PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
ohnehin unter dem wabernden grünlichen Nebel, aus dem bleiche Knochenenden ragten. Die Vodyanoi pflegten Fenjis Meinung nach eine äußerst bizarre Art der Erinnerungskultur.
Der Regen nahm zu. Um den Luftschlitten baute sich automatisch ein energetisches Schutzfeld auf, das Fenji jedoch per Sprachbefehl deaktivierte. Wasser rann über sein Gesicht. Als er den Mund öffnete, fielen Tropfen hinein.
Im nächsten Augenblick hämmerten Hagelkörner auf ihn ein. Fenji spürte sie wie Trommelschläge auf seinem ganzen Körper. Dennoch ging sein Atem ruhig. Er war der Jäger. Wenn der Regen endete, würde es die Beute ins Freie treiben.
Der Köder lockte. Fenji wusste, dass es sich inzwischen unter der
Bevölkerung herumgesprochen hatte.
Die Hagelkörner schlugen auch in den scheinbar so ätherischen, grünlichen Nebel. Sie prallten davon ab, als wären sie gegen eine stabile Wand geschmettert, prasselten zu Boden, und türmten sich dort zu einem kleinen, gefrorenen Berg aus Eis.
Der Hagel endete ebenso abrupt, wie er begonnen hatte.
Der Regen ließ nach und versiegte völlig.
Dann kamen sie. Vier Vodyanoi. Fenji verhielt sich vollkommen still; er richtete lediglich ein Abhörfeld aus. Zweifellos sahen sie ihn, doch sie konnten nicht ahnen, dass er jedes ihrer Worte hörte. Ein Jäger ging stets voll ausgerüstet auf die Jagd, und das hieß, dass sich der Luftschlitten auf dem höchsten denkbaren technischen Niveau befand. Hochenergieschutzfeld und Thermolaser waren das mindeste; es kaum auf die Details an.
»Dort oben«, sagte einer der Vodyanoi.
»Seine Anwesenheit ändert nichts.«
Fenji wartete, wusste, dass sie von ihm sprachen.
»Meine Meinung kennt ihr. Sie spielen mit uns. Sie wissen genau, was wir denken. Doch wir werden es ihnen zurückzahlen.«
»Ich habe eine Waffe.«
Schieß doch, dachte Fenji. Wenn du dumm genug bist, tu es.
Der Vodyanoi schoss nicht. Offenbar besaß er genügend Verstand, um zu wissen, dass es ihm nichts geholfen und eine Menge Strafaktionen nach sich gezogen hätte.
»Der Gui Col lauert auf seinem Luftschlitten, um zu schießen.«
»Genau wie erwartet.«
»Wir lassen uns nicht verunsichern. Dieser Pirat ist genauso krank wie sein Anführer Cha Panggu. Ich werde zuerst gehen.«
»Du ... «
»Ich werde gehen. Wir müssen Widerstand leisten. Und wenn nicht mit Gewalt, dann eben auf andere Weise.« Der Vodyanoi ging los.
Noch zehn Schritte bis zum Beginn der ultravioletten Markierung, die er nicht sehen konnte. Neun Schritte.
Fenji blieb völlig ruhig. Ihm entgingen nicht die zahlreichen Vodyanoi, die plötzlich aus den Häusern traten. Sie kamen geschlossen näher, bildeten eine lebendige Mauer in respektablem Abstand zu ihren vier
Artgenossen.
Viele Zeugen. Gut.
Noch vier Schritte.
Ehe er die letzte, entscheidende Bewegung tat, öffnete der Vodyanoi die linke Hand. Ein kleiner, metallener Kasten fiel zu Boden. »Ich weiß, dass du mich hörst.« Er blickte nicht auf. »Wir leisten hiermit Widerstand.« Dann ging er weiter.
Ein dünner, glutheißer Strahl jagte aus Fenjis Waffe. Fenji mochte unnötige Grausamkeiten nicht. Der Schuss drang durch die Schädeldecke seines Opfers und verwandelte dessen Gehirn im Bruchteil einer Sekunde in kochende Biomasse.
»Wir leisten hiermit Widerstand«, sagten die drei Überlebenden wie aus einem Mund.
Fenji verschlug es den Atem.
Die Vodyanoi gingen los, in Richtung ihres toten Artgenossen.
Ein Blick in den optischen Sucher genügte. Fenji zoomte das Gerät näher, das sein Opfer vor seinem Ableben hatte fallen lassen. Auf einem Display prangte ein Farbspektrum. Der Tote war nicht zufällig exakt am letztmöglichen Punkt stehen geblieben. Mit Hilfe des Geräts hatte er den Rand der Todeszone lokalisiert und war bewusst in den Tod gegangen.
Der erste der drei Vodyanoi erreichte den Leichnam und stieg über ihn hinweg. Fenji erschoss ihn.
Die beiden Überlebenden gingen weiter. »Man muss Widerstand leisten«, sagten sie. Ihre Gesichter waren ausdruckslos. Jetzt erst erkannte Fenji die erstarrte Fratze von Bürgermeister Zatronija. Er feuerte ihm ins Standbein.
Zatronija kroch weiter. Fenji ekelte sich vor sich selbst, als er den tödlichen Schuss abgab. Und doch brachte er es mit einem letzten Schuss zu Ende.
Vier Leichen. Keiner hatte es näher als zehn Meter an das Mahnmal geschafft. Das Heer der Zuschauer begann zu singen. Und zu applaudieren.
Reglos harrte Fenji aus. Er gab sich nicht die Blöße, den Luftschlitten
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