaffte es Mohlem, sich auf den Rücken des
Drachen zu schwingen.
Er konnte hören, wie sich der Drache auflud. In seinem Innern
brodelte es laut.
Mohlem griff nach dem Schwert an seinem Gürtel. Obwohl der
Drache zu bocken versuchte, schaffte es Mohlem, die Waffe zu packen.
Mit beiden Händen umklammerte er den Griff, dann stieß er
nach unten. Bis zum Heft drang die Klinge in den Leib ein.
Nichts geschah. Eine weitere Stichflamme wurde den Geiseln
entgegengeschleudert. Immerhin war der Drachenkönig irritiert -
er verfehlte sein Ziel, und dort, wo seine Flamme den Boden traf,
brodelte das
schlagartig schmelzende Gold.
Mohlem zog die Waffe wieder hervor. Aus den Augenwinkeln heraus
sah er Michael Rhodan, der sich von der Seite an den Drachenkönig
heranzuschleichen versuchte.
»Wirf, Junge!« schrie Mohlem. Michael zögerte.
Noch einmal stieß Mohlem zu, mit letzter Kraft. Er spürte,
daß die Klinge auf Widerstand stieß.
Durch den Leib des Drachenkönigs ging ein Ruck. Das Brodeln
im Innern wurde schlagartig stärker.
Dann bäumte sich der Riesenleib auf, mit solcher Gewalt, daß
Mohlem den Halt verlor und vom Rücken geschleudert wurde. Weit
flog er durch die Luft, prallte auf den Boden, und so hart war das
Auftreffen, daß er benommen liegenblieb.
Der Drachenkönig schob sich vorwärts, auf Mohlem zu.
Wieder ließ er einen Schrei ertönen, wieder prasselten die
Steintrümmer auf Mohlem herab. Es konnte jetzt nur noch Sekunden
dauern.
Mohlem sah die zahngespickten Kiefer über sich, und dann
stürzte der Schädel auf ihn herab. Die Schnauze traf Mohlem
an der Leibesmitte, und er hatte das Gefühl, seine Knochen
brechen hören zu können. Durch den Rumpf des Drachenkönigs
ging ein Zittern, das immer heftiger wurde.
»Sholtersteen, hierher!« schrillte Michaels Stimme
durch die Höhle. »Hilf mir, Peyger zu befreien.«
Mohlem, fast besinnungslos, spürte, wie zwei Hände nach
ihm griffen. Über seinem Kopf tauchte Michaels Gesicht auf,
schweißüberströmt, und ein paar Augenblicke später
konnte er zwei andere Hände spüren. Mit vereinten Kräften
zerrten Michael und Sholtersteen Mohlem unter dem Maul des zuckenden
Drachenkönigs hervor. Rasch schleppten sie Mohlem vom Körper
des Drachens fort.
Mohlem kam auf die Knie, er starrte den Drachenkönig an.
Der Leib des Drachen war geborsten, ätzende Dämpfe
wallten daraus hervor. Offenbar hatte Mohlem mit seinem letzten
Schwertstoß den Fremdkörper getroffen und zum Platzen
gebracht, den er dem Drachen zum Fraß vorgeworfen hatte.
Das Schwert lag am Boden, die Spitze war verbogen.
Noch einmal bäumte sich der riesige Leib auf. Eine
Stichflamme raste vom Rumpf zur Decke hervor und riß einen
Kubikmeter Gestein herab. Es krachte, als die Brocken auf den Drachen
herabregneten. Und dann sah Mohlem etwas, womit er niemals gerechnet
hatte.
Ein Blitz zuckte aus dem Leib, und im nächsten Augenblick
entstand ein rasch anschwellender Feuerball im Leib des
Drachenkönigs.
»Lauft!« ächzte Mohlem.
Sholtersteen packte mit erbarmungslosem Griff zu. Mohlem spürte,
wie er gepackt und über den Boden geschleift wurde. Die tosende
Hitze der Feuerkugel griff auf das Gold über, das die Hitze
rasend schnell leitete. Mohlem spürte, wie das Metall unter
seinem Körper immer heißer wurde. Als
er die Hitze kaum mehr ertragen konnte, erreichte Sholtersteen
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