PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
auszusteigen.«
Adlai hatte den Riegel geöffnet, führte ihn jedoch nicht zum Mund. Es dauerte einige Zeit, bis er verstand, worauf sie hinauswollte. »Du willst ausschleusen?«
»Denk doch nach. Die einzige Verbindung zwischen der FARYDOON und der CANNAE bildet ein schwer bewachtes Schott, das wir von innen nicht passieren können. Dennoch müssen wir auf dein myrmidonisches Schiff überwechseln. Also bleibt uns nichts anderes übrig: Wir unternehmen einen kleinen Weltraumspaziergang, erreichen die CANNAE von außen und schleusen wieder ein. Wenn wir eine kleine Schleuse nutzen, werden die Gui Col es nicht bemerken - hoffentlich zumindest. Sie beherrschen unsere Technologie noch nicht perfekt. Mit etwas Glück können wir sogar mit magnetisierten Sohlen über die Außenseite des Rings der FARYDOON und die Andockflansche laufen, ohne den Kontakt zum Schiff auch nur einmal zu verlieren. Das würde das Risiko minimieren.«
Dem Söldner verschlug es die Sprache. Die Idee war ebenso einfach wie genial.
»Ich halte es für möglich«, kommentierte Parizhoon. »Allerdings stimme ich Caadil zu, dass wir es nur während eines Orientierungsstopps versuchen sollten. Der Weißraum ist für uns unberechenbar, und egal wie stabil die Blase um den Schiffsverbund ist, würde ich es auch während eines normalen Linearraumflugs nicht empfehlen.«
Zwischen Adlais Fingern schmolz die cremige Hülle des Riegels. »Stellt sich nur die Frage, wie wir herausfinden, ob wir uns noch im Weißraum befinden.«
Caadil erhob sich. »Ganz einfach. Wir werfen einen Blick nach draußen und schauen nach. In den Luxussuiten der Außensektion gibt es Fensterfronten, die während des Fluges den Blick in den Vortex
ermöglichen. Es sei besser als jede Holoshow, habe ich mir sagen lassen.«
»Ein Zimmer mit Aussicht«, sagte Parizhoon. »Sehr geschmackvoll. Schade, dass wir uns nicht auf einer bequemen Kreuzfahrt befinden.«
»In einer der Suiten werden wir uns mit eigenen Augen davon überzeugen können, wo wir uns aufhalten. Wir nehmen die Waffen mit. Sobald wir normalen Weltraum vor uns sehen, sollten wir keine Sekunde zögern und ausschleusen. Wir können nur hoffen, dass uns genug Zeit bleibt.«
Keine Stunde später waren sie unterwegs. Der Weg führte durch verlassene Korridore, durch Lagerräume und vorbei an einfachen Quartieren. Sie waren stets darauf bedacht, strategisch wichtige Sektionen zu meiden, nutzten so oft wie möglich Wartungstunnel und andere verborgene Wege.
Schließlich erreichten sie erneut jene Sektion des Luxushotels, in der sich Adlai und Caadil wiedergefunden hatten. Seit der Erstürmung der FARYDOON durch die Gui Col waren inzwischen knapp achtzig Stunden vergangen. Achtzig Stunden, in denen Adlai zweimal für wenige Stunden geschlafen hatte. Er würde nicht mehr lange ohne eine größere Ruhepause durchhalten. Andererseits galt es, möglichst wenig Zeit zu verlieren. Wenn die Gui Col erst einmal ihr Ziel erreicht hatten, wohin auch immer sie unterwegs sein mochten, würde es noch weitaus schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, sein, die Gefangenen zu befreien. Vielleicht bildete die verbleibende Reisezeit die letzte Chance, Widerstand zu leisten.
Adlai blieb in dem holzgetäfelten Korridor stehen. »Welche Zimmer bieten eine Fensterfront, wie du sie erwähnt hast?«
Die Navigatorin musterte die einige Meter auseinander liegende Reihe von Türen. »Leider habe ich diesen Bereich des Schiffs noch nie bewohnt. Derartigen Luxus gönnt man einem Mitglied der Besatzung nicht, nicht einmal den echten Navigatoren.«
»Ich habe einen kompletten Bauplan der FARYDOON abgespeichert«, sagte Parizhoon. »Ich greife gerade darauf zu. Folgt mir.«
Der Mentadride schwebte durch den Korridor, wählte zielstrebig die linke Abzweigung und blieb schließlich vor einer Tür stehen, die - Verschwenderischer Luxus!, dachte Kefauver - mit einem Überzug aus silbrigem Samt verkleidet war. Er hob einen Tentakelarm und koppelte ihn
an den Verschlüsselungsmechanismus.
Lautlos schob sich die Tür zur Seite und gab den Weg in das Appartement frei.
Der Raum maß mindestens fünfzig Quadratmeter. Mehrere Sitzmöbel standen darin verteilt, an den Wänden zeigten Holobilder abwechslungsreiche Panoramen von Sternennebeln und Planetensystemen. Diverse Kommunikationspulte waren elegant in Nischen versenkt. Ein breites Bett, den Bedürfnissen von Tefrodern ebenso angepasst wie denjenigen von Blues, bildete den Mittelpunkt des Raums.
Und ein
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