PR TB 237 Sechs Flammende Sonnen
an.
“Wissen Sie, eigentlich sollten wir ,Du' zueinander sagen.
Förmlichkeiten liegen mir nicht."
“Wenn Sie ... wenn du meinst", nickte Mercant.
“Dann komm." Sie beugte sich zu ihm hin, hob ihr Glas
und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange.
“Ich störe nur ungern..." Im ersten Moment glaubte
der Solarmarschall, Tari Nango vor sich zu haben, als eine schlanke,
hochgewachsene Gestalt sich zwischen sie zwängte. Schließlich
erkannte er das Gesicht, das er bislang nur auf dem Interkomschirm
gesehen hatte. Es war Wilm van Kojhen, Erster Offizier
der STARLIGHT.
“Bitte?"
“Ich würde gerne den nächsten Tanz mit Ihrer
Begleiterin ..." “Selbstverständlich", stimmte
Dana zu. “Es macht dir doch nichts aus, Allan, oder?"
Bevor er antworten konnte, hatte sie sich erhoben und van Kojhen
ihre Hand gereicht. Mercant blickte ihnen sinnend hinterher.
“Machen Sie sich nichts daraus", sagte sein Nebenmann.
“Frauen sind eben so." Der Solarmarschal ließ sein
noch halbvolles Glas stehen und erhob sich. Mit den unsicheren
Schritten eines leicht Angetrunkenen ging er zu Tari Nango hinüber.
Der wirkte in Gedanken versunken und schreckte zusammen, als Mercant
ihn ansprach.
“Was haben Sie sich dabei gedacht, Nango?"
Langsam ließ der Ara sich mitsamt seinem Hocker
herumschwingen.
“Wovon reden Sie, Mister?"
“Von der letzten Nacht. Oder muß ich deutlicher
werden?"
“Tut mir leid. Ich habe keine Ahnung." Tari Nango
wollte sich wieder der Theke zuwenden, aber Mercant hielt ihn mit
einem blitzschnellen Griff zurück.
“Wenn Sie es herausfordern, kann ich auch anders."
Der Ara sah sich um. Niemand achtete auf sie.
“Gut", sagte er. “Gehen wir unter die Bäume.
Dort sind wir ungestörter."
Die Kapelle begann wieder zu spielen. Die elektronischen Klänge
übersprangen ganze Oktaven. Schreiend flüchteten die Tiere
durch das Geäst.
“Sie scheinen die Tatsachen zu verkennen, Tari Nango",
begann Mercant. “Ein einziges Wort von mir, und Sie fliegen
auf."
Der Ara machte Anstalten, sich auf ihn zu stürzen, besann
sich aber im letzten Moment eines anderen. Der Solarmarschall lachte.
“Halten Sie mich allen Ernstes für so dumm, Ihnen
unvorbereitet gegenüberzutreten? Für den Fall, daß
mir etwas zustößt, ist vorgesorgt. Und glauben Sie nicht,
daß Sie die Unterlagen finden können."
“Was wollen Sie von mir?"
“Ich sagte es schon: Teilhaberschaft."
“Unmöglich."
“Glauben Sie das nicht, Nango. Ihnen geht es an den Kragen,
nicht mir. Oder was werden Ihre Auftraggeber machen, falls Sie
versagen? Ich meine es verdammt ernst. Es gibt da einen Roboter an
Bord, der gestern nachmittag zerstört wurde ..."
“Mortens, für wen arbeiten Sie?"
“Arkoniden, Springer, spielt das eine Rolle?'"
“Nein." Der Ara preßte die Lippen zusammen. Eine
Weile schien er angestrengt zu überlegen. “Zehn Prozent",
sagte er dann. “Das ist alles, was ich Ihnen bieten kann."
“Ein Hungerlohn. Nein, mein Lieber, so können Sie mich
nicht abspeisen, bedenken Sie das Risiko. Ich will selbst mit Ihren
Hintermännern reden."
“Zwanzig Prozent."
“Die Hälfte. Und keinen Solar weniger."
“Das kann ich nicht zusichern."
“Wann?"
“Sobald wir unser Ziel erreicht haben."
Mercant schüttelte den Kopf.
“Das ist zu spät. Entweder morgen, oder Sie übergeben
mir irgendeine Sicherheit." Damit wandte er sich ab und ließ
den Ara einfach stehen.
Vom Strand drang lautes Gelächter herüber. Als der
Solarmarschall den schmalen Dschungelstreifen hinter sich gelassen
hatte, sah er mindestens die Hälfte aller Anwesenden am Wasser
versammelt. Sie schienen sich köstlich zu amüsieren.
Auch Steve McLinland war unter ihnen. Mercant schob sich wie
zufällig neben ihn.
Der Kommandant grinste spöttisch.
“Ihre Freundin, oder?" sagte er und deutete aufs Meer
hinaus, das im Schein der untergehenden Sonne wie flüssiges Gold
wirkte. “Sie ist in voller Bekleidung hineingesprungen."
Dana Jankuhrs Lachen klang gelöst. Sie winkte kurz herüber,
tauchte und kam prustend fünf Meter entfernt wieder an die
Oberfläche. Von den Wellen ließ sie sich emporheben und
dem Ufer zutragen. Daß sie nicht weiter hinausschwimmen konnte,
hatte sie mittlerweile eingesehen. Die holographische Projektion war
auch hier durch Prallfelder abgesichert.
Mit dem ergebenen Seufzen leichter Trunkenheit watete sie an Land.
Die Nässe hatte ihrem Haar nichts anhaben können; der
kunstvoll geformte Schlangenkopf wippte bei jedem Schritt
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