PR TB 234 Tödliche Wahrscheinlichkeit
mit
seiner Last endlich den felsigen Höhlenboden. Erschöpft
ließ der Marbaslahni Mohlems Körper fallen.
»Das war entsetzlich knapp«, keuchte Michael; die
Haare hingen ihm schweißverklebt ins Gesicht. Er grinste und
hielt Mohlem die Thermoladung vors Gesicht.
»Zufrieden, daß ich nicht geworfen habe?« fragte
er schwer atmend.
»Sehr«, bestätigte Mohlem. »Es kann noch
etwas aus Euch werden, Gevatter.«
»Gevatter«, murmelte Michael; auf sein Jungengesicht
trat ein verträumter Ausdruck. »Hm.«
»Was hat das alles zu bedeuten?« fragte Nicole
Barbers. Sie sah etwas seltsam aus - einer der Feuerstöße
des Drachen hatte ihr die Haare bis auf ein paar krause Stummel
weggesengt. Ihre Begleiter sahen nicht besser aus.
Mohlem lehnte sich gegen den kühlen Fels. Aus der Höhle
des Drachenkönigs dröhnte das Toben entfesselter Gewalten.
»Was wir da getötet haben, ist kein Drache gewesen«,
sagte Peyger Mohlem. Er spürte, wie seine Lebensgeister
zurückkehrten. Eine Tablette aus seinen Vorräten sollte ihn
wieder voll einsatzbereit machen.
»Was sonst?«
»Ein Roboter«, sagte Michael. »Die Flußsaure
hat den Reaktor zusammenschmelzen und hochgehen lassen. Dieser
Drachenkönig ist ein Kunstprodukt.«
»Und für uns heißt das«, setzte Peyger
Mohlem fort, »daß wir nun die Aufgabe haben, die Höhle
hinter dem robotischen Drachenwächter zu erkunden.«
»Was hoffen Sie dort zu finden?«
Mohlem preßte die Lippen aufeinander.
»Den Drahtzieher«, sagte er rauh. »Die Person,
die sich durch eine brutale Manipulation der Wahrscheinlichkeit in
den Besitz eines Zellaktivators setzen will.«
9.
»Funkspruch von der HOTSPUR«, gab der Bote bekannt.
»In sechs Stunden wird der Transporter landen können.«
Cassia Huddle und Mory sahen sich an und lächelten. Homer G.
Adams hatte schneller gehandelt, als notwendig gewesen wäre - es
blieb Zeit genug, um alle Eventualitäten ausgleichen zu können.
»Es wird dunkel«, sagte Cassia leise. »Ich
hoffe, die Kinder haben nicht zuviel Angst.«
Mory lächelte.
»Ich glaube nicht, daß sie sich fürchten werden.
Beide haben das Abenteuerblut ihrer Eltern geerbt. Vor allem Michael
wird die Sache sicherlich
viel Spaß machen. Er geht gerne eigene Wege, schon jetzt,
und das wird später sicherlich noch stärker ausgeprägt
auftreten.«
»Sie haben prachtvolle Kinder«, sagte Cassia. Sie sah
an Mory vorbei ins Dunkel, das sich über Poshnam ausbreitete.
»Sie werden eines Tages auch prachtvolle Kinder haben«,
prophezeite Mory. Cassia zuckte zusammen und errötete.
»Woher wissen Sie.«, stammelte sie verwirrt. Morys
Lippen zuckten leise.
»Ich kann sehen«, sagte sie ruhig. »Sie lieben
ihn sehr, nicht wahr?«
Cassia lachte.
»Das weiß ich, ernsthaft gesprochen, gar nicht. Ich
weiß nur, daß ich sehr gespannt darauf bin, was diesem
Burschen als nächstes einfallen wird, und daß ich mich
sehr wohl fühle in seiner Nähe.«
»Das ist mehr, als viele Paare von sich behaupten können«,
sagte Mory. »Es wird bestimmt nicht langweilig werden.«
»Langweilig? Mit Peyger? Ausgeschlossen!« entfuhr es
Cassia. »Aber.«
»Darf ich Ihnen einen Rat geben?«
»Nur zu«, sagte Cassia.
»Streichen Sie das Wort aber aus Ihrem Wortschatz. Mit aber
kann man alles noch so Schöne armselig machen, in Frage stellen
und sich selbst das Leben erschweren. Habe ich recht?«
»Sicher«, antwortete Cassia. »Aber.«
Mory breitete die Hände aus.
»Da haben Sie's«, sagte sie. »Wenn der Ratschlag
gut war, dann ist das aber überflüssig. War er falsch, ist
die Beteuerung sicher unsinnig. Es hört sich lächerlich an,
aber es funktioniert.«
»In der eigenen Falle gefangen«, sagte Cassia, und
Mory fiel in das Gelächter ein.
»Was machen wir nun? Die Nacht durchwachen?«
»Wir können beruhigt schlafen. Im Notfall können
uns die Waffen der HOTSPUR schützen. Bis morgen abend werden wir
wohl Ruhe haben vor den Marbaslahnis.«
»Hoffentlich«, sagte Cassia. »Ich möchte
trotzdem noch einen Rundgang durch die Stadt machen - und sei es nur,
um die Bürger zu beruhigen. Sie haben viel erdulden müssen.«
»Ich werde Sie begleiten«, sagte Mory. »Ich hole
mir nur rasch eine warme Jacke.«
Wenig später schritten sie über die Straßen von
Poshnam. Es war dunkel geworden, Wolken verfinsterten den Himmel, nur
ab und zu schickte der Mond sein kalkiges Licht auf die Stadt hinab.
Es war ruhig in den Straßen. Die Bewohner kauerten in den
Kellern der zerstörten
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