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PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

Titel: PR TB 246 Expedition Ins Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Skimmish begleitete und nun die Maske ablegte. Es war
Todesangst, die Sayla erfaßte. Sie sah den bekümmerten,
weisen Ausdruck in diesen Augen, und sie verstand. »Du bist
gekommen, um mich zu holen«, flüsterte sie. »Skimmish
hat sich geirrt, nicht wahr? Heute ist unser Todestag, nicht morgen.«
Sie dachte an Morrison und seine prophetischen Worte, die über
den Abgrund der Jahrhunderte wie Blätterrauschen an ihr Ohr
drangen: Weißt du, wie bleich und lüstern schaurig der Tod
zur fremden Stunde kommt, unangemeldet, ungeplant, wie ein
furchtsamer, überfreundlicher Gast, den du zu Bett gebracht
hast. Ja, sagte sich Sayla, Morrison hatte recht. Der Tod kommt nicht
in bedrohlicher Gestalt. Er kommt unangemeldet und überfreundlich
wie Con Torn, aber das ändert nichts an dem Auftrag, den er
bekommen hat. »Ich will nicht«, rief Sayla wild. »Laß
mich gehen. Ich will nicht sterben!«
    Der Haluter bückte sich und ergriff sie mit seinen vier
gewaltigen Pranken, die Stahlwände wie Papier zerreißen
konnten. Er umfaßte sie zärtlich wie ein kleines Mädchen,
das seine Lieblingspuppe in die Hand nahm. Behutsam hob er sie hoch
und schützte sie mit einer freien Pranke vor dem Regen. »Komm«,
grollte der Haluter. »Du mußt kommen. Später wird
von dir eine Entscheidung verlangt, aber jetzt entscheidet ein
anderer für dich. Wir haben wenig Zeit. Der Regen hat früher
als erwartet eingesetzt, und das bedeutet, daß wieder etwas
geschehen ist. Wir müssen uns beeilen, Sayla. Und ich muß
noch die anderen holen.«
    »Der Regen«, sagte Sayla, obwohl es närrisch war,
in diesem Moment ausgerechnet an den Regen zu denken. »Warum
regnet es? Und der Nebel. Die Leute, die durchsichtig werden. Ich
verstehe nicht. Die Schrift an der Wand. Skimmish, der vom Sterben
redete. Ich verstehe einfach nicht.«
    Con Tom drückte sie vorsichtig an sich. Dann fuhr er herum
und begann zu laufen. Hinein in den Regen, in die stürzenden
Wassermassen, die keine Quelle zu besitzen schienen und dennoch
allgegenwärtig waren. »Der Regen
    ist kein Regen«, grollte er, um dann zu lachen, während
seine Säulenbeine durch Pfützen und Morast stampften. »Was
ist mit deiner Kleidung, Sayla Heralder?«
    Meine Kleidung? dachte Sayla. Sie senkte den Kopf und betastete
ihren Overall. Verwirrt stieß sie die Luft aus der Lunge. Ihr
Overall war trocken. Und gleichzeitig fühlte sich ihr ganzer
Körper naß an. Der Regen peitschte ihr in Gesicht, ohne
daß die Tropfen auch nur einen Wasserfleck auf die Montur
zeichnete. »Sie ist trocken«, sagte sie fassungslos.
»Aber das ist unmöglich.«
    »Der Regen«, erklärte der Haluter, »ist nur
in unseren Köpfen. Wir sehen die Pfützen, aber sie
existieren nicht. Es sind andere Kräfte, die jetzt in YANINSCHA
wirken, gewaltige Kräfte, neben denen die Gewalt des Wassers
verblaßt, auch wenn wir ihre Manifestationen als Regen erleben.
Man hat einen Schleier über YANINSCHA geworfen, um die
Widersacher zu blenden. Bald wirst du alles erfahren, Sayla. Ich
werde die anderen holen, Skimmish und Rurrgronnom, Haltya und K'iin
und Tayaner Bhan, und dann werden alle erfahren, was von ihnen
verlangt wird. Hab jetzt keine Angst, Sayla.«
    Doch sie hatte Angst. Und ihre Angst wuchs, als sich vor ihnen die
Welt spaltete, einen Riß bekam wie eine fragile Eierschale. Der
Riß wurde breiter. Schwärze klaffte hungrig wie ein Maul.
Con Tom lachte erneut, während er seine Geschwindigkeit noch
steigerte und dem Riß in die Welt entgegen stürmte, der
Finsternis, die absoluter war als die Kohlenschwärze im Innern
einer Dunkelwolke. Dann gab es nichts mehr; keine Bilder, keine
Laute, keine Gedanken.

8. Die Expedition der Toten
    Der Raum war grau wie die Morgendämmerung eines Herbsttags,
ein Raum aus dem Schattenreich, in dem es nie so etwas wie Farben
gegeben hatte. Der Raum besaß keinen Boden, keine Decke, keine
Wände. Er war grenzenlos, sah man von den Grenzen ab, die sich
seine Bewohner selbst setzten, die Grenzen des Bewußtseins, die
undurchdringlichen Mauern, in fiebriger Hast errichtet und immer
wieder ausgebessert.
    »Aber jetzt«, sagte die Stimme zu Sayla Heralder, »ist
der Moment gekommen, die Mauern abzutragen, Stein für Stein,
Schicht für Schicht, bis selbst die Erinnerung an sie
verschwindet.«
    Ich träume, dachte Sayla, und dies ist kein normaler Traum,
sondern etwas anderes. Wo bin ich? Wer spricht zu mir?
    »Man nennt mich ES«, beantwortete die Stimme ihre
unausgesprochene Frage. »Man nennt mich

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