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PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel

PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel

Titel: PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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die Nachlieferungen für viele Jahre problemlos vonstattengingen?
    Im Zentrum dieser roten Zone stand das Hauptmahnmal der Vodyanoi, ein mehrere hundert Meter durchmessender grünlicher Nebelsee. Hier erinnerten sich sonst Tausende an die zurückliegende Katastrophe. Es bildete Pilgerstätte und Heiligtum in einem. Dass den Vodyanoi der Zugang seit Beginn der Besatzung verwehrt war, beunruhigte sie mehr als alles andere.
    »Jagen ist eine gute Idee«, antwortete Fenji seinem Meister auf die ursprüngliche Frage. »Aber erlaube mir einen Vorschlag, es interessanter zu gestalten.«
    Der Geruch aus Cha Panggus Gebildegrube wurde zunehmend süßlicher. »Ich warte.«
    »Wir verlagern die verbotene Zone. Die Gedenkstätte soll an ihrem äußeren Rand liegen, gerade noch erreichbar bleiben ... aber ultraviolett markiert werden.«
    Panggu schwieg einige Sekunden, dann knisterte die goldene Gesichtshaut zufrieden. »Bereite eine Nachricht vor. Jeder Vodyanoi soll von der Verlagerung der Sperrzone erfahren. Allerdings werden die meisten schlau genug sein, um zu wissen, dass es sich nicht um einen Zufall handelt.«
    »Wir sehen ultraviolett«, brachte Fenji das Offensichtliche zur Sprache. »Sie nicht.« Das hieß, sie wussten um die Sperrgebiete, nicht jedoch, wo die Todeszonen lagen, in der die Piratenjäger ohne Vorwarnung ihre Beute zur Strecke brachten. Ihnen war nur bekannt, dass solche Zonen existierten. Leichen kennzeichneten manche dieser für sie unsichtbaren Grenzen bereits überdeutlich; so gut, dass sich kein Vodyanoi auch nur in die Nähe wagte. Darum wurde es ohnehin Zeit, die Grenzen zu verschieben. »Jeder einzelne Bewohner dieser Welt wird zwar vermuten, dass das Mahnmal markiert ist, aber sie können sich nicht vergewissern. Lass uns beobachten, ob ihr Erinnerungswahn bereits zur Religion geworden ist, für die sie das Risiko eingehen zu sterben. Sie werden das Mahnmal aus der Ferne sehen können, doch genügt ihnen das? Oder gehen sie weiter, auf die Gefahr hin, in eine Todeszone vorzudringen?«
    »Du hast viel von mir gelernt«, sagte Cha Panggu. »Du kennst den Wert der Psychologie! Deine Gegner nicht nur zu besiegen, sondern sie zu brechen und am Ende zu lenken ... das ist es, was einen Gui-Col-Kapitän von der Masse unterscheidet. Es hebt dich aus der Bedeutungslosigkeit, Fenji! Spiele mit deinen Opfern, lass sie tun, was du willst, aber lass sie gleichzeitig denken, es sei ihre freie Entscheidung und ihr eigener Wille!«
    Gelassen analysierte Fenji, wie sich sein Meister in Rage redete. Genau das tue ich gerade, dachte er. Und ich werde jeden Tag ein bisschen besser darin - Meister. Du bemerkst es nur nicht.
    Fenji atmete die frische Luft. Wolken bedeckten den Himmel, hinter dem der Doppelstern nur als verschwommene Silhouette zu erahnen war. Ein kühler Wind erfrischte den Gui Col, der sich aufgemacht hatte, als Jäger seine Sinne zu schärfen.
    All sein Selbst, alle Probleme, alle Überlegungen fixierten sich auf einen einzigen Punkt: die Hand am Ende des Armtentakels, die den Strahler hielt. Die Gedanken an seine Karriere verschwanden, sein Verstand kreiste nicht mehr um die Frage, wie er neben Cha Panggu bestehen und sich
    einen Vorteil verschaffen konnte.
    Er war entspannt. Zum ersten Mal seit - diese kleine gedankliche Exkursion gestattete er sich - genau dreiundvierzig Tagen. Es war die längste Phase ohne Jagd, seit er zu Cha Panggus Meisterschüler geworden war. Dreiundvierzig Nächte, in denen er sich nur oberflächlichen Schlaf und Entspannung gegönnt hatte.
    Sämtlicher Druck, der sich im Lauf dieser Zeit auf ihm abgelagert hatte, löste sich. Seine Gesichtsmuskulatur entspannte; etwas Flüssigkeit quoll aus der Augenmulde. In seiner Gebildegrube wallte das Plasma, Fenji roch das fruchtig-minzige Aroma seiner eigenen Entspannung.
    Der Duft wurde von Minute zu Minute intensiver.
    Einfach nur beobachten.
    Abwarten.
    Dem Gesang der Vögel lauschen.
    Den eigenen Atem hören.
    Irgendwann fing es an zu regnen. Der erste Tropfen fiel direkt vor Fenji Eichach auf das Metall des Luftschlittens. Im nächsten Moment fühlte er die Feuchtigkeit in seinen Haaren, im Gesicht. Sie rann durch den Stoff seiner Uniform und prickelte auf der Haut.
    Er genoss es.
    Der Schlitten folgte seiner programmierten Bahn geradezu unendlich langsam, schwebte auf dem Antigravfeld exakt zehn Meter über dem Boden. Das genügte, um die Spitze des Mahnmals nicht zu berühren. Alle Gebäude in weitem Umfeld duckten sich

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