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PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

Titel: PR TB 246 Expedition Ins Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Eine
Gestalt schälte sich aus dem Nebel und schwankte an ihr vorbei.
Ein Mann. Ein untersetzter Mann, dessen Mantelschöße im
Sturm flatterten. Sayla packte seinen Arm. »Was ist los?«
keuchte sie. »Was ist geschehen?«
    Die Augen des Mannes waren groß und furchtsam. »Ich
weiß nicht«, schrie er über das Pfeifen und Heulen
hinweg. »Die Positronik dreht durch. Dieses verdammte
Blechgehirn.« Der Mann gestikulierte. Sayla sah die Ärmel
seines Mantels, die Manschetten seines schwarzen Hemdes, aber sie sah
keine Hände.
    »Ihre Hände!« stieß sie hervor. »Bei
den Sternen, was ist mit Ihren Händen?«
    Der Mann senkte irritiert den Kopf. Sein Gesicht wurde grau vor
Furcht und seine Lippen zitterten. Fassungslos starrte er die
Armstümpfe an. »Sie sind fort«, sagte er hohl. »Aber
ich spüre sie noch. Gott, ich spüre meine Hände, meine
Finger, und ich kann sowie nicht mehr sehen.« Mit einem
Aufschrei fuhr er herum und stürmte davon. Der Nebel
verschluckte ihn.
    Wie bei Las-Run, dachte Sayla. Doch was ist für diesen Effekt
verantwortlich?
    Übergangslos brach das Heulen des Sturmwindes ab. Die
Schreie, diese wahnwitzigen Laute, die dem Innern der Hölle
selbst zu entstammen schienen, dem vierten Höllenkreis, wo die
Sünder brüllend und klagend wie Meereswogen gegeneinander
tobten, verklangen zu raschelndem Wispern, um dann der Stille zu
weichen. Keiner normalen Stille, sondern der Abwesenheit des Schalls.
Sayla atmete, doch sie hörte ihre Atemzüge nicht. Sie rief
irgend etwas, doch ihre Worte wurden verschluckt, bevor sie ihre
    Kehle verlassen konnten. Sie war nicht taub - die Welt war stumm.
Und aus dieser absoluten Lautlosigkeit, deren Pendant im optischen
Bereich der Nebel war, schälten sich weitere Gestalten. Terraner
in kostbaren Gewändern aus echter Seide, aus Gold- und
Silbergespinst, in lumineszierenden Anzügen, in ätherischen
Abendkleidern, mit Diamanten und Howalgoniumkristallen geschmückt;
Männer und Frauen, die man mit Champagnergläsern in der
Hand auf mondänen Partys vermutet hätte, aber jetzt
stürmten sie wie von Furien gejagt auf den dunst verhangenen
Ausgang des Nebeldecks zu, schlugen in ihrer Panik aufeinander ein,
trampelten über Stürzende hinweg, drängten
rücksichtslos vorwärts. Sayla sah den Grund ihrer Panik:
Glieder, durch deren transparent gewordene Haut Muskeln, Sehnen und
Knochen schimmerten; durchsichtige Köpfe, in denen sich nur die
Augen oder die Ohren, der Mund oder die Nase ihre Festigkeit bewahrt
hatten und schwerelos über dem Boden zu schweben schienen. Der
Transparenz-Effekt setzte sich weiter fort. Er war kein Phänomen,
das nur Las-Run befallen hatte.
    Sayla wankte beiseite, wurde von einem bulligen Mann angerempelt,
dessen linke Gesichtshälfte unversehrt war, während die
rechte das knöcherne Grinsen eines Totenschädels zeigte,
und Sayla schrie vor Schmerz, ohne daß ihr Schrei für ihre
eigenen Ohren hörbar wurde. Keuchend blickte sie an sich
hinunter. Nein, dachte sie erleichtert, nichts. Der gespenstische
Effekt hatte sie bislang verschont. Sie blinzelte in den Nebel
hinein, zu den Gestalten, die sich verschwommen im Dunst
abzeichneten. Da ein Topsider mit durchsichtigem Oberkörper
-Echsenbeine, die sich hoben und senkten, darüber die Hüften,
die wie abgeschnitten endeten, ein knapper Meter Leere und dann der
Echsenkopf gleich einem bizarren Insekt, das flügellos durch den
Nebel flog. Dort ein Epsaler, dem der Transparenz-Effekt die Haut
gestohlen und das Geflecht der Adern, die knorrigen Muskelbündel,
die pulsierenden, grau und rot gefärbten Organe, das
Skelettgerüst freigelegt hatte. Hier eine Frau, die mit agonisch
verzerrtem Mund durch den Nebel hastete, obwohl sie keine Beine zu
besitzen schien.
    Der Nebel wurde dichter und verbarg die panikerfüllte Menge
vor Saylas Augen. Ein Tropfen traf ihre Stirn und zerplatzte. Ein
zweiter Tropfen. Wasser lief über ihr Gesicht. Aus den einzelnen
Tropfen wurde binnen Sekunden ein Regenguß, ein Wolkenbruch.
Regen? dachte Sayla genommen. Unmöglich. Völlig unmöglich.
Doch es regnete, goß wie aus Kübeln, aus Wannen. Der Regen
zerzauste die Nebelschwaden, riß sie auseinander, drückte
sie zu Boden und ersetzte sie durch eine graue Wand fallenden
Wassers. Sayla sah die verzerrten Umrisse der zentralen Stahlkugel,
die facettierten Glasmonde der Luxuskabinen, die beiden künstlichen
Sonnen, die das Innere der Hohlwelt beschienen. Der Regen kam aus dem
Nichts und hieb wie mit Myriaden nasse

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