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PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft

PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft

Titel: PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Warten gelernt. Er glaubte
sogar, daß er unter allen Raumsoldaten des Imperiums der
einzige war, der praktisch seine gesamte Dienstzeit nur mit Warten
verbracht hatte.
    Nachdenklich streichelte er den als Haarbürste getarnten
Rubinlaser und fragte sich, wo er seine Falle aufstellen sollte.
Normalerweise zog er einen Platz neben seinem Bett vor, aber in
dieser Wohnung gab es kein Bett.
    Nur graue, glatte Wände, Boden und Decke und ein großes
Fenster, das ihm den Blick auf das nächtliche Schwarz des
bewaldeten Ufers und des Sees gestattete.
    »Bei allen Raumteufeln«, knurrte Hurwitzka, »warum
ist hier kein Licht?«
    Ihn traf fast der Schlag, als er die Stimme aus dem Nichts hörte.
    Die Stimme klang weich und melodisch, war weder männlich,
noch weiblich, sondern auf eine unerklärliche Weise
geschlechtslos.
    »Wünschen Sie direkte oder indirekte Beleuchtung,
Anatol?« fragte die Stimme höflich.
    »Wer. wer spricht da?« stieß der Veteran hervor,
und voller Grausen fragte er sich, ob dies eine neue Hinterlist der
Extragalaktiker darstellte. War dies ihre Art, Kontakt aufzunehmen?
Mit einer Stimme, die ihm angenehme Schauer über den Rücken
jagte?
    »MAMMA«, antwortete die Stimme.
    Licht glomm auf; milde Helligkeit, die aus den Wänden selbst
zu dringen schien.
    »Mama?« echote Hurwitzka konsterniert. »Aber das
ist unmöglich! Du bist seit zwanzig Jahren tot.«
    Die Stimme produzierte das Äquivalent eines menschlichen
Lachens; nein, korrigierte sich der Veteran sofort, es war ein
Lachen. Es war echt.
    »M-A-M-M-A«, wiederholte die Stimme betont. »Ich
bin die Multifunktionelle Adamasische Metropole Modell A. Die Stadt,
wenn Ihnen das lieber ist, Anatol. Gefällt Ihnen die Stärke
der Beleuchtung? Oder möchten Sie es etwas heller haben?«
    Hurwitzka schwitzte.
    Verzweifelt versuchte er sich an den Inhalt des
Informationsvortrags im Interkosmos-Hotel zu erinnern, aber alles,
was ihm einfiel, war ein Absatz über blausäurehaltige
Fraßgifte aus seinem ABC der Insektenvertilgung.
    »Heller? Nein, es. äh. es ist hell genug. Du bist also
die Stadt?«
    »MAMMA-1, das Protomodell der Stadt der Zukunft«,
bestätigte die körperlose Stimme. »Ich bin da, um
Ihnen zu dienen und Ihnen die zwei Monate hier so angenehm wie
möglich zu gestalten. Ich erfülle alle Ihre Wünsche.«
    Hurwitzka sah sich mißtrauisch um.
    »Alle?«
    »Alle, die in meiner Macht stehen.«
    Der Veteran grunzte. Diese Einschränkungen waren typisch für
den Kakerlaken-Charakter, aber er wollte kein vorschnelles Urteil
abgeben. Dreihundert Millionen Lichtjahre Entfernung zwischen UGC
01.347 und Terra waren eine ganze Menge, und es war durchaus möglich,
daß Wurgog nicht alles kontrollierte.
    Außerdem brauchte er Verbündete. Jeder brauchte
Verbündete. Er entschloß sich, das Risiko einzugehen und
MAMMA-1 eine Testfrage zu stellen.
    »Treiben sich auf dieser Insel zufällig ein paar
Kakerlaken herum?« fragte er mit vorgetäuschter
Gleichgültigkeit.
    »Die spezifische Insektenpopulation der gesamten Insel
entzieht sich meiner Kenntnis«, erklärte die Stadt,
»allerdings kann ich versichern, daß sich auf meinem
Territorium keine Schädlinge aufhalten. Ich besitze ein
umfangreiches Arsenal verschiedener Insektenvertilgungsmittel.
Außerdem bin ich aufgrund meiner einzigartigen zellularen
Struktur in der Lage, das Material der Stadt selbst als Waffe gegen
etwaige Schädlinge einzusetzen. Weder einer Fliege, noch ein
Käfer oder ein Kakerlak haben die geringste Chance, in meinem
Einzugsbereich länger als Null komma zwo Sekunden zu überleben.«
    Hurwitzka runzelte skeptisch die Stirn.
    Natürlich konnte das eine Lüge sein. Aber sein Instinkt,
in vierzigjähriger Wacht auf Bulls Welt am Rand der Milchstraße
geschärft, sagte ihm, daß er MAMMA-1 vertrauen konnte.
    Es war die Stimme, die ihn überzeugte.
    Kein Invasor konnte eine derart erotische Stimme nachahmen. Der
Veteran fühlte längst erloschen geglaubte Triebe wieder zu
neuer Glut erwachen.
    »Du sagtest«, brummte er und legte die vorgebliche
Haarbürste zur Seite, »du könntest mir alle Wünsche
erfüllen?«
    »Nicht alle«, schränkte die Stadt ein, »aber
sehr viele. Zum Beispiel könnte ich den Raum angenehmer
gestalten. Warten Sie. Es dauert nur eine Minute.«
    Einen Moment lang geschah nichts. Dann begann die
gegenüberliegende Wand zu wabern. Sie waberte tatsächlich -
wie Luft über einem Feuer. Aus dem Grau wurde Grün. Das
angenehme Grün einer Seidentapete.
    Fladen

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