PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
Gui Col zögerte.»Sicher ist zuviel gesagt. Ich glaubte jedoch mehrfach, etwas zu hören.«
»Glauben?«, fragte Fenji Eichach spöttisch. »Mehr hast du nicht zu bieten?«
»Ich sah es als meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen.«
Fenji wandte sich beiläufig um und starrte in den Wartungsgang hinter ihnen. Nichts bewegte sich in der Dunkelheit. Völlige Stille herrschte. Einen Augenblick lang überlegte er, blind einen Feuerstoß in die Schwärze zu jagen, doch das hätte wiederum zu einer zufälligen Entdeckung durch die Überwachungssysteme des Schiffs führen können. Waffenfeuer würde in einem Kriegsschiff mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht unbemerkt bleiben.
Die große Stärke des Einsatzteams war, dass niemand von ihrer Mission und damit von ihrer Anwesenheit auf der CANNAE wusste. Die Söldner mussten glauben, alle Überlebenden hätten sich zurückgezogen; das restliche Team war inzwischen zweifellos durch die Hyperplanke zurück zur CHAJE gegangen. Die myrmidonischen Söldner wähnten ihr Schiff also sauber - zwar nach wie vor durch die Planke an die Feinde gekettet, aber
nicht mehr infiltriert.
Es würde ein böses Erwachen für sie geben. Fenji schaute auf den Chronometer. Noch knapp zwei Stunden, dann würde die zweite Angriffswelle rollen, falls die Myrmidonen bis dahin keinen Gegenangriff über die Planke starteten. In beiden Fällen würde es zum Chaos an Bord kommen. Ein Chaos, dass Fenji und seine Männer ausnutzen würden, um die Zielperson zu entführen, den Vortex-Navigator, der unerlässlich war, dieses Schiff zu steuern. Befand er sich erst einmal in ihrer Gewalt, würde er ihnen alle Geheimnisse verraten. Dafür würde der Teufel schon sorgen.
Das bedeutete allerdings auch, dass sie keine Zeit verlieren durften. Es blieben etwa einhundert Minuten, und bis zum Übergang zur FARYDOON lag noch einiges an Weg vor ihnen. Danach mussten sie neue Messungen vornehmen und hoffen, den Weg zur Gondel und zur Zentrale zu finden. Und schließlich galt es, den Piloten zu entdecken und auf den geeigneten Zeitpunkt zu warten - der spätestens mit der zweiten Angriffswelle kommen würde. Denn niemand würde damit rechnen, dass der Feind sich bereits so weit vorgearbeitet hatte.
»Was sollen wir tun?«, fragte der Gui Col.
Fenji zeigte keine Unsicherheit und fällte die einzig richtige Entscheidung. »Wir gehen weiter.«
Wenige Schritte später riss sein Helmstrahler eine Ausbuchtung des Wartungstunnels aus der Finsternis. Er blieb stehen, denn in der Ausdehnung des Tunnels hatte er den Umriss eines Roboters erkannt. Eines Kampfroboters?
Vorsichtig drehte er den Kopf und damit den Winkel der Helmleuchte.
Der fahle Strahl fiel nun genau in die Ausbuchtung, die einige Meter tief in die Wand ragte. Im Halbdunkel zeichneten sich die Silhouetten nicht nur eines, sondern mindestens eines Dutzends Roboter als schwarze Schattenblöcke ab; irgendwo reflektierte eine metallene Oberfläche das schwache Licht, und Fenji meinte, eine ölige Pfütze am Boden wahrzunehmen.
Zu seiner Erleichterung bewegten sich die Roboter nicht; sie standen starr. Offenbar handelte es sich um einen Lagerraum, in dem deaktivierte Wartungseinheiten auf ihren Einsatz warteten. Nichts von Bedeutung. Kein Grund, noch länger innezuhalten.
Sie waren noch etwa fünf Meter entfernt, als in den ersten Roboter
Bewegung kam.
Einige Dioden im oberen Teil des zylinderförmigen Grundkörpers begannen zu blinken, dann leuchtete ein handbreites gläsernes Feld rot auf.
Fenji hob den Strahler.
Ein zweiter Roboter erwachte auf diese Art, ein dritter ... dann das ganze Dutzend. Doch sie gingen nicht zum Angriff über, wie Fenji einen Augenblick lang befürchtet hatte. Es handelte sich offenbar nicht um Kampfroboter; wieso sollten diese auch ausgerechnet hier in einem Reparaturtunnel stehen?
»Zurückhalten!«, befahl Fenji den beiden Gui Col. Noch bestand eine Chance, dies hinter sich zu bringen, ohne das gesamte Schiff auf sich aufmerksam zu machen.
Ein Roboter löste sich aus dem Pulk, rollte auf drei Standbeinen näher. »Bereit zur Programmierung.« Fenji verstand die Worte dank einer intensiven Projektionsschulung, die ihn vor Beginn der Mission die Verkehrssprache der Transgenetischen Allianz gelehrt hatte. »Welche Sektion der CANNAE benötigt eine Reparatur?«
Sie reagieren automatisch auf die Annäherung eines Lebewesens, dachte Fenji. Offenbar sind sie nicht in der Lage, uns als Fremde oder Eindringlinge zu erkennen. Es sind
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